Bitterer Beigeschmack: Was steckt hinter der Ozempic-Zunge?
Wer Medikamente wie Ozempic verwendet, leidet womöglich unter einem veränderten Geschmackssinn. Was hat es damit auf sich?

Immer mehr Menschen berichten nach der Anwendung von GLP-1-Medikamenten wie Ozempic von einem anhaltend unangenehmen Geschmack im Mund. Dieser wird oft als bitter, metallisch oder sauer beschrieben und hat den Spitznamen «Ozempic-Zunge» erhalten.
Auch wenn dieses Phänomen besonders bei GLP-1-Präparaten auffällt, sind ähnliche Geschmacksveränderungen auch von anderen Medikamenten wie dem Covid-19-Mittel Paxlovid bekannt. Die Beschwerden können das Essverhalten beeinträchtigen und das Geschmackserlebnis deutlich verändern.

Für Betroffene ist das oft irritierend, da der Geschmack selbst nach dem Essen bestehen bleibt. Doch was verursacht diese Veränderung?
Wie entsteht die «Ozempic-Zunge»?
Der unangenehme Geschmack entsteht wohl, wenn Wirkstoffe aus den Medikamenten nach der Aufnahme im Körper in den Speichel gelangen. Dadurch werden die Geschmacksknospen direkt beeinflusst.
Zusätzlich können GLP-1-Medikamente die Speichelproduktion reduzieren, was zu einem trockenen Mund führt und bittere oder saure Noten verstärkt. Studien zeigen, dass etwa 0,4 Prozent der Ozempic-Anwender von einer gestörten Geschmackswahrnehmung, auch Dysgeusie genannt, betroffen sind.
Unter anderen Forscher der Universität Ljubljana testeten bei 30 fettleibigen Frauen, wie sich Ozempic auf die Geschmacksempfindung auswirkt. Dabei zeigte sich, dass die Medikamentengruppe eine veränderte und oft intensivere Wahrnehmung insbesondere süsser Geschmäcker entwickelte.
Zusammenhang zwischen Geschmack und Appetit
Interessanterweise könnte die veränderte Geschmackswahrnehmung ein Grund dafür sein, warum viele Menschen unter GLP-1-Medikamenten weniger Appetit verspüren. Einige Betroffene bemerken erst auf Nachfrage, dass ihr Geschmackssinn nachgelassen hat.
Übergewicht selbst kann bereits die Sensibilität für Aromen herabsetzen, was dazu führt, dass Betroffene grössere Mengen essen, um Geschmack zu empfinden. Mit dem Gewichtsverlust steigt die Wahrnehmungsfähigkeit für Aromen wieder – plötzlich schmecken bekannte Snacks intensiver oder sogar zu stark.

Ob die Geschmacksveränderung direkt durch das Medikament oder durch die Gewichtsabnahme ausgelöst wird, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Viele Patienten erfassen die Veränderung kaum, da für sie der Gewichtsverlust im Vordergrund steht.
Was hilft?
Wer unter der Ozempic-Zunge leidet, muss das Medikament nicht zwangsläufig absetzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den unangenehmen Geschmack auch anders zu lindern.
Viel trinken hält die Mundschleimhaut feucht und unterstützt die Funktion der Geschmacksknospen. Gründliche Mundhygiene – also regelmässiges Zähneputzen, Zahnseide und der Einsatz eines Zungenschabers – helfen, Bakterien zu entfernen und das Geschmacksempfinden zu verbessern.
Auch Mundspülungen mit verdünntem Apfelessig, Zitronenwasser oder einer Natronlösung können den schlechten Geschmack mildern. Wer dennoch starke Beschwerden hat, sollte allerdings das Gespräch mit seinem Arzt suchen.