Kalkuliertes Marketing führt zu Nikotinsucht bei jungen Personen
Die Tabak- und Nikotinindustrie lockt in der Schweiz vor allem junge Kundschaft in die Falle. Den Schaden zahlt laut der Lungenliga Schweiz die Allgemeinheit.

Das Rauchen verursacht in der Schweiz jährliche Kosten von fünf Milliarden Franken. Trotzdem gelingt es den Tabakkonzernen durch erfolgreiches Lobbying im Parlament, griffige Regulierungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu verhindern.
Weil die Vorschriften hierzulande lasch sind, zeigt die Werbung der Tabak- und Nikotinindustrie vor allem bei der jungen Kundschaft Wirkung. Das schreibt die Lungenliga Schweiz in einer Medienmitteilung.
Nikotin, ein Milliardengeschäft
Jedes Jahr sterben in der Schweiz 9500 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Jeder siebte Todesfall geht auf das Konto Rauchen.

Werden zu den durch Tabakkonsum verursachten medizinischen Kosten die Arbeitsausfälle hinzugezählt, kommt man auf jährliche Kosten von rund fünf Milliarden Franken.
Allein in der Schweiz. Pro Jahr. Warum unternimmt die Schweiz nicht mehr, Kinder und Jugendliche vom Einstieg in den Tabak- und Nikotinkonsum abzuhalten? Weil Nikotin ein Milliardengeschäft ist.
Marketingtricks verführen eine ganze Generation zum Rauchen
Für den kommerziellen Gewinn macht die Industrie für Tabak- und Nikotinprodukte alles. Weil in der Schweiz die Vorschriften eher locker sind, locken die Weltkonzerne vor allem junge Kundschaft in die Falle. Mit Erfolg.
Das jugendlich bunte Styling und die attraktiven Geschmacksrichtungen der E-Zigaretten (Vapes) verharmlosen den schädlichen Inhalt.

Neu enthalten manche Vapes die Substanz 6-Methylnikotin (6-MN). Sie werden mit der Aufschrift «No Nic» oder «0 Prozent Nikotin» verkauft.
Das ist trügerisch, denn sie enthalten eine synthetische Form von Nikotin, die genauso oder sogar gefährlicher ist. 6-MN kann die Konzentration und die Gedächtnisleistung verschlechtern. Die Langzeitfolgen sind unbekannt.
Attraktivste Verpackungen in Europa
Internationale Erfahrungen zeigen, dass neutrale Verpackungen – also schlichte, einheitlich gestaltete Packungen ohne Logos und mit grossen Warnhinweisen – ein wirksames Mittel der Tabakprävention sind.
Länder wie Australien, Frankreich und Grossbritannien haben solche Massnahmen umgesetzt und stellen einen Rückgang des Tabakkonsums bei jungen Menschen fest.
Die Schweiz bleibt weit hinter internationalen Standards zurück. Die Zigarettenverpackungen in der Schweiz gehören zu den «attraktivsten» in Europa.
Zwar wurden mit dem neuen Tabakproduktegesetz (TabPG) Warnhinweise auf Verpackungen überarbeitet, doch das Design der Packungen bleibt weiterhin ein effektives Werbemittel der Industrie.
Milliardengeschäft im Tabakland Schweiz
Mit Philip Morris, Japan Tobacco International und British American Tobacco haben drei Welttabakkonzerne in der Schweiz ihren globalen Hauptsitz. Sie lobbyieren erfolgreich im Parlament und suchen nach Schlupflöchern für die Werbung.

So werden politische Massnahmen zur Regulierung und Suchtprävention meist erfolgreich verhindert.
«Dieser Beeinflussung sollte sich die Politik entgegenstellen. Die öffentliche Gesundheit muss endlich höher gewichtet werden als die Gewinnmaximierung der Tabak- und Nikotinkonzerne», fordert Claudia Künzli, Bereichsleiterin Gesundheitsförderung und Prävention bei der Lungenliga Schweiz.
Welttag ohne Tabak
Am 31. Mai war wie jedes Jahr der «Welttag ohne Tabak». Am World No Tobacco Day zeigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf, wie die Tabak- und Nikotinindustrie ihre Produkte bei jungen Menschen beliebt macht.
Mit dem Engagement im Vorstand des Initiativvereins «Kinder ohne Tabak» sowie im Dachverband der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz setzt sich die Lungenliga Schweiz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabak- und Nikotinkonsum ein.