Was hat die Körpertemperatur mit Depressionen zu tun?
Neue Forschungsergebnisse belegen einen Zusammenhang zwischen der Körpertemperatur und der Schwere der Depressionssymptome. Was steckt dahinter?
Wenn man an Depression denkt, fallen einem oft Symptome wie Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit und negative Emotionen ein. Aber würden Sie vermuten, dass eine erhöhte Körpertemperatur auch ein Indikator für schwere Depression sein könnte?
Neue Forschungen zeigen genau das. Eine gross angelegte Studie mit über 20'000 Teilnehmern hat einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen Körpertemperatur und Depressionsgrad aufgedeckt. Die Studie wurde ursprünglich zur Früherkennung von COVID-19 durchgeführt.
Temperatur und Depression
Die im «Scientific Reports» veröffentlichte Studie nutzte sowohl selbst gemessene Kerntemperaturen als auch kontinuierlich überwachte distale Temperaturen (gemessen mit einem Oura-Ring). Zudem wurden Berichte der Teilnehmer über depressive Symptome herangezogen.
Die Ergebnisse waren faszinierend: Menschen mit schwereren Formen von Depression hatten tendenziell höhere Körpertemperaturen während ihrer Wachphasen.
Interessanterweise zeigte sich kein signifikanter Temperaturunterschied bei depressiven Personen während des Schlafens. Eine Tatsache, die möglicherweise auf Unterschiede in der Messmethode zurückzuführen ist.
Warum haben Depressive eine höhere Körpertemperatur?
Aber warum haben Menschen mit einer Depression höhere Temperaturen? Die Forscher konnten aus ihren Daten keine eindeutige Ursache ableiten, stellten jedoch einige Theorien auf.
Eine Möglichkeit ist, dass sowohl erhöhte Temperaturen als auch Depressionen gemeinsame Auslöser haben könnten. Darunter etwa chronischen Stress, eine geringfügige, aber anhaltende, Immunreaktion oder Veränderungen in der Gehirnchemie.
Diese Faktoren könnten zu Temperaturveränderungen und gleichzeitig zur Entwicklung von Depressionen führen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Änderung der Körpertemperatur tatsächlich depressive Symptome reduzieren kann.
Kann Hitzeeinwirkung bei Depression helfen?
Einige Forscher haben belegt, dass kurzfristige Hitzeeinwirkung (wie durch Saunalampen oder Hot Yoga) die Thermoregulation des Körpers verbessern kann. Dies kann die Körpertemperatur über die Zeit senken.
Wenn eine niedriggradige Entzündungsreaktion des Immunsystems für depressive Symptome verantwortlich ist, könnte eine direkte Änderung der Körperkerntemperatur diese Reaktion möglicherweise verringern und damit depressive Symptome lindern.
Allerdings weisen die Autoren dieser Studie darauf hin, dass nicht alle depressiven Personen dieselben Ursachen für ihre Erkrankung haben und daher eine Wärmebehandlung nicht für jeden wirksam ist.
Eine heisse Spur in Richtung neuer Behandlungsmethoden
Trotzdem sind diese Ergebnisse ein spannender Schritt in Richtung potenzieller neuer Therapieansätze für bestimmte Arten von Depressionen. Sie zeigen, wie eng unsere körperlichen und geistigen Zustände miteinander verknüpft sind.
Obwohl weitere Forschungen notwendig sind, um die genauen Zusammenhänge zwischen Körpertemperatur und Depression zu verstehen, öffnet diese Studie neue Türen in unserem Verständnis dieser komplexen psychischen Erkrankung.