Wie alltägliche Routinen unser Gehirn neu verdrahten
Forscher haben herausgefunden, dass tägliche Aktivitäten wie Schlafen und körperliche Betätigung das Gehirn auf lange Sicht signifikant beeinflussen.
Forscher der Aalto-Universität und der Universität Oulu, Finnland, stellten fest: Alltägliche Faktoren wie Schlafqualität und körperliche Bewegung können über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen hinweg Resonanzen in unserem Gehirn erzeugen.
Diese Erkenntnis legt nahe, dass unsere Routinen langfristige Auswirkungen auf kognitive Fähigkeiten und Gehirnfunktion haben.
Erfahrungen prägen unser Hirn
Im Rahmen einer Studie untersuchten die Wissenschaftler die Hirnfunktion einer Testperson über mehrere Monate hinweg. Dabei nutzten sie Daten von tragbaren Geräten und Smartphones sowie Hirnscans.
Wie die Leiterin des Forschungsteams erklärte, werden unser Verhalten und unsere mentalen Zustände ständig durch Umgebung und Erfahrungen geprägt.
Die Untersuchungen zeigten dabei überraschend langanhaltende Effekte auf die Gehirnfunktion: Das menschliche Gehirn reagiert damit nicht unmittelbar und isoliert auf das tägliche Leben. Stattdessen entwickelt sich die Hirnaktivität über viele Tage hinweg in Reaktion auf Schlafmuster, körperliche Aktivität, Stimmung und Atemfrequenz.
Stressmanagement tut dem Hirn gut – wirklich
Und noch ein spannendes Detail bringt die Studie zutage: Die Variabilität der Herzrate – ein Mass für die Anpassungsfähigkeit des Herzens – und die Synapsen im Gehirn stehen in enger Verbindung zueinander.
Ein Hinweis darauf, dass Stressmanagement-Techniken das Gehirn positiv beeinflussen können. Und auch körperliche Aktivität scheint eine wichtige rolle bei der Interaktion von Hirnregionen zu spielen. Sport zeigte der Studie zufolge positive Effekte auf das Gedächtnis und die «kognitive Flexibilität».
Doch auch geringfügige Schwankungen in Stimmung und Herzrate hinterliessen im Gehirn Spuren für bis zu fünfzehn Tage.
Wenige Tage bis zwei Wochen Hirn-Reaktionszeit
Die Forscher identifizierten zwei unterschiedliche Reaktionsmuster in der Hirnaktivität: eine kurzfristige Welle von weniger als sieben Tagen und eine langfristige Welle mit einer Länge von bis zu fünfzehn Tagen.
Schnelle Anpassungen, wie etwa der Einfluss schlechten Schlafs auf die Konzentration, schlagen sich in der ersten Welle nieder. Die zweite Welle hingegen deutet auf langsamere, länger anhaltende Effekte hin.
Die Studienergebnisse wecken Hoffnung, künftig Therapien noch besser personalisieren zu können. Insbesondere neurologische Störungen könnten früher erkannt und ihnen besser begegnet werden.