Diabetische Hyperphagie: Das steckt dahinter
Selbst nach dem Essen tritt kein Sättigungsgefühl ein? Womöglich verbirgt sich eine Hyperphagie hinter dem scheinbar unstillbaren Verlangen nach mehr.

Es gibt Tage, an denen kein Teller gross genug scheint. Kaum ist das Essen vorbei, meldet sich schon wieder der Wunsch nach mehr.
Hinter dieser anhaltenden Hungerphase kann ein medizinischer Grund stecken: Hyperphagie. Der Begriff steht für ein ungewöhnlich starkes und dauerhaftes Hungergefühl, das selbst nach grossen Mahlzeiten bleibt.
Mediziner sehen Hyperphagie nicht als eigene Krankheit, sondern als Symptom – etwa bei hormonellen Problemen oder Diabetes. Die ständige Lust auf Essen kann nicht nur belastend sein, sondern auch die Blutzuckerwerte durcheinanderbringen.
Was passiert im Körper?
Normalerweise sorgt Insulin dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt. Gerät dieser Mechanismus ins Stocken, fehlt den Zellen Energie – obwohl genug gegessen wurde.

Der Körper reagiert mit weiterem Hunger, um den «Energie-Alarm» zu stoppen. Bei Diabetes passiert genau das: Insulin wirkt nicht richtig oder ist zu knapp vorhanden.
Forschende der Universität Harvard beschreiben dieses Phänomen als «metabolischen Irrläufer». Das Gehirn signalisiert Essbedarf, obwohl der Körper längst überversorgt ist.
Typisch bei Diabetes – aber nicht nur
Hyperphagie tritt bei allen Diabetesformen auf, am häufigsten bei Typ 2. Sie gehört zu den sogenannten drei «P’s»: Polyphagie (übermässiger Hunger), Polyurie (häufiges Wasserlassen) und Polydipsie (ständiger Durst).
Studien zeigen, dass rund ein Drittel der schlecht eingestellten Diabetiker unter dieser starken Esslust leidet. Auch Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion, bestimmten Hirnveränderungen oder genetischen Erkrankungen können betroffen sein.
Wer seine Blutzuckerwerte nicht im Griff hat, erlebt die Hungerattacken oft besonders heftig.
Warnzeichen ernst nehmen
Anhaltender Hunger kann ein Hinweis sein, dass die aktuelle Behandlung nicht mehr passt. Ein zu hoher Blutzucker fördert das Hungergefühl, doch auch ein zu tiefer Blutzucker kann Ursache sein.
Und: Ketoazidose – eine gefährliche Stoffwechselentgleisung – beginnt häufig mit auffälligem Appetit. Mediziner raten deshalb, Blutzucker bei plötzlichem Hungeranstieg zu prüfen.

Kommen Symptome wie Müdigkeit, starkes Durstgefühl oder Gewichtsverlust dazu, ist eine medizinische Abklärung dringend nötig.
Was hilft gegen das ständige Hungergefühl?
Das Wichtigste ist eine stabile Blutzuckerkontrolle. Kleine, regelmässige Mahlzeiten mit viel Eiweiss und Ballaststoffen beugen Schwankungen vor.
Wer schon am Morgen proteinhaltig isst, beugt potenziellen Heisshunger-Attakcne im Lauf des Tages vor. Auch Bewegung wirkt: Schon ein kurzer Spaziergang unterstützt dabei Glukose abzubauen.
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