Was werdende Eltern über postpartale Depression wissen sollten

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Am 03.08.2024 - 06:17

Jede zehnte Frau leidet nach der Geburt unter einer postpartalen Depression. Was das ist und warum immer noch viel zu wenig darüber gesprochen wird ...

Frau mit Neugeborenem
Depressionen nach der Geburt sind ein Tabu-Thema. - Depositphotos

Nicht jede Mutter schwebt auf Wolke sieben, wenn ein neues Leben beginnt. Für viele ist die Zeit nach der Geburt eine Achterbahnfahrt voller emotionaler Tiefs.

Diese Phase, oft verschwiegen und tabuisiert, birgt ein Phänomen namens postpartale Depression (PPD). Es handelt sich dabei um mehr als nur den «Babyblues», jene vorübergehenden Stimmungsschwankungen, die viele frischgebackene Mütter erleben.

Das Märchen der überglücklichen Mutter

Ist das Baby erst da, ist aller Schmerz vergessen – so wird es Frauen seit jeher erzählt. Dass nach den Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wird gerne verschwiegen.

Frau mit baby
Das Frauen eingeimpfte Babyglück weicht irgendwann der Realität – und kann eine Depression zur Folge haben. - Depositphotos

Etwa 10 bis 15 Prozent der Frauen leiden nach einer Geburt unter postpartalen Depressionen, die meist unentdeckt und unbehandelt bleiben. Viele dieser Frauen fallen aufgrund von Überforderung und dem Gefühl von Hilflosigkeit in ein tiefes Loch ...

Wenn das Glück auf sich warten lässt

Postpartale Depression unterscheidet sich grundlegend vom bekannten «Babyblues», der sich oft für kurze Zeit nach der Geburt einstellt. Während der «Babyblues» meist innerhalb weniger Wochen abklingt, kann postpartale Depression Monate andauern und ohne fachgerechte Hilfe zu einer ernsthaften Belastung werden.

Ein Zustand, der nicht nur für die betroffene Mutter, sondern auch für ihr Kind schwerwiegende Folgen haben kann. Doch nicht nur werdende Mütter, sondern auch Väter, Partner und das Umfeld sollten über die Anzeichen einer postpartalen Depression Bescheid wissen.

Symptome einer postpartalen Depression

Zeigt eine Mutter nach der Geburt – oder auch noch Monate danach – folgende Symptome, kann eine Depression vorliegen:

- Andauernde Traurigkeit, Weinen und Verzweiflung

- Ängste und sogar Panikattacken

- Zweifeln am eigenen Selbstwert

- Schlaflosigkeit und Grübelzwang

- Emotionale Entfremdung gegenüber dem Baby

Treten diese Anzeichen auf, sollte die Familie schnell gemeinsam Hilfe aufsuchen.

Eine unsichtbare Last

Viele Frauen empfinden Scham oder Schuldgefühle wegen ihrer depressiven Symptome nach der Geburt. Sie befürchten Unverständnis oder Kritik von Familie und Freunden oder sogar vom medizinischen Personal.

Frau ist traurig
Eine postpartale Depression haben mehr Frauen als man denkt und sollte schnell behandelt werden. - Depositphotos

Dies führt dazu, dass zahlreiche Betroffene zögern, Hilfe zu suchen oder ihre Gefühle offen anzusprechen. Eine gefährliche Spirale aus Isolation und Verschlimmerung der Symptomatik beginnt.

Dabei ist eine Depression nach der Geburt heute gut behandelbar.

Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche

Fachleute betonen immer wieder: Postpartale Depression ist eine Erkrankung wie jede andere auch und bedarf professioneller Behandlung. Früherkennung sowie therapeutische Unterstützung können entscheidend zur Heilung beitragen.

Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Herausforderung sind vielfältig: Angefangen bei Therapiegesprächen über Medikation bis hin zu unterstützenden Gruppenangeboten für betroffene Mütter.

Seien Sie ehrlich zu sich selbst und trauen Sie sich, wirklich hinzufühlen, wie es Ihnen geht: Sie haben in jedem Moment des Lebens das Recht, glücklich zu sein – wie viel mehr mit einem neuen Menschen an Ihrer Seite. Werden Sie proaktiv und sorgen Sie gut für sich – sich Hilfe zu holen, kann ein entscheidender Schritt dabei sein.

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