PDA-Profil bei Kindern: Was steckt dahinter?

Laura Martin
Laura Martin

Am 18.12.2024 - 06:53

Kinder mit PDA-Profil umgehen meisterhaft Anforderungen. Dahinter verbergen sich mehrere Herausforderungen.

Mädchen zeigt sich wütend
Jedes Kind bringt seine Herausforderungen mit sich, manche noch etwas mehr als andere. - Depositphotos

«Pathological Demand Avoidance» (PDA) beschreibt ein ausgeprägtes («pathologisches») Widerstandsverhalten gegen alltägliche Anforderungen und Erwartungen. Kinder, die diesem Profil entsprechen, wehren sich extrem gegen alles, was sie als Aufforderung wahrnehmen.

Oft äussert sich dieser Widerstand in Form von Wutausbrüchen oder gewalttätigen Zusammenbrüchen. Betroffene Kinder sind oft physisch aggressiv.

Sie hören nicht deshalb auf die Erwachsenen, weil sie das Geforderte nicht tun können. Sie hören einfach nicht zu, weil es der Erwachsene ist, der fragt.

Kann PDA «geheilt» werden?

Einige Experten glauben, dass PDA eine neurologische und entwicklungspsychiatrische Störung ist – ein Aspekt des Autismus-Spektrums. Forschung dazu gibt es wenig.

Mutter, Kind bei Beratung
Manchmal ist es richtig und wichtig, sich bezüglich der Kindererziehungen und gewissen Anforderungen beraten zu lassen. - Depositphotos

Einige sehen PDA sogar als eigene «neurologische Differenz». Andere vermuten Verbindungen zu anderen Bedingungen wie ADHS oder «Oppositional Defiant Disorder» (ODD), also eine oppositionelle Verhaltensstörung.

Temperament trifft auf Kontrolle

Es besteht jedoch Einigkeit darüber: Auch wenn pathologisches Vermeidungsverhalten vorhanden sein mag – Temperament und Lernen spielen eine grössere Rolle bei der Ausprägung.

Das Temperament eines Kindes kann einen enormen Einfluss darauf haben, wie stark es auf Lebenssituationen reagiert. Bei Kindern mit hohem Kontrollbedürfnis zeigt sich oft ein Muster von Temperamentseigenschaften:

Sie sind hochsensibel, emotional intensiv und reaktiv, weniger anpassungsfähig, haben eine geringe Frustrationstoleranz und lassen sich schwer beruhigen.

Die Rolle des Lernens im Umgang mit PDA

Diese Kinder brauchen viel Kontrolle – aber nicht aus Angst. Es ist ihr Temperament, das diese Notwendigkeit bedingt, und genau hier kommt das Lernen ins Spiel.

Kinder müssen lernen, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollen – sie sind nicht damit geboren. Besonders Kinder mit einem hohen Bedürfnis nach Kontrolle müssen lernen, zuzuhören und zu kooperieren.

Wenn wir Verhaltensweisen jedoch auf medizinische Ursachen reduzieren und die Rolle des Lernens ignorieren, können Kinder nichts lernen. Denn den Erwachsenen wird gesagt, dass diese Kinder nicht unterrichtet werden können.

PDA als Herausforderung statt Diagnose sehen

Aber auch vermeidungsorientierte Kinder können Veränderungen erlernen. Man kann ihnen beibringen, zu kooperieren und Kompromisse einzugehen.

Kind mit geballten Fäusten
Vermeidungsorientierte Kinder müssen bestimmte Verhaltensweisen regelrecht lernen. - Depositphotos

«Pathologisches» Vermeidungsverhalten lässt sich besser durch Temperament und Lernen erklären. Das Hauptaugenmerk sollte auf dem Erlernen von Verhaltensweisen liegen, denn das ist der primäre Faktor für Verhaltensänderungen.

Kontrolle zu bekommen, lässt sich lernen

Kinder «mit PDA» sind in der Lage zu lernen. Sie können lernen, wie sie die Kontrolle bekommen, die sie brauchen – auf eine Weise, die für alle funktioniert.

Sie können kooperieren und Selbstregulation erlernen. Während Kinder mit einem hohen Bedürfnis nach Kontrolle immer ein hohes Bedürfnis nach Kontrolle haben werden, ist das Vermeidungsverhalten umkehrbar.

Flexible Lernumgebung schaffen

Für Kinder mit PDA-Profil ist es wichtig, dass sie Kontrolle und Autonomie über ihren Lernprozess haben: Bieten Sie Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Aufgaben an.

Junge Hausaufgaben
Einige Kinder brauchen weniger Hausaufgabenhilfe, andere mehr. - Depositphotos

Gestatten Sie dem Kind Flexibilität bei der Art und Weise, wie Aufgaben erledigt werden, und lassen Sie es das Lerntempo selbst bestimmen.

Indirektes Lernen ist förderlich

Direkte Anforderungen können Widerstand auslösen. Stattdessen sind indirekte Methoden effektiver. Hierzu zählen:

- Beiläufiges Lernen durch Auslegen interessanter Materialien

- Lerninhalte in Spiele oder Rollenspiele einbetten

- Neugier wecken statt direkte Anweisungen geben.

Achten Sie auf ein niedriges Stresslevel bei Ihrem Kind, indem Sie zum Beispiel eine ruhige Lernumgebung schaffen, Möglichkeiten zur Selbstregulation (Rückzugsorte) schaffen und Angst-Management-Techniken üben.

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