Eisenmangel bei Kindern: Wie Sie ihn erkennen und bekämpfen

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Am 24.05.2024 - 11:20

Ein vitaler Eisenhaushalt ist wichtig für die Entwicklung von Kindern. Erfahren Sie bei uns die Anzeichen von Eisenmangel und wie Sie dagegen vorgehen.

Kinder benötigen für ein gesundes Wachstum eine ausreichende Eisenzufuhr.
Kinder benötigen für ein gesundes Wachstum eine ausreichende Eisenzufuhr. - Despositphotos

Ihr Kind fühlt sich schwach, schläfrig und antriebslos? Möglicherweise steckt ein Eisenmangel dahinter.

Das ist laut WHO der am weitesten verbreitete Nährstoffmangel bei Kindern aller Altersklassen, von Neugeborenen, Vorschulkindern und Jugendlichen – und zwar auch in industrialisierten Ländern.

Die Prävalenz in Europa beträgt 5 bis10 Prozent. Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter haben ein erhöhtes Risiko, denn der Eisenverlust ist oft aufgrund des Blutverlustes während der Menstruation verhältnismässig stark.

Kinder können auch glücklich aufwachsen, wenn sie zu Hause nicht nur lax erzogen werden.
Kinder können auch glücklich aufwachsen, wenn sie zu Hause nicht nur lax erzogen werden. - Depositphotos

Die gute Nachricht ist: Sowohl die Diagnose als auch die Behandlung durch eine Eisensubstitution und eine spezifische Ernährung voller Eisen sind relativ unkompliziert, sodass es Ihrem Kind schon bald wieder besser gehen wird.

Warum Eisen für Vorschulkinder und Jugendliche so wichtig ist

Eisen ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder im Vorschulalter von entscheidender Bedeutung. Denn der Nährstoff spielt eine zentrale Rolle beim Sauerstofftransport vom Herzen in den Rest des Körpers und unterstützt somit ein gesundes Wachstum von Kindern.

Das Spurenelement ist an wichtigen Körperfunktionen wie zum Beispiel der Blut- und Zellbildung und der Funktionsfähigkeit des Stoffwechsels beteiligt. Ein guter Eisenhaushalt ist wichtig für die kognitive und neurophysiologische Entwicklung des Kindes.

Ein Mangel an diesem Mineral kann hingegen zur sogenannten Eisenmangelanämie führen – bei der entweder zu wenige rote Blutkörperchen vorhanden oder diese zu klein sind, um ausreichend Sauerstoff zu transportieren.

Wie hoch ist der Eisenbedarf?

Unser Körper benötigt pro Tag ein bis zwei Milligramm Eisen. Kinder haben jedoch besonders während Wachstumsphasen einen erhöhten Eisenbedarf.

Der Eisenbedarf hängt dabei vom Alter ab. Der tägliche Eisengehalt variiert je nach Entwicklungsstufe erheblich.

Mädchen benötigen in der Pubertät aufgrund ihrer Periode bis zu 15 Milligramm Eisen täglich.
Mädchen benötigen in der Pubertät aufgrund ihrer Periode bis zu 15 Milligramm Eisen täglich. - Despositphotos

Bei Babys im Alter zwischen sieben und zwölf Monaten sollten es beispielsweise etwa 11 Milligramm Eisen pro Tag sein. Dieser Wert sinkt in der frühkindlichen Entwicklung bis zum Alter von drei Jahren auf 7 Milligramm.

Vier- bis achtjährige Kinder benötigen 10 Milligramm, im Alter von 9 bis 13 Jahren nur geringfügig weniger, nämlich 8 Milligramm. Ab dem 13. Lebensjahr benötigen vor allem Mädchen einen Eisenschub von 15 Milligramm pro Tag, dies hängt mit dem Blutverlust aufgrund der Periode zusammen.

Bei Jungen pendelt sich der Wert ab dem 13. Lebensjahr bei 11 MIlligramm täglich ein, aber auch hier kann der Bedarf an Eisen während der Wachstumsphasen noch weiter steigen.

Tipps für eine ausgewogene Eisenzufuhr

Säuglinge, die vollständig gestillt wurden und bei der Geburt reif geboren wurden, haben zunächst genügend Eisen für ihr erstes Wachstum. Doch ab dem 4. bis 6. Lebensmonat sinkt der natürliche Eisenhaushalt – hier sollten Sie als Eltern die Ernährung mit eisenreichen Nahrungsmitteln ergänzen.

Kinder und Jugendliche können dabei aus einer Vielzahl von Lebensmitteln Eisen beziehen: Von Rindfleisch über Leber bis hin zu dunklem Blattgemüse gibt es viele geeignete Lebensmittel, die leere Eisenspeicher füllen können. Fragen Sie hierfür Ihren Kinderarzt.

Eisenhaltige Lebensmittel sind für die Ernährung Ihres Kindes wichtig und beugen einer Anämie vor.
Eisenhaltige Lebensmittel sind für die Ernährung Ihres Kindes wichtig und beugen einer Anämie vor. - Depositphotos

Dabei ist es vollkommen ausreichend, wenn Kinder und Jugendliche täglich zwei bis drei eisenreiche Lebensmittel konsumieren, um ihren Tagesbedarf zu decken.

Ursachen und Symptome: Wie äussert sich Eisenmangel bei Kindern?

Eine vegane Ernährung oder auch bestehende Beschwerden und Vorerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, wie Zöliakie, rheumatische Erkrankungen oder chronische Darmerkrankungen vermindern die Resorption von Eisen und begünstigen einen Eisenmangel.

Symptome eines ernährungsbedingten Eisenmangels sind bei Kindern dabei weniger stark als bei Erwachsenen und treten meist schleichend auf. Eisenmangel mit oder ohne Anämie äussert sich in einer Fülle von Beschwerden, die je nach Alter, Schwere und anderen Begleiterkrankungen unterschiedlich ausgeprägt sind.

Müdigkeit und Leistungsabfall können auf einen Eisenmangel hinweisen.
Müdigkeit und Leistungsabfall können auf einen Eisenmangel hinweisen. - Depositphotos

Müdigkeit, Schwäche, Blässe, Benommenheit, Haarausfall oder brüchige Nägel sowie Schwindel sind häufige Anzeichen für Eisenmangel. Neurologische Symptome wie eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Konzentrationsprobleme oder Gedächtnisdefizite – mit Auswirkungen auf die schulischen Leistungen – beeinträchtigen die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen.

Auch das sogenannte Pica-Syndrom, eine Essstörung, bei der das Kind Nicht-Lebensmittel wie Erde oder Papier essen will, kann ein Symptom der Eisenmangelanämie sein.

Diagnose eines Eisenmangels beziehungsweise einer Eisenmangelanämie im Jugendalter

Der Kinderarzt oder auch der Facharzt für Hämatologie ermittelt beim Auftreten von Krankheitsanzeichen einen Eisenmangel leicht anhand eines grossen Blutbilds. Der Hämoglobin-Wert gibt Aufschluss darüber, ob zusätzlich zum Eisenmangel auch eine Blutarmut bei Ihrem Kind oder Jugendlichen vorliegt.

Weicht der Hämoglobin-Wert bis zu 3 g/dl vom medianen Wert ab, liegt ein Grund für eine Behandlung vor. Der Pädiater ermittelt zudem den Ferritin-Wert, also den Zustand des Eisenspeichers, der Auskunderft über den Eisenstoffwechsel gibt.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weisse Blutkörperchen, Hämatokrit und andere Werte werden mit altersbezogenen Normalwerten verglichen.

Wie wird eine Eisenmangelanämie natürlich behandelt?

Bei einem Eisenmangel ohne Anämie ist zunächst das Ziel, den Eisenbedarf über die Nahrung und bestimmte Diäten zu verbessern. Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kichererbsen oder auch Nüsse sind reich an Eisen.

Tierische Produkte wie Fleisch enthalten zweiwertiges Eisen, das unser Körper besser verarbeitet als dreiwertiges Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln, sogenanntes Nicht-Hämeisen.

Bei Verdacht auf Eisenmangel sollten Sie sich unbedingt vom Arzt untersuchen lassen.
Bei Verdacht auf Eisenmangel sollten Sie sich unbedingt vom Arzt untersuchen lassen. - Depositphotos

Auch Vitamin-C-reiche Säfte (Orange oder Zitrone) begünstigen die Eisenaufnahme und tragen zur Blutbildung bei. Proteinreiche Lebensmittel wie Milch hemmen hingegen die Eisenzufuhr.

Mit einer Eisentherapie schnell zu neuer Kraft

Im Rahmen einer oralen Eisensubstitution verschreibt der Kinderarzt Eisenpräparate, die in Tablettenform oder als Brause beziehungsweise Tropfen täglich einzunehmen sind. In schweren Fällen kann eine Eiseninfusion erforderlich sein, bei der die intestinale Schleimhautbarriere umgangen und somit potenziellen Nebenwirkungen vorgebeugt wird.

Bei der medikamentösen Behandlung des Eisenmangels kann es insbesondere zu Beginn zu Nebenwirkungen wie Verstopfung, Übelkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit kommen.

Eisentabletten verfärben den Stuhl Ihres Kindes zudem schwarz und die Zähne gelb. Das ist völlig normal und bildet sich nach Beendigung der Therapie zurück – also kein Anlass zur Beunruhigung.

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