Die unsichtbare Last der hochfunktionalen Angst
Sich dem stressigen Alltag mit all seinen Herausforderungen zu stellen, obwohl man stark mit sich selbst hadert. Das ist die «hochfunktionale Angst».
Die sogenannte «Hochfunktionale Angst» ist kein offiziell anerkanntes medizinisches Phänomen.
Doch immer mehr Menschen nutzen diesen Begriff, um ihre Gefühlswelt zu beschreiben. Es handelt sich dabei um Personen, die trotz intensiver Ängste und Sorgen ihren Alltag meistern.
Diese Form der Angst kann viele Gesichter haben: Sie reicht von ständiger Unruhe über Schlaflosigkeit bis hin zu Muskelverspannungen und Reizbarkeit. Dennoch schaffen es Betroffene, ihr Leben aufrechtzuerhalten – sie stehen morgens auf und gehen zur Arbeit.
Funktionieren trotz innerem Chaos
Laut Jonathon Sikorski, PhD und Assistenzprofessor für Psychiatrie an der University of Nebraska Medical Center in Omaha, bezieht sich dieser Terminus oft auf Menschen mit vielen Merkmalen einer Angsterkrankung ohne eine tatsächliche Diagnose.
Betroffene leiden unter hohem Stresslevel nahe am Grenzbereich einer diagnostizierbaren Angsterkrankung. Doch sie kämpfen weiterhin gegen diese inneren Dämonen an und erfüllen ihre täglichen Pflichten.
Die verborgene Seite des Erfolgs
Trotz ihrer Symptome gelingt es den Betroffenen häufig sehr gut, nach aussen hin einen funktionierenden Eindruck zu vermitteln. Dies kann jedoch zu einer gefährlichen Täuschung führen.
Denn die Betroffenen sprechen oft nicht offen über ihre Ängste, weswegen ihr Leiden unsichtbar bleibt.
Die Gesellschaft scheint zudem ständige Geschäftigkeit und Stress zu fördern. Dies kann dazu führen, dass Menschen trotz hoher Angstniveaus hart arbeiten und äusserlich gut funktionieren.
Eine schwierige Situation, die Carmen Tebbe Priebe, PhD und Sportpsychologin an der University of Iowa in Iowa City als «hochfunktionale Angst» bezeichnet.
Mehr als nur Überleben
Auch wenn diese Form der Angst nicht unbedingt das Arbeitsleben oder Beziehungen beeinträchtigt. Sie kann dennoch problematisch sein.
Sie mindert die nämlich Lebensqualität erheblich. Die Behandlung dieser Gefühle von Angst ist daher wichtig für ein sinnerfülltes Leben.
Zur Therapie gehören kognitive Verhaltenstherapie oder andere Arten von Psychotherapie sowie gegebenenfalls Medikamente. Ziel ist es immer, so kurz wie möglich behandeln zu müssen.
Wichtig sind dabei auch Strategien zur Bewältigung von Ängsten. So etwa das Erkennen katastrophaler Gedankenmuster (wie zum Beispiel «Ich werde gleich gefeuert!») bei kleinsten Fehlern. Oder deren Korrektur sowie das Üben von Achtsamkeitstechniken.