Entzündung: Wenn der Blinddarm bei Kindern rebelliert

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Die Appendizitis, besser bekannt als Blinddarmentzündung, ist eine der häufigsten Ursachen für Notoperationen bei Kindern. Was steckt hinter der Erkrankung?

junge mit bauchschmerzen
Schmerzen im Unterbauch sind das häufigste Symptom einer Blinddarmentzündung. - Depositphotos

Ein plötzliches Weinen, ein schmerzverzerrtes Gesicht – wenn Kinder unter starken Bauchschmerzen leiden, ist die Sorge der Eltern sofort gross. Hinter harmlosen Symptomen kann sich manchmal eine ernste Gefahr verbergen.

Gerade bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist schnelles Handeln gefragt, denn sie kann sich rasant verschlimmern. Oft sind es kleine Anzeichen, die übersehen werden, doch sie können schwerwiegende Folgen haben.

Die Angst, etwas zu übersehen, begleitet viele Eltern in solchen Momenten. Umso wichtiger ist es, die Warnsignale zu kennen und rechtzeitig zu reagieren.

Alarm im Blinddarm: Wie entsteht eine Appendizitis?

Eine Blinddarmentzündung entsteht meist durch eine Blockade des Wurmfortsatzes, etwa durch Kotsteine, Speisereste oder geschwollene Lymphknoten nach Infekten. Da der Wurmfortsatz nur einen Eingang hat und wie eine Sackgasse aufgebaut ist, sammeln sich dort leicht Bakterien an und rufen eine Entzündung hervor.

mädchen blinddarmentzündung
Am häufigsten tritt die Blinddarmentzündung bei Kindern im Alter zwischen 10 und 15 Jahren auf. Kleinkinder sind eher selten betroffen. - Depositphotos

Seltener sind Ursachen wie Wurmbefall oder das Verschlucken von Fremdkörpern, zum Beispiel Kirsch- oder Melonenkernen. Auch ein abgeknickter Wurmfortsatz oder Darminfekte können die Entstehung einer Blinddarmentzündung begünstigen.

Wird die Blockade nicht beseitigt und vermehren sich Bakterien, folgt nahezu unvermeidlich die schmerzhafte Entzündungsreaktion.

Von Bauchschmerzen bis Fieber: Die Symptome der Blinddarmentzündung

Zu Beginn bemerken Sie bei Ihrem Kind in der Regel plötzlich auftretende, krampfartige Bauchschmerzen, die meist um den Bauchnabel beginnen und später in den rechten Unterbauch wandern. Die Schmerzen verstärken sich häufig beim Gehen, Hüpfen, Husten oder Niesen, und der Bauch fühlt sich angespannt und druckempfindlich an.

Zusätzlich leidet Ihr Kind unter Übelkeit, Erbrechen und starker Appetitlosigkeit. Leichtes Fieber, Verstopfung oder Durchfall sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl sind ebenfalls typische Begleiterscheinungen.

fiebermessen beim mädchen
Die Symptome einer Blinddarmentzündung sind oft unspezifisch und können von Bauchschmerzen über Übelkeit bis zu Fieber reichen. - Depositphotos

Gerade bei jüngeren Kindern ist es schwierig, die Beschwerden genau zuzuordnen, da sie Schmerzen oft nicht klar beschreiben können. Babys wirken gereizt, zeigen übermässige Müdigkeit oder haben einen aufgeblähten Bauch.

Vorsicht vor dem Durchbruch: Ein Notfall mit ernster Bedrohung

Nach etwa zwei bis drei Tagen kann es passieren, dass der entzündete Appendix platzt und Bakterien sich im Körper ausbreiten: ein lebensgefährlicher Zustand. Es könnte sich sogar Eiter (ein Abszess) im Bauchraum bilden.

Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sollten Sie daher sofort medizinische Hilfe suchen. Je früher die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung Ihres Kindes.

Diagnosestellung: Abtasten, Blutprobe und Ultraschall

Zunächst wird Ihr Kind gründlich untersucht: Der Arzt tastet den Bauch ab, prüft auf Druckschmerz und achtet auf typische Anzeichen wie eine Abwehrspannung im rechten Unterbauch. Oft werden zusätzlich die Körpertemperatur gemessen und Blut- sowie Urinproben entnommen, um Entzündungswerte zu bestimmen und andere Ursachen auszuschliessen.

Ein besonders wichtiger Schritt ist die Ultraschalluntersuchung, da sie schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung ist und häufig die gewünschte Klarheit bringt. Bei unklaren Befunden können weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig sein.

junge beim kinderarzt
Der Kinderarzt wird den Bauch Ihres Kindes zunächst gründlich abtasten. - Depositphotos

In seltenen Fällen, wenn die Diagnose unsicher bleibt, wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Sie erlaubt es, den Blinddarm direkt zu begutachten und gegebenenfalls gleich zu entfernen.

Wenn der Blinddarm entfernt wird

Die Behandlung einer Blinddarmentzündung bei Kindern hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. In unkomplizierten Fällen wird zunächst eine Therapie mit Antibiotika versucht.

Allerdings kommt es dabei häufig zu Rückfällen, sodass viele Ärzte trotzdem eine Operation empfehlen. In den meisten Fällen wird der entzündete Blinddarm operativ entfernt.

Dieser Eingriff heisst Appendektomie und ist ein Routineverfahren im Kindesalter. Der Eingriff kann minimalinvasiv (Schlüssellochtechnik) oder durch einen Bauchschnitt erfolgen.

Nach der Operation: Ein Leben ohne Wurmfortsatz

Nach der Blinddarmentfernung bleibt Ihr Kind in der Regel noch einige Tage im Krankenhaus, um sich zu erholen; auch wird die Wundheilung hier noch beobachtet. Bei unkomplizierten Verläufen kann Ihr Kind schon nach zwei Nächten wieder nach Hause.

Im Fall komplizierter Entzündungen, etwa mit Abszess, sind ein längerer Aufenthalt und eine Antibiotikabehandlung notwendig. Zu Hause darf Ihr Kind in den ersten Wochen keine schweren Lasten heben oder anstrengende Sportarten ausüben.

schlafendes mädchen
Ihr Kind benötigt nach der Blinddarmoperation viel Ruhe. - Depositphotos

Leicht bekömmliche Nahrung ist anfangs ratsam, eine spezielle Diät ist aber nicht erforderlich. Duschen ist meist ab dem fünften Tag nach der Operation erlaubt, solange die Wunde gut verheilt ist.

Achten Sie auf Warnzeichen wie Rötung, Schwellung oder Nässen der Wunde, Fieber oder starke Bauchschmerzen. Kontrolltermine beim Kinderarzt zur Wundkontrolle und Nachsorge sind wichtig, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Heilung optimal zu begleiten.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen