Postnatale Depression: Warum jede fünfte Mutter still leidet
Immer mehr Frauen leiden nach der Geburt ihres Kindes unter einer Depression. Trotz der Behandlungsmöglichkeiten wird das Thema totgeschwiegen.
In der heutigen Gesellschaft, in der nach aussen oft Glück und Perfektion verkörpert werden, verbirgt sich eine dunkle Realität. Eine Realität, die viele neue Mütter betrifft und doch weitgehend unbekannt ist: Perinatale Stimmungs- und Angststörungen (PMADs).
Dabei handelt es sich um psychische Erkrankungen, die während oder nach der Schwangerschaft auftreten. Dazu gehören postpartale Depressionen (PPD), postnatale Ängste und eine postpartale Psychose.
Versteckte Krise
Insbesondere in den USA ist diese Thematik von grosser Bedeutung. Das Land befindet sich mitten in einer gesundheitlichen Krise für werdende Mütter – mit den höchsten Sterblichkeitsraten aller entwickelten Nationen.
PMADs sind dort die häufigsten Komplikationen bei Geburten. Betroffen sind etwa 20 bis 14 Prozent aller neuen Mütter.
Psychische Erkrankungen – einschliesslich Suiziden – führen zu den meisten schwangerschaftsbedingten Todesfällen im Land. Besonders alarmierend ist, dass afroamerikanische Frauen dreimal häufiger an schwangerschaftsbedingten Ursachen sterben als weisse Frauen.
Kampf gegen Tabus
Trotz dieser erschreckenden Zahlen wird das Thema immer noch stark tabuisiert. Viele Betroffene schweigen aus Scham und kämpfen allein mit ihren Ängsten.
Dabei sind PMADs gut behandelbar und tragische Folgen, wie Suizide oder Kindstötungen, könnten verhindert werden. Während Schwangerschaftsdiabetes oder Präeklampsie als Krankheiten behandelt werden, wird eine postnatale Depression oftmals ignoriert.
Bisher mangelt es an Forschung, Bewusstsein und Unterstützung für betroffene Mütter. Doch langsam beginnt ein Umdenken – dank Gesetzgebern, Ärzten und Betroffenen.
Symptome erkennen
Um PMADs effektiv zu bekämpfen, muss darüber gesprochen werden. Sie äussern sich in vielfältiger Form: etwa als postnatale Depression, Angstzustände oder postpartale Psychose.
Die Symptome reichen von Traurigkeit über den Verlust des Interesses am Baby bis hin zu Schuld- oder Schamgefühlen und Hoffnungslosigkeit.
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Grund zur Hoffnung: Mit erhöhtem Bewusstsein wird das Thema zunehmend in den Fokus gerückt. Zudem gibt es mittlerweile spezialisierte Behandlungszentren und Unterstützungsgruppen.
Ein weiterer Meilenstein: Die FDA hat kürzlich Zuranolon zugelassen, die erste speziell für PPD indizierte Pille. Sie verbessert Symptome einer schweren postpartalen Depression innerhalb von nur drei Tagen.
Das ist ein grosser Fortschritt im Vergleich zu Antidepressiva. Letztere können mehrere Wochen benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten.
Jede Erfahrung ist anders
Aber auch mit fortschreitender Forschung bleibt noch viel zu tun. Jede Mutter erlebt PMADs anders und der Weg zur Genesung kann kompliziert sein.
Betroffenen sollte mit Hilfe und Fürsprache begegnet werden, um eine hoffnungsvollere Zukunft zu gestalten.