Aids-Hilfe Schweiz – HIV ist eine Tatsache, kein Problem

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 06.12.2024 - 11:18

Was viele Schweizer nicht wissen: Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie können das Virus nicht weitergeben – auch nicht beim Sex ohne Kondom.

Frau mit Ärztin
Einst galt eine HIV-Infektion als Todesurteil. Dank neuer Therapien können Infizierte ein normales Leben führen. - Pexels

In einer Medienmitteilung klärt die Aids-Hilfe Schweiz über das Leben mit HIV auf und verdeutlicht ein anhaltendes Problem: die Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen.

Diskriminierung wegen Unwissenheit

Junge Menschen wie Melanie und Yannick, die mit HIV leben, erzählten anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember 2024, wie unbeschwert ihr Alltag dank Therapie ist. Dennoch belasten weiterhin Vorurteile und Unwissen viele Menschen mit HIV.

HIV, Symbol
Noch immer gibt es viele Vorurteile gegen Menschen mit HIV. - Depositphotos

Menschen mit HIV unter Therapie übertragen das Virus nicht. Man spricht dann von einer Viruslast unter der Nachweisgrenze. Wenn das Virus nicht nachweisbar ist, ist es auch nicht übertragbar – es wird dann auch von Undetectable = Untransmittable (U=U) gesprochen.

Doch Vorurteile und Unwissenheit belasten noch immer viele Menschen mit HIV. «HIV ist ein Fakt, kein Problem. Das eigentliche Problem ist die Diskriminierung, die Menschen mit HIV auch im Jahr 2024 noch erleben», sagt Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz.

Unbeschwerter Alltag, dank Therapie

Zwei junge Menschen mit HIV bestätigen dies. Ein Leben mit HIV ist heute problemlos möglich, aber die Diskriminierung bleibt.

Melanie erzählt: «Dating ist für mich kein Problem mehr. Ich weiss, dass ich das Virus nicht weitergeben kann, auch nicht beim Sex ohne Kondom. Das Wissen um U=U gibt mir Sicherheit und Freiheit – es hat mein Leben komplett verändert.»

Das bestätigt auch Yannick: «Party, Strand, Reisen – ich geniesse mein Leben in vollen Zügen! Dank der HIV-Therapie gibt es keine Einschränkungen mehr. Ich kann alles machen, was ich will, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Alle sollten wissen, dass so etwas möglich ist.»

Gesellschaftliche Akzeptanz muss wachsen

Der medizinische Fortschritt hat HIV zu einem behandelbaren, wenn auch noch nicht heilbaren Virus gemacht. Eine Herausforderung bleibt jedoch die gesellschaftliche Akzeptanz.

Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 56 Prozent der Schweizer Bevölkerung nicht wissen, dass Menschen mit HIV, die eine wirksame Therapie erhalten, das Virus bei ungeschütztem Anal- oder Vaginalsex nicht übertragen können. Und 76 Prozent der Schweizer geben sogar an, keine sexuelle Beziehung mit einer Person eingehen zu wollen, die mit HIV lebt.

Paar, Küche
Auch eine glückliche Partnerschaft ist für HIV-Betroffene möglich. - Depositphotos

Das zeigt eindrücklich: «Das Problem ist nicht HIV, sondern die Unwissenheit darüber. Wir fokussieren dieses Jahr auf junge Menschen, die bereits offen mit Sex und sexueller Gesundheit umgehen», sagt Andreas Lehner.

Die Hoffnung: Junge Generation erreichen

Diese Offenheit habe ein grosses Potenzial, alte Vorurteile abzubauen. So zeigt sich, dass 32 Prozent der Unter-30-Jährigen U=U verstehen. «Wenn wir die junge Generation erreichen, schaffen wir eine Generation für eine Zukunft, in der Diskriminierung der Vergangenheit angehört», so Andreas Lehner.

Zum Welt-Aids-Tag 2024 rief die Aids-Hilfe Schweiz deshalb kürzlich dazu auf, Wissen zu verbreiten, Solidarität zu zeigen und gemeinsam gegen Diskriminierung einzustehen.

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