Forscher stossen durch Zufallsfund auf potenzielle Krebstherapie

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 10.11.2024 - 11:15

Mediziner der Tel Aviv University entdeckten einen Mechanismus, der das Immunsystem hindert, Krebszellen zu bekämpfen. Das Potenzial scheint gross.

T-Zellen, Krebszelle, Symbolbild
Die T-Zellen des Immunsystems sollen Krebszellen bekämpfen – doch bei Krebspatienten funktioniert dieser Mechanismus oft nicht. - Depositphotos

Krebserkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Wirksame Medikamente oder Behandlungen, die Patienten helfen, den Krebs zu besiegen, sind weiterhin Mangelware.

Den israelischen Forschern Prof. Carmit Levy, Prof. Yaron Carmi und PhD Avishai Maliah ist es nun gelungen, einen wichtigen Vorgang im Immunsystem von Krebspatienten aufzudecken. Nämlich einen Mechanismus, der das Immunsystem daran hindert, Tumore zu bekämpfen.

Wenn es gelänge, diesen Mechanismus umzukehren, könnte der menschliche Körper effektiver gegen die oft tödliche Krankheit vorgehen. Die aufsehenerregenden Forschungsergebnisse wurden kürzlich im angesehenen Fachjournal «Nature Communications» veröffentlicht.

UV-Strahlung als Schlüssel bei der Entdeckung

Die Entdeckung dieses Mechanismus bezeichnen die Forscher als ein Zufallsprodukt. Eigentlich hatten sie sich mit den Auswirkungen von UV-Strahlung auf das menschliche Immunsystem beschäftigt.

Tel Aviv University
Die in Nature Communications einsehbaren Ergebnisse stammen von Forschern der Tel Aviv University. - Depositphotos

Dabei stellten sie fest, dass UV-Bestrahlung eine signifikante Steigerung eines Proteins hervorruft, welches mit der Immunantwort assoziiert wird. Auf dieser Basis fragten die Wissenschaftler weiter, welche Rolle dieses Protein bei Krebserkrankungen spielt.

Und sie beobachteten eine deutliche «Überexpression» des Proteins Ly6a in Krebsarten wie Haut- oder Darmkrebs. Doch was bedeutet das?

Potenzial für verbesserte Immuntherapie

Maliah, Levy und Carmi zufolge hemmt dieses Protein die Funktion der T-Zellen. Bei letzteren handelt es sich um Immunzellen, die eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Krebs spielen.

Die Hypothese des Teams wurde bestätigt: Eine Behandlung des Proteins Ly6a mit Antikörpern führte zu erheblichen Verkleinerungen von Tumoren in Tiermodellen – selbst bei Krebsarten, die gegen andere Formen der Immuntherapie resistent waren.

Das Protein Ly6a scheint also eine Schlüsselrolle dabei zu spielen, wie sich Tumore auf das Immunsystem auswirken. Durch die Antikörperbehandlung könnte die normale Immunantwort auf Krebszellen wiederhergestellt werden.

Auf dem Weg zur klinischen Anwendung?

Die Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen für die Entwicklung neuer immunbasierter Therapien gegen Krebs haben: Dies ist besonders wünschenswert, da die derzeitigen Immuntherapien den Forschern zufolge bei 50 Prozent der Patienten nicht die gewünschte Wirkkraft zeigen.

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Viele Patienten sprechen nicht derzeit verfügbare Immuntherapien an. - Depositphotos

Das Forscherteam wird sich nun darauf konzentrieren, seine Erkenntnisse rund um die Überexpression von Ly6a in eine potenzielle Behandlung für menschliche Krebspatienten zu übersetzen.

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