Warnsignal Sprachverzögerung: Handeln, bevor es zu spät ist
Bei einer Sprachverzögerung geht es nicht nur darum, dass das erste «Mama» und «Papa» ausbleibt. Eine verspätete Sprachentwicklung hat tiefergehende Folgen.
Sprache ist der Schlüssel zur Welt und für Erwachsene wie Kinder essenziell, um Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Wenn Kinder für ihr Alter atypische Schwierigkeiten haben, Wörter zu verstehen oder zu sprechen, könnte eine Sprachverzögerung vorliegen.
Das Symptombild ist dabei sehr komplex: Sprachprobleme können von einfachen Verständnisproblemen über einen beschränkten Wortschatz und Probleme bei der Aussprache bis hin zum Kampf mit dem Satzbau reichen.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass Kinder etwaigen Problemen keinesfalls hilflos ausgeliefert sind. Früh erkannt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten wie Logopädie oder spezielle Förderprogramme.
Von kleinen Wortakrobaten und grossen Sorgen
Die Unterscheidung zwischen einer blossen Sprachverzögerung und gravierenderen Störungen wie einer Entwicklungs- oder Sprechstörung ist entscheidend. Letztere äussert sich oft durch Probleme bei der Aussprache einzelner Laute und macht die kindliche Rede schwer verständlich.
Doch nicht jedes Kind mit einer verzögerten Sprachentwicklung kämpft auch mit solchen Lautbildungsproblemen. Besonders interessant: Speziell mehrsprachig aufwachsende Kinder zeigen manchmal scheinbar Anzeichen einer verzögerten Sprachentwicklung.
Experten betonen jedoch, dass dies kein Grund zur Beunruhigung sein muss. Vielmehr handelt es sich um einen normalen Aspekt ihres sprachlichen Reifeprozesses.
Babys und Kleinkinder: Wann sollten die Alarmglocken schrillen?
Jedes Kind entwickelt sich individuell. Dennoch gibt es gewisse Meilensteine in der sprachlichen Entwicklung, deren Ausbleiben Anlass zur Besorgnis gibt.
Ein sechs Monate altes Baby sollte aktiv Augenkontakt suchen, auf den eigenen Namen reagieren und Objekte, die beschrieben werden, fokussieren. Im Alter von einem Jahr versuchen Babys normalerweise, mit einfachen Lauten, Gesten sowie eventuellen ersten Wörtern zu kommunizieren.
Rund um den zweiten Geburtstag gilt ein Wortschatz von etwa 50 Wörtern als angemessen. Zudem sollte das Kleinkind Wörter, die andere Personen verwenden, spontan aufschnappen und mindestens eine Farbe benennen können.
Kinder im Vorschulalter: Welche Warnsignale gibt es?
Im Alter von etwa vier Jahren sollten Kinder mit einer vorigen Sprachverzögerung den Rückstand zu anderen Kindern aufgeholt haben. Wenn nicht, könnte eine sprachliche Entwicklungsstörung vorliegen, die vom einem Logopäden abgeklärt werden sollte.
Anzeichen dafür sind Schwierigkeiten, neue Wörter zu lernen oder mit anderen Personen zu kommunizieren. Auch subtilere Signale, wie Objekte häufig mit «Ding» zu bezeichnen oder nur Teilen von Anweisungen zu folgen, sollten nicht ignoriert werden.
Hilfe suchen & finden
Falls Sie Bedenken bezüglich der sprachlichen Entwicklung Ihres Kindes haben, zögern Sie nicht, professionellen Rat einzuholen – sei es beim Pädagogen Ihres Vertrauens oder einem Logopäden. Diese Fachleute können mittels spezieller Tests feststellen, ob und welche Art von Unterstützung Ihr Kind benötigt.
Neben klassischer Logopädie können auch Gruppenprogramme oder spielerische Ansätze mithilfe von Bildkarten unterstützend wirken. Zudem spielen Sie als Elternteil eine zentrale Rolle im Kommunikationsfortschritt Ihres Kindes durch bewusstes Zuhören und Ermutigen.