7 Erkrankungen, die oft mit Endometriose verwechselt werden
Von Reizdarm bis Blasenentzündung: Warum Endometriose so oft mit anderen Krankheiten verwechselt wird und wie du die richtige Diagnose bekommst.

Über 75 Prozent aller Frauen mit Endometriose werden mindestens einmal falsch diagnostiziert, bevor sie endlich die richtige Antwort auf ihre quälenden Schmerzen erhalten.
Du denkst vielleicht, das ist nur ein statistischer Wert. Doch dahinter stehen Millionen von Frauen weltweit. Sie wandern jahrelang von Arzt zu Arzt, während ihre Beschwerden als «normal» abgetan oder mit völlig anderen Krankheiten verwechselt werden.
Wenn Gewebe am falschen Ort wächst: Was ist Endometriose eigentlich?
Bei Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, ausserhalb der Gebärmutter an Stellen, wo es nicht hingehört. Diese verirrten Gewebeherde können sich an den Eierstöcken, im Bauchraum, am Darm oder sogar an der Blase ansiedeln.

Das Tückische daran: Diese Herde reagieren genauso auf deinen Hormonzyklus wie die normale Gebärmutterschleimhaut. Sie bauen sich während des Zyklus auf und bluten während der Menstruation – nur dass das Blut nirgendwo hin kann.
Weltweit leiden etwa 10-15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter an Endometriose. Die höchste Erkrankungsrate liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, aber erste Symptome können bereits in der Pubertät auftreten.
Warum die Erkrankung so heimtückisch ist: Vorsicht, Verwechslungsgefahr
Besonders perfide: Die Stärke der Schmerzen steht nicht immer im Verhältnis zur Schwere der Erkrankung. Du kannst eine leichte Endometriose mit extremen Schmerzen haben oder eine schwere Form mit kaum spürbaren Beschwerden.
Als chronische Erkrankung kann Endiometrose sich über Jahre hinweg verschlimmern. Die Symptome sind dabei so vielfältig, dass sie leicht mit anderen Krankheiten verwechselt werden können. Wir stellen dir sieben von ihnen vor.
1. Unterleibsentzündung: Bakterien werden verdächtigt
Eine Unterleibsentzündung entsteht meist durch aufsteigende Bakterien, oft nach sexuell übertragbaren Infektionen wie Chlamydien oder Gonorrhoe. Die Symptome ähneln Endometriose verblüffend: Beckenschmerzen, Schmerzen beim Sex und unregelmässige Blutungen.
Der entscheidende Unterschied liegt oft in der Entstehungsgeschichte und zusätzlichen Symptomen wie Fieber oder Ausfluss. Bei einer Unterleibsentzündung helfen Antibiotika schnell, während Endometriose-Schmerzen dadurch nicht verschwinden.
2. Reizdarmsyndrom: Der Darm als Sündenbock
Das Reizdarmsyndrom verursacht Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen – genau wie Endometriose, die den Darm befällt. Viele Gastroenterologen denken bei diesen Symptomen nicht an gynäkologische Ursachen.

Der Schlüssel liegt im Timing: Endometriose-bedingte Darmbeschwerden verstärken sich typischerweise während der Menstruation. Wenn deine Verdauungsprobleme zyklisch auftreten, solltest du unbedingt auch an Endometriose denken.
3. Eierstockzysten: Ähnliche Schmerzen, andere Ursache
Eierstockzysten sind flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die Unterleibsschmerzen und Zyklusstörungen verursachen können. Sie entstehen im Allgemeinen durch hormonelle Schwankungen und erweisen sich oft als harmlos.
Anders bei Endometriose: Hier bilden sich spezielle «Schokoladenzysten» oder Endometriome – mit altem Blut gefüllte Zysten, die durch ihre dunkle Farbe auffallen. Diese sind ein deutlicher Hinweis auf Endometriose, werden aber nicht immer sofort erkannt.
4. Adenomyose: Die Schwester im eigenen Haus
Adenomyose ist Endometriose sehr ähnlich, nur dass das Gewebe in die Muskelschicht der Gebärmutter hineinwächst statt nach aussen. Die Symptome sind praktisch identisch: starke, schmerzhafte Perioden und Unfruchtbarkeit.

Viele Experten diskutieren noch, ob Adenomyose eine eigenständige Krankheit oder eine Sonderform der Endometriose ist. Beide Erkrankungen können auch gleichzeitig auftreten, was die Diagnose zusätzlich erschwert.
5. Gebärmuttermyome: Gutartige Wucherungen mit ähnlichen Folgen
Gebärmuttermyome sind gutartige Muskelknoten in der Gebärmutterwand, die bei vielen Frauen völlig unbemerkt bleiben. Wenn sie Beschwerden verursachen, ähneln diese stark der Endometriose: starke Blutungen, Schmerzen und Probleme beim Schwangerwerden.
Der Unterschied liegt meist in der Art der Schmerzen und im Ultraschallbild. Myome lassen sich bildgebend gut darstellen, während Endometriose-Herde oft schwerer zu erkennen sind.
6. Interstitielle Zystitis: Wenn die Blase rebelliert
Die interstitielle Zystitis, auch schmerzhafte Blasenentzündung genannt, verursacht Unterleibsschmerzen und ständigen Harndrang. Diese Symptome können auch bei Endometriose auftreten, besonders wenn die Blase betroffen ist.
Typisch für die interstitielle Zystitis sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen und das Gefühl einer nie ganz entleerten Blase. Bei Endometriose stehen dagegen meist die zyklischen Schmerzen im Vordergrund.
7. Myofasziale Schmerzen: Muskeln und Bindegewebe schmerzen
Myofasziale Schmerzen entstehen durch Verspannungen im Bindegewebe rund um die Muskeln, besonders im Beckenbodenbereich. Diese können chronische Beckenschmerzen verursachen, die leicht mit Endometriose verwechselt werden.

Der Unterschied liegt oft in der Schmerzqualität: Myofasziale Schmerzen sind meist druckempfindlich und lassen sich durch Physiotherapie bessern. Endometriose-Schmerzen haben dagegen einen deutlichen Bezug zum Menstruationszyklus.
Der Weg zur Diagnose: Gewissheit oft erst nach zehn Jahren
Weltweit vergehen durchschnittlich sieben bis zehn Jahre vom Auftreten der ersten Symptome bis zur korrekten Diagnose. In manchen Ländern kann es sogar noch länger dauern, besonders dort, wo das Bewusstsein für Endometriose gering ist.
Diese erschreckend lange Zeit liegt daran, dass es keinen einfachen Bluttest für Endometriose gibt. Viele Ärzte verlassen sich jedoch zunächst auf weniger invasive Methoden, bevor sie den definitiven Schritt zur Laparoskopie gehen.
Die Laparoskopie und das MRT als Goldstandard
Die einzige Möglichkeit, Endometriose hundertprozentig zu diagnostizieren, ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei wird eine kleine Kamera durch einen winzigen Schnitt am Bauchnabel eingeführt, um die Bauchhöhle zu untersuchen.
Während des Eingriffs können Gewebeproben entnommen und verdächtige Herde sofort entfernt werden. Obwohl es sich um einen minimalinvasiven Eingriff handelt, zögern viele Ärzte, ihn zu früh anzuordnen.

Vor einer Operation setzen Ärzte meist auf Ultraschall oder MRT-Untersuchungen. Ein vaginaler Ultraschall kann bereits grössere Endometriose-Herde und Schokoladenzysten sichtbar machen.
Behandlungsmöglichkeiten: Von Hormonen bis zur Operation
Die meisten Ärzte beginnen die Behandlung mit hormonellen Methoden, um das Wachstum der Endometriose-Herde zu stoppen. Antibabypillen, Hormonspiralen oder GnRH-Agonisten können die Östrogenproduktion unterdrücken und so auftretende Beschwerden lindern.
Der Vorteil: Diese Behandlungen sind nicht-invasiv und oft sehr wirksam gegen Schmerzen. Der Nachteil: Sie behandeln nur die Symptome, nicht die Ursache, und können Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen haben.
Wenn Hormone nicht ausreichend helfen oder du schwanger werden möchtest, kommt eine Operation infrage. Dabei werden die Endometriose-Herde möglichst vollständig entfernt, oft schon während derselben Laparoskopie, die zur Diagnose dient.














