Das Rätsel der Männergrippe: Mythos oder Realität?

Karolin Hallberg
Karolin Hallberg

Am 26.07.2024 - 11:30

Beim Wort «Männergrippe» können viele Frauen nur die Augen verdrehen. Doch was ist dran an der Erkältung, die Männer deutich heftiger zu erwischen scheint?

Mann ist erkältet
Viele Männer leiden bei Krankheit oft deutlich mehr als Frauen. - Deositphotos

In den kälteren Monaten hört man oft von einem Phänomen, das als «Männergrippe» bezeichnet wird. Doch was steckt wirklich dahinter? Ist es nur ein humorvoller Ausdruck für Männer, die über ihre Erkältungssymptome klagen, oder gibt es tatsächlich eine wissenschaftliche Grundlage dafür?

Die Antwort ist komplexer als man zunächst annehmen könnte und erfordert einen Blick auf verschiedene Aspekte ...

Männliches Immunsystem: Anfällig und sensibel

Betrachtet man die Biologie des menschlichen Körpers, stellt sich heraus, dass das männliche Immunsystem in vielerlei Hinsicht anders funktioniert als das weibliche. Forschungen haben gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf Krankheitserreger reagieren.

Mann ist erkältet
Gerade Erkältungsviren haben bei Männern oft leichtes Spiel. - Deositphotos

Es wurde festgestellt, dass das männliche Immunsystem tendenziell weniger effizient arbeitet und Krankheiten so intensiver wahrgenommen werden. Dies könnte erklären, warum Männer bei einer Grippe häufiger über stärkere Beschwerden berichten.

Warum ist das männliche Immunsystem schwächer?

Forschungen zufolge beeinflusst das weibliche Sexualhormon Östrogen die Immunantwort und regt die Vermehrung von Abwehrzellen an. So werden Krankheitserreger schneller und effektiver bekämpft als in einem männlichen Körper.

Fakt ist: Das Hormon Testosteron scheint die Immunabwehr sogar zu unterdrücken. Vermutet wird, dass, je mehr Testosteron ein Körper produziert, desto schlechter seine Immunabwehr ist.

Das Rollenspiel der Geschlechter

Aber nicht alles lässt sich mit Biologie erklären. Soziale Faktoren spielen ebenfalls eine grosse Rolle beim Verständnis dieses Phänomens. Historisch gesehen wurden Männern Eigenschaften wie Stärke und Widerstandsfähigkeit zugesprochen.

Sie könnten daher das Bedürfnis verspüren, bei Krankheit stärker zu leiden oder ihre Symptome geradezu zur Schau zu stellen, um diese traditionellen Rollenerwartungen zu erfüllen. Auch das könnte als Grund durchgehen, warum die «Männergrippe» als solche wahrgenommen wird.

Ein ungesunder Lebensstil hat Auswirkungen

Aber nicht nur das Geschlecht, sondern auch die Lebensumstände beeinflussen die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheiten. Studien zufolge ernähren sich Männer häufig ungesünder als Frauen.

Mann raucht Zigarette
Rauchen hat einen negativen Einfluss auf das Immunsystem. - Depositphotos

Männer rauchen in der Regel öfter, trinken mehr Alkohol und achten auch sonst deutlich weniger auf ihre Gesundheit als Frauen. Dies hat ebenfalls Auswirkungen auf die Immunabwehr.

Wie man eine (Männer-)Grippe richtig behandelt

Unabhängig davon, ob es sich bei der Männergrippe nun um einen Mythos oder eine Realität handelt – wichtig ist vor allem eins: die richtige Behandlung und Pflege. Bei einer Grippe sollte auf ausreichend Ruhe und Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Zudem können Medikamente zur Linderung der Symptome beitragen. Sollten die Beschwerden jedoch anhalten oder sich verschlimmern, ist ein Arztbesuch unumgänglich.

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