Braucht Frau das? Ein Chip für den weiblichen Intimbereich
Eine neue Innovation aus der Medizin soll dabei helfen, neue Behandlungsmethoden bei bakterieller Vaginose zu entwickeln. Was ist dran?
Dr. Abidemi Junaid ist ein renommierter Forscher am Hansjörg Wyss Institut für biologisch inspiriertes Engineering an der Harvard University. Kürzlich stellte er eine revolutionäre Technologie vor, die er entwickelt hat: den Vagina-Chip.
Der Chip soll die Interaktionen zwischen Wirt und Mikrobiom bei bakterieller Vaginose untersuchen. Laut dem Experten soll dieses Werkzeug den Weg für die Entwicklung von Biotherapeutika ebnen.
Was steckt dahinter?
Von Biometrie zu Systembiomedizin
Junaids interdisziplinärer Ansatz basiert auf einer reichen Erfahrung in Biometrie, Systembiomedizin und Pharmakologie. Dies führte zur Entwicklung eines Modells, das die menschliche Vagina und ihre bakterielle Umwelt nahezu perfekt nachbildet.
Wir werfen einen Blick auf gesundheitliche Herausforderungen und den beeindruckenden Erfolg in der Nachbildung des weiblichen Fortpflanzungssystems auf einem Chip.
Lesen Sie zudem, wie diese Innovation Frauen-Gesundheitsforschung beeinflussen kann und welche Zukunft biotherapeutische Strategien jenseits der bakteriellen Vaginose haben könnten.
Die Bedeutung des vaginalen Mikrobioms
Die reproduktive Gesundheit einer Frau ist eng mit ihrem vaginalen Mikrobiom verbunden – hauptsächlich bestehend aus Lactobacillus-Arten. Dysbiose jedoch verringert diese Population und erhöht die Vielfalt anaerober Arten.
Dazu gehören auch Krankheitserreger wie Garderenella vaginalis, die bei bakterieller Vaginose (BV) auftreten. BV erhöht das Risiko für Frühgeburten, Fehlgeburten und sexuell übertragbare Krankheiten.
Es werden verschiedene therapeutische Strategien erforscht, um die Zusammensetzung des vaginalen Mikrobioms zu modulieren. Doch es fehlt ein präklinisches Modell, das den mikrobiellen Lebensraum der Vagina lebensgetreu nachbildet und zur Validierung potenzieller Therapien dient.
Der bahnbrechende Vagina-Chip
Junaids Chip ist mit hormonsensitivem, primärem vaginalen Epithel ausgekleidet und wird von zugrunde liegenden Stromalfibroblasten gestützt. Dies ermöglicht eine geringe physiologische Sauerstoffkonzentration im epithelialen Lumen.
Der Chip erlaubt es, ein menschliches Modell des vaginalen Mikrobioms zu studieren. Dies soll dabei helfen, neue Behandlungsmethoden für BV und andere Bedingungen zu entwickeln, welche die Gesundheit von Frauen bedrohen.
Die Zukunft personalisierter Medizin
Die Fähigkeit des Chips, pro-inflammatorische Reaktionen auf unbehandelte BV-Patientinnenproben abzubilden, ist faszinierend. Junaid sieht darin einen grossen Einfluss auf die zukünftige personalisierte Medizin im Bereich der reproduktiven Gesundheit.
Er hofft, dass dieses neue präklinische Modell die Entwicklung neuer Behandlungen für BV sowie neue Einblicke in die weibliche reproduktive Gesundheit vorantreiben wird.
Der Chip soll helfen, Patientinnen verschiedener Ethnien zu studieren und Therapien zu entwickeln, die individuell angepasst sind.