Kälte und ein krankes Herz: Eine riskante Beziehung

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Der Winter ist für Herzpatienten besonders riskant. Kälte lässt den Blutdruck steigen und das Herz arbeitet härter. Diese Gefahren drohen.

winter herz
Herzkranke müssen im Winter besonders gut auf sich achten. - Depositphotos

Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur Schneeflocken und Glühwein mit sich, sondern auch eine unsichtbare Gefahr für dein Herz. Während du dich spätestens draussen in warme Jacken hüllst und drinnen die Heizung aufdrehst, arbeitet dein Herz-Kreislauf-System auf Hochtouren – und das kann bei bestehenden Herzproblemen schnell kritisch werden.

Warum die Kälte dein Herz unter Stress setzt

Dein Körper reagiert auf Kälte wie ein perfekt abgestimmtes Notfallsystem: Die Blutgefässe verengen sich blitzschnell, um die kostbare Körperwärme zu bewahren. Diese natürliche Schutzreaktion lässt jedoch deinen Blutdruck in die Höhe schnellen.

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Bluthochdruckkranke, Herzinsuffizienz-Patienten, Vorhofflimmerer und Personen mit Thrombosen erleben im Winter eine Verschlechterung ihrer Symptome. - Depositphotos

Bei gesunden Menschen ist diese Anpassung kein Problem, doch wenn du bereits unter Herzerkrankungen leidest, können die niedrigen Temperaturen zur Gefahr werden. Studien zeigen, dass das Risiko für Herzinfarkte an extremen Kältetagen um bis zu 33 Prozent steigt.

Besonders Menschen mit koronarer Herzkrankheit sind gefährdet. Die bereits verengten Gefässe haben noch weniger Spielraum für diese zusätzliche Belastung.

Das Schneeschaufel-Dilemma: Warum Rettungskräfte im Winter Überstunden machen

Das Schneeschaufeln kombiniert gleich mehrere Risikofaktoren auf perfide Weise: intensive körperliche Anstrengung, Kälteexposition und oft auch Zeitdruck. Dein Herz muss nicht nur gegen die Gefässverengung ankämpfen, sondern gleichzeitig die plötzliche körperliche Extra-Belastung bewältigen.

Kardiologen raten ihren Patienten deshalb oft kategorisch vom Schneeschaufeln ab. Wenn es doch sein muss, dann nur bei geringen Schneemengen, mit kleineren Schaufeln und durch Schieben statt Heben.

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Bereits nach kurzer Zeit (zwei bis zehn Minuten) beim Schneeschaufeln kann die maximale Herzfrequenz erreicht werden, besonders bei Personen mit Herzkrankheiten. - Depositphotos

Am besten delegierst du diese Aufgabe jedoch an gesunde Nachbarn oder professionelle Räumdienste. Dein Herz wird es dir danken.

Die unsichtbare Bedrohung: Überhitzung im Winter

Paradoxerweise lauert im Winter nicht nur die Kälte als Gefahr, sondern auch ihr Gegenteil: die Überhitzung. Du ziehst dich warm an, bewegst dich körperlich – und plötzlich gerätst du ins Schwitzen.

Wenn du dich überhitzt, weiten sich deine Blutgefässe plötzlich stark aus, was zu einem rapiden Blutdruckabfall führen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn du dann auch noch Alkohol getrunken hast, der deine Gefässe bereits zusätzlich erweitert (hat).

Das Schwitzen im Winter solltest du als Warnsignal ernst nehmen und sofort eine Pause einlegen. Gehe ins Warme, entferne eine Kleidungsschicht und lass deinen Körper zur Ruhe kommen.

Grippe als heimlicher Herzfeind: Impfung kann retten

Viele Menschen unterschätzen, wie gefährlich eine Grippe für Herzpatienten werden kann. Die Infektion löst eine starke Entzündungsreaktion in deinem Körper aus, die auch dein Herz-Kreislauf-System betrifft.

Studien belegen, dass das Risiko für einen Herzinfarkt innerhalb der ersten sieben Tage nach einer Grippeerkrankung um das Sechsfache steigt. Die Entzündung kann dazu führen, dass sich Ablagerungen in deinen Gefässen lösen oder Blutgerinnsel entstehen – beides typische Auslöser für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

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Die Grippe-Impfung wirkt doppelt: Sie verhindert die Infektion und unterdrückt entzündliche Prozesse, die Gefässablagerungen lösen oder Gerinnsel bilden können. - Depositphotos

Deshalb ist die Grippe-Impfung für dich als Herzpatient nicht nur empfehlenswert, sondern essenziell. Kardiologen bezeichnen sie mittlerweile als «vierte Säule der Herzinfarktprävention».

Dein Winterfahrplan für ein gesundes Herz

Mit den richtigen Vorsichtsmassnahmen kannst du auch mit Herzproblemen sicher durch den Winter kommen. Der Schlüssel zum Glück liegt darin, deinem Herz die zusätzliche Belastung zu ersparen, ohne dabei zum Stubenhocker zu werden.

Bewegung bleibt wichtig – sie muss nur angepasst werden. Beschränke deine Zeit im Freien bei extremer Kälte und kleide dich in mehreren Schichten.

Ein Schal über Mund und Nase wärmt die Atemluft vor und entlastet deine Lungen. Kontrolliere regelmässig deinen Blutdruck, da dieser in der kalten Jahreszeit oft ansteigt.

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