Kopfweh-Alarm bei Kids: Wann harmlos, wann gefährlich?

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Stirnrunzeln und Händchen auf der Stirn: ein bekanntes Bild für Eltern. Kopfschmerzen sind bei Kindern weit verbreitet. Aber wann weiss man, wann es ernst ist?

Mädchen hält sich den Kopf
Kopfschmerzen treten bei Kindern zunehmend als eigenständiges Krankheitsbild auf. - Depositphotos

Es ist Sonntagabend, und dein achtjähriges Kind kommt zu dir ins Wohnzimmer geschlurft. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und der Hand an der Stirn murmelt es: «Mama, Papa, mir tut der Kopf so weh.»

Sofort springt dein Eltern-Alarmknopf an. Ist das nur ein kleines Wehwehchen oder steckt etwas Ernstes dahinter? Während du versuchst, nach aussen ruhig zu bleiben, rasen dir bereits die wildesten Szenarien durch den Kopf.

Gehirntumor? Meningitis oder hat dein Kind vielleicht doch nur zu wenig getrunken und zu viel Bildschirmzeit gehabt? Die gute Nachricht vorweg: In den allermeisten Fällen sind Kopfschmerzen bei Kindern völlig harmlos und verschwinden genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind.

Kopfschmerzen bei Kindern – häufiger als du denkst

Tatsächlich leiden weltweit 60 Prozent aller Kinder unter Kopfschmerzen. Die Ursachen dafür sind breit gefächert und oft völlig harmlos.

kind hat kopfschmerzen
Ursachen für Kopfschmerzen bei Kindern sind breit gefächert. Als äussere Auslöser kommen zum Beispiel Lärm, grelles Licht, Hitze oder schlechte Luft in Frage. - Depositphotos

Stress durch Schulprüfungen, Müdigkeit nach einem langen Spieltag, Dehydration an heissen Sommertagen oder sogar Wetterumschwünge zählen zu möglichen Auslösern. Manchmal reicht schon ein vergessenes Frühstück, damit das Kind über Kopfschmerzen klagt

In seltenen Fällen können Kopfschmerzen jedoch auf ernstere Erkrankungen wie Hirntumore hinweisen. Deshalb ist es wichtig, dass du als Elternteil die Unterschiede kennst und weisst, wann du aufmerksam werden solltest.

Von Spannung bis Migräne: Die verschiedenen Kopfschmerztypen verstehen

Nicht alle Kopfschmerzen sind gleich: Auch bei Kindern gibt es verschiedene Kopfschmerz-Varianten, die sich in Intensität, Dauer und Begleitsymptomen unterscheiden. Die häufigsten Typen sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und die vergleichsweise seltener auftretenden Cluster-Kopfschmerzen.

Spannungskopfschmerzen fühlen sich wie ein drückendes Band um den Kopf an. Sie entstehen häufig durch Stress, Anspannung in Nacken und Schultern oder auch durch eine schlechte Körperhaltung beim Lernen oder Spielen.

kind schläft
Viele Kinder mit Migräne ziehen sich in dunkle, ruhige Räume zurück und möchten einfach nur schlafen, bis der Schmerz vorübergeht. - Depositphotos

Migräne hingegen ist deutlich intensiver und kann das Leben deines Kindes erheblich beeinträchtigen. Diese Kopfschmerzen sind oft einseitig, pulsierend und gehen mit Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit oder sogar Sehstörungen einher.

Warnzeichen, die dich aufhorchen lassen sollten

Wenn dein Kind plötzlich extreme Kopfschmerzen bekommt, die völlig anders sind als alles, was es bisher erlebt hat, ist das ein ernstes Alarmzeichen. Besonders wenn dein Kind sagt, es seien die schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens, solltest du schnellstens handeln.

Auch wenn die Kopfschmerzen mit hohem Fieber, Sehstörungen, anhaltendem Erbrechen oder einem steifen Nacken einhergehen, ist sofortige medizinische Hilfe erforderlich. Diese Kombination von Symptomen kann auf eine Hirnhautentzündung oder andere ernste Erkrankungen hinweisen.

Besonders aufmerksam solltest du werden, wenn dein Kind nach einer Kopfverletzung – sei es beim Sport, einem Sturz oder einem Unfall – über Kopfschmerzen klagt. Auch wenn die Verletzung zunächst harmlos erschien, können sich Symptome einer Gehirnerschütterung oder anderer Komplikationen erst Stunden später zeigen.

Erste Hilfe zu Hause – was wirklich hilft

Bevor du zu Medikamenten greifst, gibt es einige natürliche Methoden, die oft erstaunlich gut wirken: Der erste und oft effektivste Schritt ist Ruhe in einem dunklen, stillen Raum. Viele Kopfschmerzen bei Kindern entstehen durch Reizüberflutung, und eine ruhige Umgebung kann bereits eine grosse Erleichterung bringen.

Kind befüllt Glas mit Wasser
Manchmal reicht schon ein bisschen Wasser aus, um die Kopfschmerzen zu bekämpfen. - Depositphotos

Auch ausreichend Flüssigkeit und Schlaf sind wahre Kopfschmerz-Killer, die oft unterschätzt werden. Ein grosses Glas Wasser und eine kleine Ruhepause können manchmal Wunder wirken.

Falls diese sanften Massnahmen nicht helfen, verschaffen rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol Linderung. Wichtig ist dabei, die altersgerechte Dosierung zu beachten und nicht öfter als nötig zu medikamentieren.

Vorbeugen ist besser als behandeln

Die beste Strategie gegen Kopfschmerzen ist Prävention. Regelmässige Schlafenszeiten und ausreichend Bewegung können das Risiko erheblich reduzieren.

Eine ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeit sind ebenfalls wichtige Bausteine. Stress solltest du so gut wie möglich von deinem Kind fernhalten.

Ein Kopfschmerztagebuch kann dir helfen, Auslöser zu identifizieren. Notiere, wann die Kopfschmerzen auftreten und was dein Kind vorher gegessen, gelassen oder gemacht hat.

Wann der Gang zum Arzt unumgänglich ist

Wenn dein Kind mehr als zwei- bis dreimal pro Woche Schmerzmittel benötigt, ist es Zeit für einen Arztbesuch. Das Gleiche gilt, wenn die übliche Dosis nicht mehr ausreicht.

mutter mit tochter bei der kinderärztin
Die meisten Kinderärzte werden dir bestätigen: Erfahrung und Bauchgefühl der Eltern sind oft die besten Indikatoren dafür, ob etwas nicht stimmt. - Depositphotos

Auch wenn dein Kind wegen der Kopfschmerzen regelmässig die Schule verpasst, solltest du professionelle Hilfe suchen. Kopfschmerzen sollten niemals den normalen Lebensalltag deines Kindes beeinträchtigen.

Schliesslich: Bei Symptomen wie Muskelschwäche, Gleichgewichtsproblemen oder Bewusstseinsstörungen, geh sofort mit deinem Nachwuchs in die Notaufnahme. Denn diese Anzeichen können auf ernste Erkrankungen hinweisen.

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