Bye-bye Schuldgefühle: Nicht Sie sind das Problem
Ständige Selbstvorwürfe führen zu chronischen Schuldgefühlen. Dabei liegen die Ursachen nur selten bei einem selbst.

Viele Kinder wachsen in einer Atmosphäre auf, in der sie ständig die Stimmung im Blick behalten: Sie übernehmen die Schuld, wenn Geschwister streiten, oder versuchen, mit Witzen die angespannte Luft zu lockern.
Wer früh lernt, für Harmonie zu sorgen, verliert leicht das Gespür für die eigenen Bedürfnisse. Aus Angst, Zuneigung zu verlieren, passen sich Kinder an, entschuldigen sich für alles und versuchen, Streit zu vermeiden.
So wird das eigene Wohlbefinden dem Familienfrieden untergeordnet – und das Schuldgefühl zum ständigen Begleiter.
Die Last aus der Kindheit: Die Rolle der Eltern
Eltern sollten eigentlich die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder erfüllen. Doch wenn sie selbst überfordert oder unreif sind, kehrt sich diese Dynamik um.

Das Kind übernimmt die Verantwortung und glaubt, für die Stimmung der Eltern zuständig zu sein. Diese Rolle bleibt oft bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Die Folge: Sie fühlen sich schuldig, wenn Sie Grenzen setzen, und hinterfragen ständig Ihre eigenen Gefühle und Entscheidungen. Das eigentliche Problem liegt jedoch nicht bei Ihnen, sondern in den Strukturen, in die Sie hineingeboren wurden.
Neue Perspektiven schaffen Entlastung
Es hilft, die eigene Geschichte mit anderen Augen zu betrachten. Fragen Sie sich nicht länger: «Was stimmt nicht mit mir?», sondern: «Was ist mir passiert?»
Mit dieser Sichtweise erkennen Sie, dass viele Ihrer vermeintlichen Schwächen Überlebensstrategien waren. Sie waren nicht zu sensibel oder schwierig – Sie haben auf schwierige Umstände reagiert.
Diese Erkenntnis nimmt Ihnen die Last der Schuld und öffnet den Blick für Ihre eigenen Bedürfnisse und Stärken. Allerdings ist die Blick-Veränderung oft ein langer Weg, der viel Geduld erfordert, manchmal auch professionelle Hilfe.
Erste Schritte zur Heilung: Sie dürfen Verantwortung abgeben
Der Weg aus der Selbstanklage beginnt mit kleinen Veränderungen. Beobachten Sie, wann Sie sich selbst kritisieren, und hinterfragen Sie diese Gedanken.

Was helfen kann: Schreiben Sie einen Brief an Ihr jüngeres Ich und schenken Sie sich selbst Mitgefühl. Für den Alltag mit anderen gilt: Setzen Sie auch mal Grenzen und erlauben Sie sich, «Nein» zu sagen, auch wenn sich das ungewohnt anfühlt.
Indem Sie die Verantwortung für das Glück anderer abgeben, gewinnen Sie Freiheit und Selbstwert zurück. Das Ziel ist nicht, perfekt zu heilen, sondern sich selbst mit mehr Freundlichkeit und Akzeptanz zu begegnen.