Übergewicht als unterschätzter Risikofaktor für Brustkrebs?
Überzählige Pfunde können einer aktuellen Studie zufolge das Risiko für bestimmte Arten von Brustkrebs drastisch erhöhen.
Ein alarmierender Befund aus Spanien: Nahezu 40 Prozent der Fälle von postmenopausalem, hormonrezeptor-positivem Brustkrebs könnten auf übermässiges Körperfett zurückzuführen sein.
Das Ergebnis einer Studie der Clínica Universidad de Navarra zeigt, dass das Ausmass des Problems möglicherweise bisher unterschätzt wurde.
Kritik am BMI als medizinischer Referenz
Die gängige Messmethode für Übergewicht ist der Body-Mass-Index (BMI). Doch es gibt Kritik aus Fachkreisen:
Demnach sei der BMI ungeeignet, um medizinisch verlässliche Daten zu liefern. Bei den Untersuchungen im Zusammenhang mit Brustkrebsdiagnosen fanden die Forscher der spanischen Universitätsklinik heraus, dass der BMI nur einen kleinen Teil der Problematik sichtbar macht.
Sie betonten, dass dieses Messverfahren nur etwa 10 Prozent der Brustkrebsfälle mit Fettleibigkeit in Verbindung bringt.
Ungenaue Prognosen vorprogrammiert
Besonders problematisch: Der BMI berücksichtigt längst nicht alle Aspekte, die für die Entstehung von Brustkrebs relevant sind, wie Alter, Geschlecht oder ethnische Herkunft.
Besonders bei älteren Frauen könne die ausschliessliche Nutzung vom BMI im Zusammenhang von Körperfettanteil und Brustkrebs zu ungenauen Ergebnissen führen.
Neue Messmethode zeigt unerwartete Risiken
Für eine bessere Einschätzung haben die Wissenschaftler eine eigene Messmethode entwickelt, die sogenannte CUN-BAE. Mit dieser kann der Körperfettanteil in Abhängigkeit zu den genannten Faktoren bestimmt werden.
Die Resultate waren erschreckend: Während der BMI nur 23 Prozent der Fälle von Brustkrebs auf übermässiges Körpergewicht zurückführte, lag diese Zahl beim CUN-BAE bei deutlich höheren 38 Prozent. Bei hormonrezeptor-positiven Fällen stieg der Wert sogar auf 42 Prozent.
Die Studie zeigt also einen klaren Zusammenhang zwischen hohem Körperfettanteil und dem Risiko, postmenopausalen Brustkrebs zu entwickeln. Frauen mit einem CUN-BAE von 45 Prozent oder höher hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko wie jene mit geringerem Körperfettanteil.
Ein Votum für präzisere Messmethoden
Allerdings: Die Studie konnte keinen kausalen Zusammenhang zwischen übermässigem Körperfett und der Entstehung von Brustkrebs herstellen. Dennoch hoffen ihre Autoren, dass die Ergebnisse Auswirkungen auf die medizinische Praxis haben.
In anderen Worten: Ärzte sollten dazu angehalten werden, präzisere Methoden als den BMI zur Bestimmung des Körperfetts zu nutzen. So könnten letztlich gezieltere Massnahmen zur Krebsprävention bei postmenopausalen Frauen ergriffen werden.