Neues Medikament verspricht Behandlungsdurchbruch bei Asthma
Der Wirkstoff Benralizumab wird bisher nur bei schweren Fällen von Asthma verwendet. Studien legen nun ein weitaus grösseres Einsatzpotenzial nahe.
Forscher des King's College London sind sicher: Benralizumab könnte weltweit Millionen von Patienten das Leben mit Asthma erleichtern.
Die Hoffnung der Wissenschaftler beruht auf der Erkenntnis, dass der Wirkstoff die Überreaktion eines bestimmten Teils des Immunsystems blockiert. Genau diese Überreaktion aber sei bei vielen Betroffenen der Grund für ihre Asthmaanfälle.
Ebenso scheint das Medikament bei der sogenannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wirksam zu sein.
Mehr als nur ein Hoffnungsschimmer
Wenn Benralizumab sich in weiterführenden Studien beweist und die regulatorischen Hürden überwindet, wäre es die erste wirksame medikamentöse Asthmabehandlung seit Jahrzehnten.
Bisher wurde der Wirkstoff nur in den schwersten Fällen eingesetzt. Doch die jüngsten Forschungsergebnisse, die im Journal «The Lancet Respiratory Medicine» veröffentlicht wurden, legen nahe, dass Benralizumab auch in der routinemässigen Behandlung seinen Platz finden könnte.
Gehören Steroide bald der Vergangenheit an?
Nicht alle Asthma- oder COPD-Anfälle sind gleich. Je nach Patient reagiert das Immunsystem anders. Diese Erkenntnis erlaubt es Ärzten heute, gezielter vorzugehen und Behandlungen zu individualisieren.
Bei Asthma-Patienten, deren Symptome durch herkömmliche Inhalatoren nicht verbessert werden können, kommt bisher in vielen Fällen eine Steroidtherapie zum Einsatz. Das könnte bald der Vergangenheit angehören.
Benralizumab mit weniger Nebenwirkungen
In der Studie mit 158 Teilnehmern zeigte sich, dass Benralizumab bei 55 Prozent der Personen Behandlungserfolge brachte, während Steroide lediglich bei 26 Prozent Wirkung zeigten. Zudem treten offenbar auch deutlich weniger Nebenwirkungen auf.
Benralizumab wirkt auf die sogenannten Eosinophilen, eine Art von weissen Blutkörperchen. Überreaktionen, die zu einem hohen Anstieg der Eosinophilen führen, können Schäden in der Lunge verursachen – bei 50 Prozent aller Asthmaanfälle und rund 33 Prozent aller COPD-Schübe spielen sie eine Rolle.