Neue Alzheimer-Medikamente entfachen lebhafte Debatte
In den USA wurden kürzlich zwei neue Medikamente zugelassen, die das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen sollen. Kritiker warnen jedoch vor Nebenwirkungen.
Der Bedarf an neuen Behandlungsansätzen für Alzheimer-Patienten ist hoch. Schliesslich ist laut Datenprognosen in den nächsten Jahrzehnten mit einem deutlichen Anstieg der Betroffenen weltweit zu rechnen.
Klar ist jedoch auch, dass sich in der Medizin nicht jeder vermeintliche Erfolg in der Praxis bestätigt.
Aktuell steht eine neue Generation von Alzheimer-Medikamenten im Brennpunkt des Interesses – und der Kritik.
In den USA bereits zugelassen
Die Arzneimittel «Lecanemab» und «Donanemab» versprechen, das Fortschreiten der verheerenden Krankheit deutlich zu verlangsamen.
Beide Medikamente haben bereits die Zulassung der US-amerikanischen Kontrollbehörde FDA (Abkürzung für «Food and Drug Administration») erhalten. An zwei Standorten des Unternehmens Independence Health System wird «Lecanemab» in spezialisierten Gedächtniskliniken bei ausgewählten Patienten als Injektion verabreicht.
Doch die Wirksamkeit beider Arzneien ist umstritten und hat eine lebhafte Debatte entfacht.
Kontroverse um Wirksamkeit und Kosten
Die Skepsis gegenüber diesen neuen Medikamenten rührt vor allem daher, dass sie in klinischen Studien bisher nur begrenzte Erfolge gezeigt haben. Statt der versprochenen 27-prozentigen Verlangsamung der Krankheit innerhalb von eineinhalb Jahren sei nur ein Effekt von rund 2,5 Prozent zu beobachten.
Experten bezweifeln daher den echten Nutzen von «Lecanemab» und «Donanemab». Und es stellt sich die Frage, ob sich der hohe Preis für diese Medikamente rechtfertigen lässt.
Zudem warnen Kritiker vor möglichen Nebenwirkungen, die bei einigen Patienten auftreten könnten. Fragen zur Sicherheit dieser Medikamente verlangen nach begründeter Klärung.
Gehirnschrumpfung: Schneller statt langsamer
Zu den potenziellen Nebenwirkungen der neu zugelassenen Medikamente zählen unter anderem Blutungen im Gehirn.
Ausserdem könne das Gehirnvolumen durch die Behandlung schneller abnehmen. Dies allerdings ist typischerweise ein Anzeichen für einen beschleunigten Alzheimer-Verlauf.
Demgegenüber betonen die Verantwortlichen des involvierten Unternehmens, dass es nicht zu so drastischen Nebenwirkungen bei den Patienten gekommen sei.
Kontroverse und Hoffnungsschimmer
Viele Kritiker halten die Zulassung durch die FDA für voreilig. Befürworter dagegen begrüssen die Zulassung als wichtige Etappe auf dem Weg zur Heilung von Alzheimer: Sie sehen darin einen Hoffnungsschimmer für Menschen mit Alzheimer-Erkrankung sowie deren Angehörige.
Allerdings gibt es auch hier Stimmen, die weitere Forschungsarbeiten und klinische Studien für notwendig erachten, um die Sicherheit dieser Medikamente zu bestätigen.
Es bleibt abzuwarten, wie diese Debatte weitergeht. Die Hoffnungen vieler Menschen ruhen auf neuen Therapieansätzen – trotz aller Kontroversen und offener Fragen.