Die 4 grössten Mythen zu Depression – und was Sie wissen sollten
Depression ist nicht bloss Traurigkeit. Viele Missverständnisse verhindern, dass Betroffene die Hilfe bekommen, die sie brauchen.

Depression ist eine Krankheit, die von aussen betrachtet oft unverständlich erscheint. Es wirkt manchmal so, als ob Betroffene überreagieren oder sogar ohne erkennbaren Grund in ein tiefes Loch fallen.
Tatsächlich gibt es einige weit verbreitete Missverständnisse über diese ernsthafte psychische Erkrankung.
Irrtum Nr. 1: «Reiss dich zusammen» – Mythos vom schnellen Ausweg
Trotz der zahllosen Ratschläge auf Instagram und TikTok lässt sich Depression nicht einfach mit einem «schnellen Trick» besiegen. Vielleicht funktioniert das bei einigen wenigen Glücklichen so, aber für die meisten Menschen ist der Weg raus deutlich komplizierter.
Auch «Schuld» ist ein Terminus, der in diesem Zusammenhang nicht passt. Man kann ja auch niemanden dafür verantwortlich machen, an Krebs erkrankt zu sein oder eine Allergie entwickelt zu haben.

Ebenso wenig ist jemand schuld an der Schwere seiner Depression. Einem Depressiven mit Suizidgedanken zu raten, einfach positiv zu denken, ist wie eine Schusswunde mit einem Pflaster zu behandeln.
Irrtum Nr. 2: Depression betrifft «nur» das Gehirn
Viele Menschen glauben, Depression äussere sich nur durch Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit. Doch oft stehen körperliche Symptome im Vordergrund wie Schlafstörungen, Appetitverlust oder unerklärlicher Gewichtsverlust.
Auch chronische Erschöpfung und diffuse Schmerzen können Anzeichen sein. Das liegt daran, dass das Gehirn nicht isoliert arbeitet, sondern den gesamten Körper steuert.
Psychische und physische Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Eine Depression kann also weit über das Gehirn hinaus Auswirkungen haben.
Irrtum Nr. 3: Es gibt keinen «Grund» für die Depression
Depression entsteht nicht immer aus einem offensichtlichen äusseren Anlass. Selbst Menschen mit scheinbar stabilem Umfeld und vielen Privilegien können betroffen sein und sind es oft genug auch.
Genetische Veranlagung, frühere Traumata oder biochemische Prozesse im Gehirn spielen eine wichtige Rolle, ebenso sollten die Gesellschaft oder das soziale Umfeld als mitauslösende Faktoren in den Blick genommen werden, Stichwort Leistungsdruck oder Erwartungshaltungen.

Oft fehlt dem Gehirn die nötige Widerstandskraft, um Stress zu bewältigen, oder Letzterer ist so gross, dass das Gehirn noch keine Chance hatte, sich dementsprechend zu wappnen. Das ist vergleichbar mit einem Immunsystem, das einen Virus nicht sofort abwehren kann.
Irrtum Nr. 4: Depression hat ein bestimmtes Aussehen
Depression kann wie der mürrische Teenager in seinem Zimmer aussehen, der nur Schwarz trägt. Sie kann aber auch wie eine lebensfrohe, aktive Person wirken, die normalerweise immer mehrere knallige Farben gleichzeitig trägt.
Depression könnte auch das Spiegelbild einer Person sein oder jemanden aus Ihrem eigenen Haushalt betreffen. Ein eher introvertiertes oder nachdenkliches Wesen kann das Risiko für Depressionen grundsätzlich erhöhen.
Doch auch extrovertierte und gesellige Menschen sind oft betroffen. Wichtig ist deshalb, sich Hilfe zu suchen oder Betroffenen Unterstützung anzubieten ‒ und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.