Hormon-Chaos: Wenn ADHS und Menstruation sich verbünden
Gehirnnebel, Chaos, Verzweiflung: Hormone sabotieren das ADHS-Gehirn während der Menstruation. Betroffene berichten.

Du dachtest, deine Periode wäre schon anstrengend genug? Falls du ADHS hast, haben wir schlechte Nachrichten für dich. Die Forschung zeigt nämlich, dass sich ADHS-Symptome während bestimmter Zyklusphasen dramatisch verschlechtern können – und das hat handfeste biologische Gründe.
Wenn Hormone dein Gehirn durcheinanderbringen
Die Wissenschaft ist sich einig: Östrogen und Progesteron spielen verrückt mit deinem ADHS-Gehirn. Während der ersten Zyklushälfte steigt Östrogen an und stimuliert die Dopaminproduktion – also die Produktion des Belohnungshormons, das bei ADHS ohnehin schon aus dem Gleichgewicht ist.

Du fühlst dich in dieser Phase motivierter und konzentrierter, fast wie eine andere Person. Das liegt daran, dass Östrogen die Verfügbarkeit von Dopamin erhöht, einem Neurotransmitter, der für ADHS-Betroffene besonders wichtig ist.
Doch kurz vor der Periode stürzt dein Östrogenspiegel ab und nimmt das kostbare Dopamin mit sich; gleichzeitig steigt Progesteron an, was deine beruhigenden GABA-Neurotransmitter durcheinanderbringt. Das Ergebnis: Du fühlst dich ängstlicher, deprimierter und kannst dich noch schlechter konzentrieren als sonst.
ADHS-Symptome werden zur Hölle
ADHS-Symptome verschlechtern sich während der mittleren Lutealphase und der Menstruation drastisch, so eine Studie im Journal «Sexual & Reproductive Healthcare». Besonders betroffen sind exekutive Funktionen wie Aufgabenwechsel und -beginn.

Auch emotionale Dysregulation erreicht neue Höhen: Reizbarkeit, Traurigkeit, Angst und Hoffnungslosigkeit werden unerträglich. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf Lebensqualität, Beziehungen und Karriere.
Gleiches gilt mit Blick auf Aufmerksamkeitsprobleme, Vergesslichkeit und Organisationsschwierigkeiten. Kate Moryoussef, Gastgeberin des ADHD Women's Wellbeing Podcasts, beschreibt es treffend: «Ich kämpfe wirklich mit Gehirnnebel, Wortfindung und der Fähigkeit, mich zu organisieren.»
PMDD: Der Horror-Bruder von PMS
Hier wird es richtig düster: Viele Frauen mit ADHS leiden unter PMDD (prämenstrueller dysphorischer Störung). PMDD ist wie PMS auf Steroiden – mit Hoffnungslosigkeit, Depressionen und sogar Suizidgedanken.

Elspeth Murray, eine Personaltrainerin mit ADHS-Diagnose, beschreibt ihre Erfahrung in «Women's Health»: «Ich fühle mich völlig chaotisch und erlebe alles von Müdigkeit über Gehirnnebel bis hin zu Wut und emotionaler Sensibilität.» Erst als sie ADHS-Medikamente bekam, ging ihr ein Licht auf: Ihre PMDD-Symptome wurden deutlich schwächer.
Die Symptome verschwinden wie durch Zauberhand am ersten Tag der Periode. Du weisst genau, dass es «nur» die Hormone sind, aber das macht es nicht weniger real oder schmerzhaft.
Schmerzen werden zum Albtraum
Als wäre das nicht genug, macht ADHS auch deine Periodenschmerzen schlimmer. Eine Studie im «Journal of Health Psychology» fand heraus, dass 95 Prozent der ADHS-Frauen unter Dysmenorrhoe (schmerzhaften Perioden) leiden.
Je intensiver die ADHS-Symptome, desto schlimmer die Schmerzen. Der Grund liegt wieder beim Dopamin: Niedrige Spiegel dieses Hormons erhöhen die Schmerzempfindlichkeit.
Ausserdem führen ADHS-bedingte unregelmässige Routinen zu schlechtem Schlaf und ungesunder Ernährung. Stress verstärkt zusätzlich die Schmerzen – ein Teufelskreis.
Survival-Strategien für den Hormon-Wahnsinn
Die wichtigste Waffe in deinem Arsenal: Zyklustracking. So kannst du deine Tage entsprechend planen und in der Lutealphase verstärkt auf Erinnerungen und Timer setzen.

Sprich mit deinem Arzt über die Anpassung deiner ADHS-Medikation während kritischer Zyklusphasen. Hormontherapie für PMDD oder Medikamente gegen Stimmungsstörungen können ebenfalls helfen.
Elspeth schwört auf ganzheitliche Ansätze: regelmässige Bewegung, Chiropraktik, Lymphdrainage und eine darmgesunde Ernährung unterstützen ihre Medikation optimal. Sie betont: «Die Aufmerksamkeit darauf zu richten, wie intrinsisch Gehirn und Körper miteinander verbunden sind, war ein Rettungsanker.»














