Perfektionismus: Der schmale Grat zwischen Erfolg und Angst
Mit Perfektionismus geht häufig eine grosse Versagensangst einher. Wie Sie dennoch wieder mehr Lebensqualität erhalten, erfahren Sie hier.
Sie kennen sie bestimmt: die Perfektionisten in Ihrem Leben. Es sind jene Menschen, die ständig arbeiten und von der Vorstellung getrieben werden, niemanden enttäuschen zu dürfen.
Oder sind vielleicht Sie selbst dieser Perfektionist? Die Gesellschaft preist oft den Perfektionismus als Zeichen hoher Leistungsfähigkeit an. Doch was steckt wirklich hinter diesem Streben nach Vollkommenheit?
Die American Psychological Association definiert Perfektionismus als die Tendenz, von anderen oder sich selbst eine extrem hohe oder sogar fehlerfreie Leistung zu verlangen. Es handelt sich dabei um eine Persönlichkeitseigenschaft und nicht etwa um eine psychische Störung.
Laut einer Studienübersicht aus dem Jahr 2020 kann es sowohl positive als auch negative Formen des Perfektionismus geben. Einige streben zwar nach Vollkommenheit, erlauben sich jedoch gelegentlich Fehler. Andere hingegen leben in ständiger Angst vor Misserfolgen und leiden häufiger unter Ängsten sowie weiteren gesundheitlichen Problemen.
Zwischen Perfektionsstreben und Angsterkrankungen
Eine lange bekannte Verbindung besteht zwischen perfekten Neigungen und Ängsten. Bei Personen mit sozialer Phobie kann beispielsweise die Furcht vor negativen Bewertungen durch andere übertriebene Perfektionsbestrebungen auslösen. Soziale Begegnungen können dadurch zu einer stressigen und anstrengenden Angelegenheit werden.
Perfektionismus kann oft auch zu pathologischen Sorgen führen. Diese wiederum stellen ein Hauptmerkmal der generalisierten Angststörung (GAD) dar. Die Forscher betonen daher die Notwendigkeit, Menschen mit GAD-Symptomen nach ihrem Perfektionismus zu fragen.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Perfektionismus eine Rolle bei suizidalem Verhalten spielen könnte. Nicht nur stehen Perfektionisten unter dem Druck, vollkommen sein zu müssen. Denn sie könnten auch einem höheren Risiko für Suizid gegenüberstehen.
Strategien zum Umgang mit Perfektionismus
Aber wie kann man nun einem Perfektionisten im eigenen Leben oder sich selbst dabei helfen, ängstliche Gedanken und perfekte Verhaltensweisen in den Griff zu bekommen? Hier sind einige Vorschläge:
Nicht sagen: «Es muss nicht perfekt sein»: Dies ist das Schlimmste, was man einem Perfektionisten sagen kann. Stattdessen sollte man ihre Stärken hervorheben und ihnen mitteilen, was man an ihnen schätzt.
Das «Sollte» loswerden: Perfektionisten sind oft besessen von dem Wort «sollte». Wenn Sie sich dabei ertappen, wie Sie sich darauf konzentrieren, wie die Dinge «sein sollten», versuchen Sie das Problem umzuformulieren.
Funktionierende Lösungen finden: Die Angst vor Misserfolgen ist eine häufige Sorge bei Perfektionisten. Helfen Sie ihnen zu erkennen, dass Probleme nicht immer entweder/oder-Fragen sein müssen und bieten Sie Kompromisslösungen an.
Sich selbst oder anderen beim Umgang mit Perfektionsstreben zu helfen, ist kein leichtes Unterfangen. Doch es lohnt sich – für ein gesundes und ausgeglichenes Leben.
