ADHS-Medikamente: Der schmale Grat zwischen Hilfe und Psychosen

Laura Martin
Laura Martin

Die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) kann ein zweischneidiges Schwert sein. Das deutet auch das Ergebnis einer US-Studie an.

Chaos, Frau mit Buch
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung. - Depositphotos

Viel hilft nicht immer viel, das trifft gerade auf Medikamente zu. Auch bei der Behandlung von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist das offenbar nicht anders.

Amphetamine werden mitunter als Arzneimittel bei ADHS verordnet, und Forscher vom «McLean Hospital» im US-Bundesstaat Massachusetts haben diesbezüglich festgestellt: Menschen, die hohe Dosen von Amphetaminen einnehmen, haben ein fünffach erhöhtes Risiko, an einer Psychose oder Manie zu erkranken.

Zunahme von verschreibungspflichtigen Amphetaminen

In den USA ist der Gebrauch von verschreibungspflichtigen Amphetaminen in den letzten zehn Jahren um satte 70 Prozent gestiegen. Während der COVID-19-Pandemie gab es sogar noch einen weiteren Schub – nicht ohne Risiken.

Buchstaben ADHS mit Bausteinen
Je nach Diagnose kommen bei ADHS verschiedene Behandlungsmöglichkeiten infrage. - Depositphotos

Neben dem potenziellen Suchtpotenzial, besonders als illegale Freizeitdroge, können Amphetamine psychische Störungen wie Psychosen hervorrufen oder verstärken. Das kann im Extremfall bis zur Entwicklung einer Schizophrenie führen.

Gefährliche Dosierung?

Die Forscher untersuchten medizinische Daten von Erwachsenen zwischen 16 und 35 Jahren über einen Zeitraum von 14 Jahren. Sie identifizierten etwa 1300 Menschen, die erstmals mit einer Psychose oder Manie in Erscheinung traten.

Diese verglichen sie mit rund 2700 Kontrollpersonen, die aus anderen Gründen psychiatrisch behandelt wurden. Das Ergebnis war alarmierend.

Erhöhtes Risiko für eine Psychose

Patienten, die irgendeine Form von verschreibungspflichtigem Amphetamin einnahmen, hatten ein um 63 Prozent erhöhtes Risiko für eine Psychose oder Manie. Bei denen, die hohe Dosen (30 Milligramm oder mehr) zu sich nahmen, stieg das Risiko sogar auf 81 Prozent.

Verzweifelter Mann
Wichtig ist es, Patienten bei einer entsprechenden Behandlung engmaschig zu begleiten, um unter anderem Fehler in der Dosierung zu vermeiden. - Depositphotos

Die Forscher zogen daraus den Schluss: Hätten diese Menschen keine hohen Dosen eingenommen, hätten möglicherweise rund vier Fünftel der Psychose- oder Manie-Fälle vermieden werden können. Interessanterweise fanden Forscher heraus, dass Methylphenidat – besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin – nicht das gleiche Risiko birgt.

Ist es das Risiko wert?

Die Dosierung von Amphetaminen spielt also offenbar eine wesentliche Rolle bei der Gefahr psychotischer Nebenwirkungen. Ärzte sollten bei der Behandlung sorgfältig abwägen, speziell bei Patienten mit bestehenden psychischen Erkrankungen oder hohem Psychoserisiko.

Allem Anschein nach empfiehlt sich eine engmaschige Gestaltung von Dosierung und Überwachung, um potenzielle Schäden zu vermeiden.

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