Sind Diät-Apps für Kinder sinnvoll?

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen Apps, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Experten weisen dagegen auf die Risiken des Trends hin.

Jugendliche am Handy, Milch, Haferflocken, Bananen
Nicht nur Zahlen zählen: Fachleute warnen, dass Apps bei Kindern das Gespür für Hunger, Sättigung und eigene Bedürfnisse verzerren können. - Depositphotos

Digitale Tools versprechen Kontrolle, Motivation und schnelle Ergebnisse. Auch Kinder greifen längst zu Abnehm-Apps, um fitter oder «gesünder» zu werden.

Hinter bunten Grafiken und Erfolgskurven allerdings lauern Risiken, die das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen leicht erschüttern können.

Zwischen Selbstfürsorge und Selbstkontrolle

Viele Apps, die Kalorien zählen oder Sporteinheiten aufzeichnen, richten sich an Erwachsene. Wenn Kinder diese Sturkturen übernehmen, verlieren sie leicht das Gespür für ihre eigenen Bedürfnisse.

Waage, Gewicht, verzweifelte Person
Kinder, die früh mit Kalorienzählen beginnen, neigen häufiger zu Essstörungen, wie die Forschung zeigt. - Depositphotos

Statt Hunger oder Sättigung wahrzunehmen, starren sie auf Nährwerttabellen. Das kann dazu führen, dass sie Essen als etwas Negatives empfinden – und sich ihr Selbstbild nur noch um Zahlen dreht.

Studien aus der Psychologie belegen, dass eine frühe Gewichtsfokussierung mit einem erhöhten Risiko für ein gestörtes Körperempfinden einhergehen kann.

Motivation mit Risiko

Natürlich können digitale Tools motivieren: Wer Schritte zählt, trinkt mehr Wasser oder bewegt sich bewusster. Aber der Übergang zum Zwang ist fliessend.

Viele Kinder neigen dazu, Kontrolle mit Erfolg zu verwechseln. Wird das Abendessen zur Strafe für ein überschrittenes Kalorienziel, ist die Grenze überschritten.

Besonders riskant sind Apps ohne pädagogische Begleitung. Sie fördern Vergleiche, Leistungsdruck und Geheimhaltung – gefährliche Vorläufer von Essstörungen.

Chancen bei richtiger Nutzung

Es gibt jedoch auch solche Apps, die dem Nachwuchs helfen, gesundes Verhalten zu lernen – etwa Schlaf- oder Bewegungsprogramme. Der entscheidende Unterschied liegt im Fokus: Statt Gewichtsverlust steht hier Wohlbefinden im Mittelpunkt.

Jugendliche mit Krankheiten wie Diabetes profitieren besonders, wenn sie ihre Ernährung dokumentieren. Wichtig ist zudem eine Nutzung unter Aufsicht eines Facharztes oder Ernährungsberaters.

Eltern als Begleiter

Eltern sollten aktiv mitgestalten, wenn ihre Kinder Apps zur Gesundheit nutzen. Sie können gemeinsam prüfen, welche Programme datenschutzkonform und altersgerecht sind.

Kind mit Handy
Auf die Auswahl kommt es an: Einige Gesundheits-Apps setzen auf spielerisches Lernen und fördern ganzheitliche Gesundheit statt Gewichtskontrolle. - Depositphotos

Elternkontrollen helfen auch, gefährliche Funktionen – etwa Kalorienanzeigen – auszuschalten. Noch wichtiger ist das Gespräch: Warum will das Kind eine App nutzen? Welche Ziele verfolgt es?

Ergänzend sind gemeinsame Aktivitäten wie Kochen oder Spaziergänge wertvoll, um ein natürliches Verhältnis zu Bewegung und Essen zu fördern.

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