Schluss mit dem Fitness-Wahnsinn: Warum weniger mehr ist

Judith Heede
Judith Heede

Am 29.11.2023 - 13:39

Wer zu viel trainiert, riskiert Rückschläge und schwere Schäden. Warum der neue Fitness-Trend zu weniger Anstrengung und mehr Spass geht.

Schwarze Frau Yogamatte lächelt
Sport soll auch Spass machen. - Depositphotos

Schlagwörter wie «HIIT Training», «Hardcore Fitness» oder «Tägliches Workout», suggerieren, dass nur der härteste Workout zum Erfolg führt. Doch was passiert, wenn trotz strenger Diät und intensivem Training keine Ergebnisse sichtbar werden?

Dann könnte sein, dass Sie zu viel trainieren. Wir erklären, warum weniger tatsächlich mehr ist.

Der Irrglaube vom «Immer mehr»

Viele von uns sind überzeugt davon: Je härter wir trainieren und je weniger wir essen, desto beeindruckender werden die Resultate sein. Diese Einstellung kann jedoch schnell in eine Sackgasse führen.

Tägliches Training ist für viele selbstverständlich, manchmal sogar zwei pro Tag. Dazu kommt eine strenge Diät, die den Körper ungenügend versorgt – doch oftmals zahlt sich die harte Arbeit nicht aus.

Grüner Smoothie Turnschuh Tisch.
Wer dauerhaft abnehmen will, kommt an gesunder Ernährung und Sport nicht vorbei. - Depositphotos

Wenn es um das Erreichen von Diät- oder sportlichen Zielen geht, fällt es oft schwer, zufrieden zu sein. Wir haben ständig das Gefühl, nicht genug zu tun.

Hardcore Training hält keiner durch

Vielleicht haben Sie auch schon einmal gedacht: «Oh, es funktioniert. Vielleicht sollte ich einfach noch ein bisschen mehr machen und die Ergebnisse werden noch besser». Doch diese Denkweise führt meistens nur dazu, dass wir uns ausgelaugt und ausgebrannt fühlen.

Selbst wenn Sie gerne Sport treiben – stundenlange Workouts jede Woche sind auf die Dauer kaum durchzuhalten. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Stunden am Tag und viele von uns stehen unter konstantem Zeitdruck.

Waschbrettbauch Frau mit Hanteln
Ein zu hartes Training hält keiner durch. - Depositphotos

Durch den Versuch, immer mehr Zeit im Fitnessstudio zu verbringen, vernachlässigen wir oft andere Bereiche unseres Lebens. Das kann dazu führen, dass unsere Arbeitsleistung leidet oder wir soziale Aktivitäten vernachlässigen.

Ihre Kalorienaufnahme arbeitet gegen Sie

Wenn Sie viel oder besonders hart trainieren, reduzieren Sie vermutlich auch Ihre Kalorienzufuhr, um schneller zum Wunschgewicht zu kommen. Oder Sie kompensieren unbewusst Ihr hohes Energiedefizit durch übermässige Nahrungsaufnahme.

Frau isst Salat Gym
Wer viel trainiert muss richtig essen. - Depositphotos

Wir alle wissen, dass regelmässiges Training und eine ausgewogene Ernährung der Schlüssel zu einem gesunden Körper sind.

Aber was passiert, wenn wir es übertreiben? Was passiert, wenn unser Streben nach Perfektion uns in einen Teufelskreis von Übertraining und Unterernährung führt?

Symptome einer unzureichenden Kalorienzufuhr

Anzeichen dafür, dass Sie möglicherweise nicht genug essen, können vielfältig sein. Ständige Müdigkeit oder Schlaflosigkeit könnten erste Warnsignale sein.

Vielleicht bemerken Sie auch Stimmungsschwankungen oder haben Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. In schwereren Fällen kann es zu Haarausfall kommen oder bekommen als Frau ihre Tage nicht mehr.

Auch Ihr Fortschritt im Fitnessstudio könnte stagnieren. Vielleicht schaffen Sie es einfach nicht mehr, Ihre Gewichte zu steigern oder bestimmte Trainingsziele zu erreichen. Sollten diese Symptome auftreten und Sie keinen offensichtlichen Grund dafür finden können, sollten Sie Ihre Ernährung überprüfen.

Energiesparmodus: Der Körper auf Sparflamme

Wenn wir intensiv trainieren und gleichzeitig die Kalorienzufuhr reduzieren, reagiert unser Körper genau so, wie er programmiert ist: Er versucht Energie einzusparen. Anstatt also zusätzliche Kalorien für den Muskelaufbau zu verbrennen, werden diese für lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Temperaturregulierung verwendet.

Blonde Frau liegend Gym
Machen Sie auch im Gym mal eine Pause. - Depositphotos

Das mag in Zeiten von Hungersnöten sinnvoll sein, aber beim Versuch, Fett zu verlieren oder Muskeln aufzubauen, ist es kontraproduktiv.

Ein chronischer Energiemangel kann Ihre Leistungsfähigkeit im Training stark beeinträchtigen. Langfristig kann dies dazu führen, dass Sie keine Fortschritte mehr machen oder sogar Rückschritte erleben.

Hormonelles Ungleichgewicht: Die unsichtbare Gefahr

Zu viel Sport und zu wenig Essen können auch hormonelle Störungen verursachen. Wenn unser Körper unter Stress steht, produziert er vermehrt das Stresshormon Cortisol.

Dies kann wiederum dazu führen, dass wir anfälliger für Gewichtszunahme sind und Wasser einlagern. Besonders bei Frauen kann eine dauerhafte Kalorienunterversorgung schwerwiegende Folgen haben – bis hin zum Ausbleiben der Menstruation (FHA).

Überbeanspruchungsverletzungen: Der hohe Preis des Erfolgs

Sind Sie ständig müde? Haben Sie Schmerzen in Gelenken oder Muskeln? Ignorieren Sie diese Symptome oft einfach nur, um weiter trainieren zu können?

Dann könnten dies Anzeichen dafür sein, dass Ihr Körper überlastet ist. Übertraining gepaart mit Unterernährung erhöht das Risiko für Überbeanspruchungsverletzungen wie Stressfrakturen, Sehnenentzündungen oder Schienbeinkantensyndrom.

Die Balance finden: Gesundheit statt Perfektion

Sicherlich ist es gut, Ziele zu haben und sich dafür einzusetzen. Aber wir sollten dabei niemals unsere Gesundheit aufs Spiel setzen. Es ist wichtig, dass wir lernen auf unseren Körper zu hören und seine Signale ernst nehmen.

Eine ausgewogene Ernährung sollte uns Energie geben und nicht Schuldgefühle verursachen. Und Sport sollte uns Freude bereiten und unser Leben bereichern – nicht bestimmen.

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