Jahresvorsätze – wie gelingen sie wirklich?
In diesem Gastbeitrag erklärt Coach Raphael Fässler, wie die «Kreativität» genutzt werden kann, um die eigene Zukunft zu kreieren.
Kreativität nennt sich die zweite Phase des Schöpfungskreislaufes. Sie erfolgt durch einen intuitiven Impuls aus der Stille heraus (Erste Phase der «Stille» siehe Beitrag vom 19. Dezember 2024).
Ich möchte euch die Geschichte von Anna erzählen. Ihr Alltag als Projektmanagerin fühlte sich wie ein nie endender Wettlauf an. Ständig war sie erreichbar, immer darauf bedacht, es allen recht zu machen. Doch in ihrem Inneren spürte sie eine Leere – sie hatte sich selbst verloren. Eines Abends, als sie allein auf ihrem Sofa sass, das Handy vibrierend neben sich, hielt sie inne. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie musste sich schmerzlich eingestehen: «Ich fühle mich traurig und einsam. So kann und darf es nicht weitergehen.»
Am nächsten Morgen nahm Anna sich einen freien Tag. Sie verstaute ihren Laptop und legte das Handy in eine Schublade. Sie genoss eine Auszeit in der Natur und schrieb zum ersten Mal seit Jahren wieder in ihr Tagebuch. Sie stellte sich folgende Frage: «Was will ich wirklich?»
Was willst du wirklich?
Die Antwort kam zögerlich, aber klar: Sie wollte Frieden und Freude spüren. Sie wollte wieder das Gefühl haben, zu leben, anstatt zu funktionieren.
Anna erinnerte sich an eine Übung, die ihr vor Jahren ein Coach gezeigt hatte. Sie schrieb all ihre offenen Loops auf – Aufgaben, Versprechen, die sie anderen und sich selbst gemacht hatte. Eine lange Liste entstand. Stück für Stück sprach sie die Worte aus:
«Ich muss gar nichts. Ich entlasse mich aus dem Druck, es mir und allen anderen recht machen zu müssen. Ich wähle jetzt neu.»
Danach fühlte sie sich leichter, als hätte sie ein unsichtbares Gewicht abgeworfen.
In den folgenden Wochen richtete Anna ihr Leben neu aus. Sie schlief genug und begann jeden Morgen still zu sitzen und ihre Absichten für den Tag zu formulieren. Sie sagte Nein zu Aufgaben, die sie ausbrannten und schaffte sich Zeiträume, um sich mit Achtsamkeit und Hingabe für nur eine Sache im Hier und Jetzt hinzugeben – ohne Handy, ohne gar nichts.
Wie du Flow-Zustände kreierst
Mit der Zeit entdeckte und spürte sie eine neue beflügelnde Kraft in sich: Sie nannte sie «Flow». Ein Moment blieb ihr besonders in Erinnerung. Als sie sich bei ihrem täglichen Abendritual schöne Bilder vorstellte und reinfühlte, kam ihr intuitiv folgende Vision:
Sie sah sich lachend in einem kleinen, grünen Garten vor ihrem wunderschönen Tiny House, umgeben von Menschen und Tieren, die sie liebte. In diesem Moment fühlte sie etwas, das sie lange vermisst hatte – Freude, Hoffnung, Liebe.
Das Leben testet dich – höre hin
Annas Reise war kein linearer Prozess. Es gab Rückschläge, Tage voller Zweifel, an denen die alten Gewohnheiten und Muster sie testete. Doch mit jeder bewussten und achtsamen Annahme und Entscheidung – mit jeder kleinen Gewohnheit, die sie etablierte, wurde sie stärker. Sie lernte, sich selbst zu feiern – nicht nur für die grossen Erfolge, sondern auch für die kleinen Schritte.
Erlebnis statt Ergebnis
Sechzig Tage später sass Anna mit Freunden am See. Sie lachte aus tiefstem Herzen und spürte es: Etwas hat sich verändert. Sie kommt langsam an – nicht am Ziel, sondern auf ihrem Weg. Ein Weg, der sie in der Stille kreiert, mit täglichen Routinen schmückt und sie zutiefst erfüllt. Ihr Motiv ist nun das Erlebnis und nicht (mehr) das Ergebnis.
Wie Anna`s Geschichte weitergeht und wie sie in die volle Umsetzung ihres Vorsatzes, ihrer Vision kommt, erfährst du im nächsten Beitrag zur dritten Phase des Schöpfungskreislaufes.
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Raphael Fässler wirkt als Therapeut, Coach und Speaker in seiner eigenen Praxis «flowinyou» für ganzheitliche Therapie in Brunnen SZ. Der ehemalige Leistungssportler (Ski Alpin, Juniorenweltmeister) versteht es, Schicksalsschläge, Beschwerden oder Schmerzen nicht als Problem zu sehen, sondern das Geschenk für Wachstum dahinter wahrzunehmen.