Warum Zähneknirschen nicht immer schlecht sein muss
Zähneknirschen ist lästig und schadet den Zähnen. Warum die unabsichtlichen Kieferaktivitäten aber auch ihr Gutes haben können, lesen Sie hier.
Die Pandemie hat uns alle auf die eine oder andere Weise beeinflusst. Eine der weniger bekannten Auswirkungen ist der Anstieg von Bruxismus, besser bekannt als Zähneknirschen.
Laut der spanischen Zahnarztvereinigung hat sich diese Diagnose während und nach der Pandemie fast vervierfacht. Aber was wäre, wenn das Zähneknirschen nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss?
Überraschenderweise gibt es Hinweise darauf, dass Bruxismus in einigen Fällen sogar vorteilhaft sein könnte.
Schlaf- und Wachbruxismus
Es gibt zwei Hauptformen von Bruxismus: Schlaf- und Wachbruxismus. Beide können unterschiedliche Ursachen und verschiedene Auswirkungen auf den Körper haben.
Schlafbruxismus tritt unbewusst während des Schlafs auf und kann durch Faktoren wie Alkohol-, Nikotin-, Drogenkonsum oder bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Demgegenüber steht der Wachbruxismus, also das Zusammenbeissen oder Knirschen mit den Zähnen im wachen Zustand.
Interessanterweise wurde in einer Studie aus dem Jahr 2020 festgestellt, dass Wachbruxismus tatsächlich als Mechanismus zur Stressbewältigung dienen könnte.
Zähneknirschen baut Stress ab
Während Wachbruxismus als potenzieller Stressabbau-Mechanismus angesehen wird, könnte Schlafbruxismus eine schützende Rolle bei bestimmten Schlafstörungen spielen. Es wurde festgestellt, dass nächtliches Zähneknirschen mit Magenreflux und obstruktiver Schlafapnoe (Atemstillstand während des Nachtschlafs) in Verbindung gebracht werden kann.
Einige Forscher vermuten sogar, dass das Knirschen der Zähne im Schlaf dazu beitragen könnte, die Auswirkungen dieser Störungen zu mildern. Das bedeutet jedoch nicht, dass Bruxismus keine negativen Folgen haben kann: Er kann zu Zahnschäden und Muskel- oder Gelenkschmerzen führen.
Zähneknirschen: Ein Symptom unserer Zeit
Es ist kein Geheimnis, dass wir in einer stressigen Welt leben. Und es überrascht nicht wirklich, dass emotionaler Stress ein wichtiger Risikofaktor für Bruxismus ist – insbesondere für den Wachbruxismus.
Eine Studie der Complutense Universität Madrid hat ergeben, dass sowohl Schlaf- als auch Wachbruxismus durch verschiedene Ängste beeinflusst werden können. Passive Stressfaktoren wie Sorgen oder Hilflosigkeit scheinen eher mit dem Auftreten von Schlafbruxismus verbunden zu sein.
Im Gegensatz dazu steht der Wachbruxismus stärker im Zusammenhang mit unmittelbarem Alltagsstress.
Bruxismus überwinden
Zähneknirschen kann also in einigen Fällen als Stressabbau dienen. Dennoch ist es wichtig, Wege zu finden, um dieses Verhalten zu minimieren.
Eine Möglichkeit besteht darin, den eigenen Stresspegel durch Entspannungs- und Bewältigungstechniken zu senken.
Eine besonders effektive Methode zur Bekämpfung von Bruxismus ist Biofeedback. Dabei lernen die Patienten mithilfe eines Elektromyographie-Geräts ihre Muskelspannung zu erkennen und zu reduzieren.
Der Kiefer lässt sich trainieren
Der Schlüssel zur Behandlung von Bruxismus liegt in einem erhöhten Bewusstsein für das eigene Verhalten. Hinzukommen sollten regelmässige Übung zur Entspannung und Kontrolle der Kieferspannung.
Mit einfachen Techniken kann man lernen, seine Muskeln besser unter Kontrolle zu haben – zum Wohle unserer Gesundheit.