Tabuthema Gebärmuttersenkung: Warum redet keiner darüber?
Die weiblichen Geschlechtsorgane scheinen noch immer ein Tabuthema zu sein. Erst recht, wenn es um Probleme geht wie eine Gebärmuttersenkung.
Viele Frauen leiden nach der Geburt unter der sogenannten Gebärmuttersenkung. Doch oft wird ihnen gesagt, das sei normal und der unangenehme Zustand wird abgetan, statt behandelt.
Warum spricht niemand über eine Senkung des Beckenorgans?
Gebärmuttersenkung – Ein stilles Leiden
Eine Beckenorgansenkung tritt auf, wenn eines oder mehrere Organe im Becken (Uterus, Darm oder Blase) von ihrer normalen Position nach unten rutschen. Dann drücken sie schmerzhaft in die Vagina.
Zu den Symptomen gehören ein Gefühl von Schwere, Unbehagen beim Sex und deutlicher Druck in der Vagina. Dazu kommen häufig Probleme beim Wasserlassen.
In Grossbritannien berichten 8,4 % der Frauen davon, einen Arzt wegen einer Beule in ihrer Vagina aufgesucht zu haben. Das heisst, das Problem ist sogar mit dem blossen Auge zu sehen – bei bis zur Hälfte der Frauen stellt es sich als Beckenorganprolaps (POP) heraus.
Stigmatisierung verhindert notwendige Behandlung
Gaynor Morgan ist Pilates-Lehrerin und Beckenboden-Expertin und bietet Schulungen für medizinisches Personal zum Management des Beckenbodens an. Sie sagt, dass es immer noch eine Stigmatisierung um die Gebärmuttersenkung gibt, die Menschen daran hindert, die nötige Pflege anzufragen.
Morgan würde gerne, dass alle Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sowie Krankenschwestern und Physiotherapeuten im Bereich der Frauengesundheit eine Ausbildung machen. In der sollte es darum gehen, wie man Pessaren einsetzt, Prothesengeräte zur Unterstützung der vaginalen Struktur.
Unwissenheit bei Gesundheitsfachleuten
Eine Studie der Universität Stirling fand heraus, dass es unter Allgemeinmedizinern einen Mangel an Bewusstsein für den Beckenorganprolaps gibt. Ihre abweisenden Reaktionen auf Frauen, die Hilfe suchten, tragen dazu bei, Verzögerungen in der Versorgung hervorzurufen.
Auch die Physiotherapeutin Eve Ashton-Monteiro wünscht sich mehr Aufklärung über Anzeichen einer Gebärmuttersenkung. Wichtig sei auch eine Untersuchung des Beckenbodens nach jeder Geburt, damit Probleme diagnostiziert und behandelt werden können.
Ernährungstherapeutin Linnéa Skea hat Menschen geholfen, ihren Prolaps nach der Geburt durch eine Ernährungsumstellung in den Griff zu bekommen. Diese zielte darauf ab, die Darmgesundheit zu verbessern, Entzündungen zu reduzieren, das vaginale Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Wir können offen über Gebärmuttersenkung sprechen und den Menschen die Informationen und Unterstützung geben, die sie benötigen, um Hilfe zu bekommen. Keine Frau sollte sich schämen, über ihren Körper oder ihre Symptome zu sprechen.