Vaginale Gase: Das völlig normale Phänomen, über das niemand spricht

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Ob beim Sport oder durch die Verwendung von Menstruationsprodukten: Es gibt viele Situationen im Alltag einer Frau, in denen vaginale Winde auftreten können.

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«Queefing» ist ein umgangssprachlicher Begriff. In medizinischen Texten findet sich meist der Ausdruck «Flatus vaginalis» für das Phänomen. - Depositphotos

Sie kennen das bestimmt: Ein unerwartetes Geräusch aus ihrer Vagina während der Intimität, das Ihnen die Röte ins Gesicht treibt. Doch was Sie vielleicht überraschen wird – dieses Phänomen betrifft über 70 Prozent aller Frauen und ist völlig natürlich.

Was sind vaginale Gase?

Vaginale Gase, auch als «Queefing» bezeichnet, entstehen durch das Entweichen eingeschlossener Luft aus der Vagina. Anders als Darmgase sind sie völlig geruchlos, da sie nicht mit dem Verdauungssystem in Verbindung stehen.

frau beobachtet intimbereich
Der Begriff «queef» ist eine lautmalerische Variante des schottischen und nordenglischen Wortes «quiff», was so viel wie «leichter Windstoss» oder «Lufthauch» bedeutet. - Depositphotos

Der charakteristische Laut entsteht durch Luftbewegungen im Vaginalkanal, ähnlich wie bei einem Luftballon, der Luft verliert. Diese unwillkürliche Körperfunktion können Sie nicht bewusst steuern oder verhindern.

Die Vagina funktioniert wie ein flexibler Schlauch, der sich ausdehnt und zusammenzieht. Wenn Luft hineingelangt, sucht sie sich den natürlichen Weg nach draussen – ein völlig normaler physikalischer Vorgang.

Die häufigsten Ursachen

Sexuelle Aktivitäten stehen an erster Stelle der Verursacher für vaginale Gase. Penetration durch Penis, Finger oder Sexspielzeug drückt unweigerlich Luft in den Vaginalkanal hinein.

Bestimmte Sexstellungen, besonders solche mit tiefer Penetration, begünstigen das Eindringen von Luft erheblich. Häufige Positionswechsel während des Geschlechtsverkehrs verstärken diesen Effekt zusätzlich.

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Zwar tritt Queefing oft beim Sex auf, aber auch beim Sport, Yoga oder plötzlichen Haltungswechseln kann Luft in die Vagina gelangen. - Depositphotos

Körperliche Betätigung kann ebenfalls Auslöser sein, insbesondere Yoga, Pilates oder intensive Bauchmuskelübungen. Diese Aktivitäten erzeugen Druckveränderungen im Beckenbereich, die Luft in die Vagina befördern können.

Wann sollten Sie sich Sorgen machen?

In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind vaginale Gase harmlos und verschwinden binnen Sekunden von selbst. Sie stellen keinerlei Gesundheitsrisiko dar und sind ein Zeichen normaler Körperfunktionen.

Begleitende Symptome wie ungewöhnlicher Ausfluss, Schmerzen oder Brennen jedoch sind als Warnsignale zu werten. Diese Kombination könnte auf ernstere Erkrankungen wie Vaginalfisteln hinweisen, die ärztliche Behandlung erfordern.

Wenn vaginale Gase aussergewöhnlich häufig und ohne erkennbare Ursache auftreten, empfiehlt sich eine gynäkologische Untersuchung.

Präventionsstrategien: Lässt sich «Queefing» wegtrainieren?

Gezieltes Beckenbodentraining stärkt die Muskulatur und kann die Häufigkeit vaginaler Gase deutlich reduzieren. Kegel-Übungen verbessern die Kontrolle über die Vaginalmuskulatur und beugen langfristig unangenehmem Queefing vor.

frau beim pilates mit ball
Beckenbodentraining, zum Beispiel durch Pilates, stärkt die Tiefenmuskulatur. - Depositphotos

Eine trainierte Beckenbodenmuskulatur unterstützt nicht nur bei diesem speziellen Problem, sondern fördert auch die allgemeine Intimgesundheit. Die Übungen lassen sich diskret in den Alltag integrieren und zeigen bereits nach wenigen Wochen Wirkung.

Auch bewusste Bewegungsabläufe beim Geschlechtsverkehr minimieren das Lufteindringen. Sanfte, fliessende Bewegungen und allmähliche Positionswechsel reduzieren die Wahrscheinlichkeit für vaginale Gase erheblich.

Ehrliche Kommunikation und Entspannung sind wichtig

Kommunikation mit dem Partner ist entscheidend für ein entspanntes Liebesleben. Sprechen Sie offen über das Thema und nehmen Sie es gerne mit Humor.

Viele Paare finden, dass Offenheit und Verständnis die Intimität sogar stärken können. Ihr Partner wird wahrscheinlich Verständnis zeigen, da es sich um etwas völlig Normales handelt. Vielleicht finden Sie sogar ein liebevolles Wort für das Phänomen, sollte es sich wieder mal zwischen Sie drängen?

Entspannung ist der Schlüssel zu einem positiven Umgang mit vaginalen Gasen. Andersum: Je verkrampfter Sie sind, desto wahrscheinlicher treten die schambelasteten Winde auf.

Fünf Mythen und Fakten

Mythos: Vaginale Gase sind ein Zeichen für schlechte Hygiene. Fakt: Sie haben nichts mit der Sauberkeit zu tun und können auch bei perfekter Hygiene auftreten.

Mythos: Nur bestimmte Frauen sind davon betroffen. Fakt: Jede Frau kann vaginale Gase erleben, unabhängig von Alter, Körperbau oder sexueller Erfahrung.

Mythos: Queefing kann man willentlich «einhalten». Fakt: Die meisten Frauen können das Entweichen nicht kontrollieren, da die Vaginalmuskulatur anders strukturiert ist als der Anus.

Menstruation
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Menstruationszyklus und vaginalen Gasen? - Depositphotos

Mythos: Queefing hat immer etwas mit dem Zyklus zu tun. Fakt: Während der Periode oder des Eisprungs kann die Häufigkeit steigen, ist aber generell unabhängig vom Zyklus.

Mythos: Queefing klingt bei jeder Frau gleich. Fakt: Die Lautstärke und Dauer variieren je nach Menge der Luft, Vaginalform und Situation.

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