Die Archetypen: Das Erbe der Menschheit

Andrea Abrell
Andrea Abrell

Am 01.08.2024 - 06:18

Der Schweizer Psychologe Carl Gustaf Jung entwickelte das Modell der Archetypen, die uns alle miteinander verbinden.

Mann und Frau.
Ob Mann oder Frau: Jeder Mensch trägt Archetypen in sich. - Depositphotos

Neben Sigmund Freud ist Carl Gustaf Jung wohl derjenige, der sich am differenziertesten mit der menschlichen Seele befasst hat. Berühmt wurde der Schweizer Psychologe insbesondere für sein Modell der Archetypen.

Unter Letzteren verstand er universelle Muster des menschlichen Verhaltens, Fühlens und Denkens. Diese treten in Mythen, Geschichten und Symbolen auf.

Diese Archetypen kann man als kollektives Erbe der Menschheit begreifen. Zudem helfen sie dabei, unsere Mitmenschen und uns selbst besser zu verstehen.

Das Modell der menschlichen Psyche

Zentral für Jungs Arbeit in der Psychologie ist sein komplexes Modell des menschlichen Geistes. Anders als seine Zeitgenossen erforschte er nicht nur das Bewusstsein, sondern tauchte auch in das Unbewusste ab.

Dabei unterschied er zwischen drei Bereichen: dem Bewusstsein, dem persönlichen Unterbewusstsein und dem kollektiven Unbewussten. Das Unbewusste ist laut Jung der Bereich der archetypischen Kräfte.

Diese gehen über den einzelnen Menschen hinaus. Sie betreffen vielmehr das kollektive Bewusstsein der Menschheit.

Der Mensch und die Archetypen?

Jeder Mensch beherbergt eine Vielzahl archetypischer Kräfte. Diese formen unsere Gedanken, Emotionen sowie positiven und negativen Verhaltensweisen.

In seiner Essenz ist ein Archetyp mehr als nur ein Symbol oder wiederkehrendes Motiv. Es handelt sich vielmehr um ein urtümliches Muster, fest verwurzelt im kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit.

Die von Jung identifizierten universellen Themen rufen tiefe emotionale Reaktionen hervor. Sie besitzen quer durch alle Kulturen eine bedeutende Signifikanz.

Die zwölf Archetypen

Insgesamt entwickelte Jung zwölf verschiedene Archetypen, von denen wir sechs hier vorstellen. Da wäre etwa der «Held», welcher Mut beweisen möchte, oder der «Weise», dessen Streben nach Wahrheit ihn antreibt.

Mann im Narrenkostüm.
Der Narr steht bei Jung für Kreativität und Humor. - Depositphotos

Gänzlich anders verhält sich laut Jung der «Magier». Er ist kreativ, ein Idealist, spirituell und visionär.

Der «Unschuldige» dagegen ist geprägt von seiner Suche nach Glück, der »Rebell« von Gerechtigkeit und Rebellion. Auch den «Narren» gibt es – er ist unterhaltsam und witzig, aber auch respektlos.

Die Haupt-Archetypen

Die zwölf Archetypen nach Jung stellen eine genaue Klassifizierung dar. Zudem hat der Psychologe vier primäre innere Formate festgelegt.

Mann hält Maske.
Im Alltag trägt jeder Mensch eine Maske. - Depositphotos

Persona: Hierunter versteht Jung die Maske, die wir alle in der Öffentlichkeit tragen. Diese stellt unser öffentliches Bild dar, mit dem wir wahrgenommen werden wollen.

Anima/Animus: Mit diesem Begriff werden die weiblichen bzw. männlichen Aspekte der Psyche bezeichnet. Sie treten in jedem Menschen auf.

Archetypen im Alltag

Hilfreich an den Haupt-Archetypen Carl Gustaf Jungs ist die Tatsache, dass sie unseren Alltag bestimmen. Auch wenn dies nicht auf bewusster Ebene passiert.

Schatten: Dieser Archetyp steht für die dunklen Aspekte der Seele. Diese werden oftmals aus dem Bewusstsein verdrängt, tauchen aber ebenfalls bei jedem Menschen auf.

Wütende Frau im Auto.
Der Archteyp des Schattens äußert sich auch in Wut. - Depositphotos

Das Selbst: Dieser Archetyp wiederum stellt die Vereinigung des Bewussten und Unbewussten dar. Daraus ergibt sich letztlich der ganzheitliche Mensch.

Die Archetypen und das Verhalten

Die Archetypen sprechen direkt das Unbewusste der menschlichen Seele an. Sie verraten Träume, Sehnsüchte und Wünsche.

Dabei sagen Sie aber auch viel darüber aus, wie wir uns verhalten. Etwa, wie wir mit Stress umgehen oder Probleme mit anderen Menschen lösen.

Deshalb kann es für viele Menschen hilfreich sein, sich mit den Archetypen der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Psychologen, die sich auf Jung stützen, arbeiten auch heute damit.

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