ADHS: Mythen und Missverständnisse aufgedeckt

Harriet Kent
Harriet Kent

Am 26.11.2023 - 17:59

Der Begriff «ADHS» ist in aller Munde – und ebenso viel Falschinformation darüber. Damit Kinder die richtige Hilfe erhalten, braucht es Aufklärung.

Ein Kind in der Schule ADHS
ADHS bei Kindern frühzeitig erkennen. - Depositphotos

Über das Aufmerksamkeitsdefizit- und die Hyperaktivitätsstörung (ADHS), seine Ursachen, Diagnose und Behandlung sind seit einigen Jahrzehnten viele Fehlinformationen im Umlauf. Fehlinformation oder mangelndes Wissen können im schlimmsten Fall dazu führen, dass Kinder nicht die Hilfe kriegen, die sie dringend benötigen. Darum ist es wichtig, die gängigen Vorurteile und Irrtümer zu kennen.

Der Mythos vom «Zappelphilipp»

Viele Eltern glauben, dass die Entwicklungsstörung ADHS ein Problem von Schulkindern ist. Oft wird ADHS zwar im Schulalter diagnostiziert, tatsächlich können die Symptome jedoch bereits im Vorschulalter auftreten.

Doch ab wann ist ein Verhalten problematisch? Ist es überschüssige Energie oder steckt mehr dahinter? Ist das Kind einfach etwas verträumt, oder gibt es Anlass zur Sorge?

ADHS
ADHS ist oft nicht leicht zu diagnostizieren. - Thinkstock

Wer kennt ihn nicht, den «Zappelphilipp». Der kleine Junge, der einfach nicht stillsitzen will. Es stimmt zwar, dass alle Kinder manchmal impulsiv und unaufmerksam sind.

Ein Kind mit einer Entwicklungsstörung ist jedoch mehr als nur eine «Herausforderung» für Eltern und Lehrer oder einfach ein «Tagträumer». Seine Hyperaktivität und/oder Unaufmerksamkeit stellen eine echte Alltagsbehinderung dar.

Diagnose ist nicht immer leicht

Was die Diagnose der Verhaltensstörung nicht einfacher macht: ADHS wird auf einem Kontinuum diagnostiziert. Das bedeutet, ein Kind kann auch ohne gesicherte Diagnose einige Verhaltensweisen zeigen, die typisch für die Erkrankung sind. Nicht jede Verhaltensauffälligkeit ist gleichbedeutend mit ADHS.

Auch Ärzte haben manchmal Schwierigkeiten, «normales» Verhalten von Verhaltensweisen zu unterscheiden, die auf die chronische Krankheit hinweisen könnten. Ein spezialisierter Kinderarzt ist in der Lage, die Intensität der Verhaltensweisen zu bewerten.

Für eine Abklärung muss nicht bis zum Schuleintritt zugewartet werden. Auch bei Vorschulkindern ist bereits eine Diagnose möglich.

Faul und unmotiviert? Einfach nur schlecht erzogen?

Kinder mit ADHS werden immer wieder als faul oder unmotiviert bezeichnet. Diese Annahme ist eine häufige Reaktion auf das Verhalten eines verhaltensauffälligen Kindes.

Was auf den ersten Blick wie Faulheit oder mangelnde Motivation aussieht, kann tatsächlich einen tieferliegenden Grund haben. Denn grundsätzlich gilt: Alle Kinder wollen erfolgreich sein und für ihre gute Arbeit oder Ihr Verhalten gelobt werden. Wenn ein Kind also aus diesem Muster ausbricht, lohnt es sich, genau hinzuschauen.

Kinder sind sehr sensibel. Sie realisieren genau, wenn sie beispielsweise Mühe mit etwas haben, dass ihre Klassenkameraden mit Leichtigkeit erledigen. Zu merken, dass sie nicht auf dieselbe Weise mithalten können oder «anders» sind, kann eine schmerzhafte Erfahrung sein.

Mädchen wütend Trotz
ADHS kann zu grosser Frustration bei den betroffenen Kindern führen. - Depositphotos / Katharina Gondova

Auch für Eltern kann die Betreuung eines Kindes mit ADHS eine Herausforderung sein. Sie erleben die Frustration und die Alltagsschwierigkeiten hautnah mit und kommen an ihre eigenen Grenzen.

Verhaltensweisen, die aus ADHS resultieren, können eine Herausforderung für sonst effektive Erziehungsstile sein. Für Eltern kann das sehr belastend sein. Denn ganz wichtig: ADHS ist nicht das Ergebnis schlechter Erziehung, sondern eine chronische Erkrankung.

Kann eine Behandlung betroffene Kinder heilen?

ADHS ist eine chronische Erkrankung, die oft nicht vollständig verschwindet, sondern sich im Laufe der Zeit verändert. Viele ältere Jugendliche und Erwachsene sind in der Lage, ihr Leben selbstständig zu organisieren. Sie haben sich im Laufe Ihres Lebens Techniken und Strategien angeeignet, die ihnen im Alltag helfen.

Gerade damit diese Techniken und Strategien erlernt und angewendet werden können, ist es wichtig, dass ADHS früh diagnostiziert wird.

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