Musik und Demenz: Die Kraft der Töne
Demenzforscher sind der Meinung, dass Musik in der Behandlung dementer Patienten eine wichtige Rolle zukommen könnte. Vertraute Klänge sind hierbei zentral.
Musiktherapie wird schon seit langem praktiziert, jedoch von der medizinischen Fachwelt oft belächelt. Zu Unrecht, denn insbesondere bei Menschen mit Demenz hat sich Musik als äusserst wirksames therapeutisches Hilfsmittel erwiesen.
Mehr als nur schöner Klang
Beim Hören von Musik sind mehrere Bereiche unseres Gehirns beteiligt. Das fanden Forscher bereits vor rund zehn Jahren in Studien heraus.
Zu den beteiligten Hirnregionen gehören der kognitive Bereich, der die Wahrnehmung und Lernprozesse steuert, sowie der motorische Bereich. Zudem – und das ist besonders wichtig – wurde nachgewiesen, dass der limbische Bereich involviert ist.
Letzterer ist nicht nur für Emotionen zuständig, sondern auch für Erinnerungen. Das wiederum erklärt, warum Musik einen so einzigartigen neurologischen Einfluss hat.
Vielversprechende Methode bei Demenz
Forschungen zeigen eindrucksvoll den positiven Effekt der Musiktherapie auf Menschen mit Demenz. Sie verringert Angst und Depressionen, verbessert das Wohlbefinden der Patienten und steigert die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und Stress zu bewältigen.
Ausserdem zeigte sich, dass Musik sogar unmittelbar die kognitive Funktion dementer Menschen verbessern konnte. Das gelingt wohl dadurch, dass beschädigte neuronale Verbindungen im Gehirn mithilfe von Musik repariert werden – mit Medikamenten wird dies vergeblich versucht.
Vertraute Klänge wecken Erinnerungen
Einfach damit, das Radio anzuschalten, ist es natürlich nicht getan, denn diese Regeneration lässt sich nicht durch beliebige Musikstücke erzielen. Besonders vielversprechend sind Melodien und Musikwerke aus der Jugend des Patienten – eine liebgewonnene Opernarie oder Elvis Presleys Ohrwürmer.
Musik, die die demente Patienten gerne gehört haben, ist eng mit Emotionen und Erinnerungen verbunden. Forscher entdeckten interessanterweise, dass Teile des Gehirns, welche musikalische Erinnerungen speichern, tendenziell weniger von Demenz betroffen beziehungsweise beeinträchtigt sind.
Deshalb können Menschen mit Demenz Erinnerungen, die mit der eigenen Lieblingsmusik verbunden sind, beim Hören dieser vertrauten Klangwelten oft wieder abrufen.