Eisige Finger und Zehen? Könnte das Raynaud-Syndrom sein
Wenn deine Finger plötzlich zu Eiszapfen werden und taub sind, könnte das Raynaud-Syndrom dahinterstecken. Was du darüber wissen solltest.

Deine Finger werden bei der kleinsten Kälte weiss wie Schnee, taub und fühlen sich an wie abgestorben? Da könnte das Raynaud-Syndrom dahinterstecken.
Was nach einem harmlosen Winterproblem klingt, betrifft weltweit Millionen von Menschen und kann den Alltag erheblich beeinträchtigen.
Was genau passiert beim Raynaud-Syndrom?
Das Raynaud-Syndrom ist ein faszinierendes, wenn auch lästiges Phänomen, bei dem sich die kleinen Blutgefässe in Fingern und Zehen plötzlich zusammenziehen. Diese Verengung blockiert den Blutfluss zu den betroffenen Stellen, so, als würde jemand einen winzigen Wasserhahn zudrehen.

Der französische Arzt Maurice Raynaud beschrieb diese Erkrankung bereits 1862, doch bis heute rätseln Wissenschaftler über die genauen Ursachen. Die Blutgefässe reagieren übertrieben stark auf Auslöser wie Kälte oder Stress – ein Schutzmechanismus des Körpers, der völlig über das Ziel hinausschiesst.
Die dramatische Farbshow deiner Finger
Ein typischer Raynaud-Anfall läuft wie ein dreistufiges Theaterstück ab, bei dem deine Finger die Hauptrolle spielen. Zuerst werden sie kreidebleich oder weiss, weil das Blut praktisch komplett abgeschnitten wird – ein ziemlich beunruhigender Anblick.
In der zweiten Phase färben sich die Finger blau und fühlen sich kalt und taub an, als wären sie nicht mehr Teil deines Körpers. Diese Phase kann besonders unangenehm sein, da du praktisch kein Gefühl mehr in den betroffenen Stellen hast.
Das grosse Finale kommt, wenn das Blut zurückkehrt: Die Finger werden rot, schwellen an und beginnen zu kribbeln oder zu brennen. Dieser Moment kann schmerzhaft sein, ist aber ein Zeichen dafür, dass die Durchblutung wieder funktioniert.
Primär oder sekundär – zwei verschiedene Welten
Das primäre Raynaud-Syndrom ist wie ein eigenständiger Rebell, der ohne erkennbare Ursache auftritt und meist harmlos bleibt. Die meisten Betroffenen entwickeln diese Form zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr, oft schon in der Pubertät.

Das sekundäre Raynaud-Syndrom hingegen tritt infolge einer anderen Erkankung auf, meist Autoimmunkrankheiten wie Lupus oder Sklerodermie. Diese Form ist seltener, aber potenziell gefährlicher, da sie die Blutgefässe dauerhaft schädigen kann.
Auch bestimmte Medikamente wie Betablocker oder die ständige Arbeit mit vibrierenden Werkzeugen können ein sekundäres Raynaud-Syndrom auslösen. Die Unterscheidung zwischen beiden Formen ist entscheidend für die richtige Behandlung.
Wer ist besonders gefährdet?
Frauen sind neunmal häufiger betroffen als Männer. Die Gründe dafür sind jedoch noch nicht vollständig verstanden.
Das Alter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Während das primäre Raynaud-Syndrom typischerweise vor dem 30. Lebensjahr auftritt, deutet ein Beginn nach dem 40. Lebensjahr eher auf eine sekundäre Form hin.
Bei Menschen über 60 liegt die Prävalenz nur noch bei 0,1 bis 1 Prozent. Genetische Faktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen, denn etwa die Hälfte der Betroffenen hat Familienmitglieder mit ähnlichen Symptomen.
Strategien für den Alltag: Wie lebt man mit dem Syndrom?
Die wichtigste Waffe gegen das Raynaud-Syndrom ist die Vermeidung von Auslösern. Das bedeutet: Handschuhe werden zu deinen besten Freunden, auch wenn du nur kurz den Kühlschrank öffnest oder ein kaltes Getränk anfasst.

Emotionaler Stress kann genauso gut einen Anfall auslösen wie frostige Temperaturen. Entspannungstechniken wie Meditation oder tiefe Atemübungen können echte Lebensretter sein.
Wenn ein Anfall trotzdem auftritt, ist schnelles Handeln gefragt: Wärme die betroffenen Stellen sofort mit warmem Wasser oder einem Heizkissen auf. Je schneller du reagierst, desto kürzer und weniger schmerzhaft wird der Anfall.














