Warum ist mein Kind ständig von Harnwegsinfektionen geplagt?

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Sie sind besorgt, verzweifelt und fragen sich: «Warum schon wieder?» Ihr Kind leidet erneut unter einer schmerzhaften Harnwegsinfektion. Was Sie tun können.

kleiner junge auf töpfchen
Kinder leiden häufig unter Harnwegsinfektionen. - Depositphotos

Es kann für Eltern beunruhigend sein, wenn ihr Kind immer wieder mit einer Harnwegsinfektion (HWI) konfrontiert wird. Diese wiederkehrenden Infektionen können den Alltag durcheinanderbringen und Fragen aufwerfen, warum sie ständig auftreten und wie man sie stoppen kann.

Wir werfen einen genaueren Blick auf die unangenehme Infektion und stellen Ihnen Symptome, Ursachen und Behandlung vor.

Was ist eine Harnwegsinfektion?

Eine Harnwegsinfektion (HWI) ist eine durch Krankheitserreger verursachte Entzündung der ableitenden Harnwege. Sie entsteht in 95 bis 98 Prozent der Fälle durch einen aufsteigenden Infektionsweg, bei dem Bakterien über die Harnröhre in die Blase gelangen und sich dort vermehren.

uti
Eine Harnwegsinfektion bei Kindern ist eine bakterielle Infektion der Harnwege. - Depositphotos

Die häufigsten Erreger sind Bakterien aus der körpereigenen Darmflora, insbesondere Escherichia coli (E. coli). In selteneren Fällen können auch Viren, Pilze oder Parasiten Auslöser einer Harnwegsinfektion sein.

Nicht-infektiöse Ursachen wie radiogene oder chemische Reize sowie mechanische Einflüsse können ebenfalls zu einer Entzündung der Harnwege führen.

Warum trifft es Kinder besonders häufig?

Kinder sind aus mehreren Gründen besonders anfällig für Harnwegsinfektionen. Die Anatomie spielt eine wichtige Rolle: Mädchen haben eine kürzere Harnröhre, wodurch Bakterien leichter in die Blase gelangen können. Bei Jungen kann eine Vorhautverengung (Phimose) im Säuglingsalter das Risiko erhöhen.

junge auf töpfchen neben teddy
Insgesamt haben bis zum sechsten Lebensjahr etwa 7 Prozent der Mädchen und 2 Prozent der Jungen mindestens eine Harnwegsinfektion durchgemacht. - Depositphotos

Die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen zeigt zwei Spitzen: eine im Säuglingsalter und eine weitere zwischen zwei und vier Jahren, wenn viele Kinder trocken werden. Im ersten Lebensjahr sind Jungen häufiger betroffen, danach steigt das Verhältnis zugunsten der Mädchen.

Faktoren wie Verstopfung, unvollständige Blasenentleerung oder angeborene Fehlbildungen der Harnwege können das Risiko zusätzlich erhöhen.

Symptome einer HWI bei Kindern

Die Symptome einer HWI bei Kindern sind oft ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen oder ein häufiger Harndrang. Andere Anzeichen sind übel riechender Urin sowie Schmerzen im unteren Rückenbereich oder Übelkeit.

Möglicherweise leidet dein Kind auch unter Durchfall und Bettnässen. Ältere Kinder klagen häufig über Bauchschmerzen. Bei einer Nierenbeteiligung können hohes Fieber, Schüttelfrost und Flankenschmerzen auftreten.

Behandlung wiederkehrender HWIs

Wenn Harnwegsinfektionen immer wieder auftreten, kann der Kinderarzt verschiedene Massnahmen ergreifen: Dazu gehören Antibiotika-Therapien und Urin-Tests zur Bestimmung des geeigneten Antibiotikums.

mädchen kriegt ultraschall
Die Sonografie ermöglicht eine schmerzfreie und detaillierte Beurteilung von Harnblase und Nieren. - Depositphotos

Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen zur Überprüfung auf strukturelle Probleme im Harntrakt kommen häufig zum Einsatz.

Vesikoureteraler Reflux: Meist angeboren

Bei häufigen Harnwegsinfektionen bei Kindern kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, insbesondere wenn strukturelle Anomalien der Harnwege vorliegen. Kinder mit starkem vesikoureteralem Reflux (VUR) müssen in der Regel operiert werden.

Normalerweise fliesst der Urin von den Nieren durch die Harnleiter in die Blase. Bei VUR fliesst der Urin jedoch von der Blase zurück in die Harnleiter und manchmal sogar bis in die Nieren.

Dies geschieht, weil die Verbindung zwischen Harnleiter und Blase nicht richtig funktioniert. Man kann sich das wie ein kaputtes Ventil vorstellen, das den Urin nicht in der Blase hält.

Operation bei VUR beugt Harnwegsinfektionen vor

Der operative Eingriff zielt darauf ab, das zugrunde liegende Problem zu beheben und weitere Infektionen zu verhindern. Die genaue Art des Eingriffs hängt von der spezifischen Anomalie ab und kann eine Korrektur des VUR oder anderer struktureller Fehlbildungen umfassen.

kleiner junge im krankenhausbett
Bei angeborenen Fehlbildungen hilft meist nur eine Operation. - Depositphotos

Die Operation wird normalerweise erst dann in Betracht gezogen, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht erfolgreich waren. Die minimal-invasive endoskopische Behandlung mit Deflux ist eine Option für Kinder mit VUR Grad eins bis fünf.

Bei dieser Methode wird die Harnleitermündung in die Blase mit einem speziellen Gel unterspritzt. Der Eingriff dauert etwa 15 Minuten und ermöglicht eine schnelle Genesung.

Vorbeugung von HWIs: Was können Eltern tun

Während einige Faktoren ausserhalb Ihrer Kontrolle liegen, gibt es viele Möglichkeiten, zukünftige Infektionen zu verhindern: Ausreichendes Trinken ist der wichtigste Schutz vor Harnwegsinfektionen bei Kindern. Bieten Sie Ihrem Kind regelmässig Wasser oder ungesüsste Tees an, um die Harnwege gut durchzuspülen.

kleines mädchen holt sich wasser
Trinken ist die beste Prävention von Harnwegsinfektionen. - Depositphotos

Achten Sie auf eine gute Intimhygiene und bringen Sie Ihrer Tochter bei, sich von vorne nach hinten abzuwischen. Vermeiden Sie häufige Schaumbäder, da diese den Bereich der Harnröhrenöffnung reizen können.

Sie sollten unbedingt für regelmässiges Wasserlassen sorgen und Verstopfungen behandeln, um das Infektionsrisiko zu senken. Halten Sie Ihr Kind warm und sorgen Sie dafür, dass es nicht auf kalten oder feuchten Oberflächen sitzt.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen