Depressionen fördern quälende Menstruationsschmerzen

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Am 23.02.2025 - 06:39

Neue Forschungsergebnisse zeigen einen überraschenden Zusammenhang zwischen Depressionen und Menstruationsbeschwerden. Was steckt dahinter?

frau mit zykluskalender
Neue Forschungsergebnisse zeigen einen überraschenden Zusammenhang zwischen Depressionen und Menstruationsbeschwerden - Depositphotos

Wer unter starken Regelschmerzen leidet, sucht oft verzweifelt nach den Ursachen.

Natürlich kommen zuerst gynäkologische Probleme wie Fibrome, Endometriose oder Zervixstenose in Betracht.

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Depressionen verstärken Menstruationsbeschwerden; Menstruationsbeschwerden erhöhen das Risiko für depressive Verstimmungen – ein Teufelskreis. - Depositphotos

Doch laut neuesten Forschungsergebnissen könnte ein ganz anderer Grund hinter den monatlichen Qualen stecken. Welcher das ist, erfahren Sie hier.

Verursachen Schmerzen die depressive Stimmung?

Die Ergebnisse in einer im Fachjournal «Briefings in Bioinformatics» veröffentlichen Studie legen einen Zusammenhang zwischen Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe) und Depressionen nahe.

Die Auswirkungen mentaler Erkrankungen auf den Zyklus und die Menstruationsbeschwerden weltweit seien enorm, ihr Zusammenhang jedoch noch immer schlecht erforscht, so Dr. John Moraros.

Laut dem Dekan der School of Science an der Xi'an Jiaotong-Liverpool Universität in China ging man bisher davon aus, dass die Schmerzen depressive Stimmung hervorrufen könnten.

Depression als Ursache für die Schmerzen?

Die aktuelle Studie stellt diese Annahme nun auf den Kopf: Es scheint eher so zu sein, dass die Depression selbst die Ursache für die Schmerzen ist.

Tatsächlich waren Menschen mit einer Depression 51 Prozent häufiger von Menstruationsschmerzen betroffen.

Mittlerfunktion: Schlafstörungen

Die chinesische Studie identifizierte ferner Schlafstörungen als wichtigen Vermittler zwischen Depressionen und Menstruationsschmerzen.

Bei Frauen, die zusätzlich zur Depression an Schlafstörungen leiden, ist das Risiko für starke Regelschmerzen dreimal so hoch wie bei Frauen, die «nur» an Depression leiden.

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Nachts keine Ruhe finden: Das kennen Frauen mit starken Regelbeschwerden und Depressionen zur Genüge. - Depositphotos

Die Behandlung von Schlafproblemen könnte daher für die Therapie beider Erkrankungen entscheidend sein.

Tipps für guten Schlaf

Regelmässige Schlafenszeiten, ein kühles, dunkles Schlafzimmer und Entspannungstechniken wie Meditation versprechen Linderung.

Entwickeln Sie eine beruhigende Abendroutine und verlassen Sie das Bett, wenn Sie nicht einschlafen können.

Regelmässige Bewegung am Tag und die Reduzierung von Stress können ebenfalls zu besserem Schlaf beitragen.

Die Rolle des Serotonins bei Depressionen

Eine wichtige Rolle mit Blick auf Regelschmerzen spielt auch das Serotonin in unserem Körper. Das Gewebshormon und Neurotransmitter kommt im Zentralnervensystem, Darmnervensystem und Blut vor und beeinflusst Stimmung, Schlad-Wach-Rhythmus und Emotionen.

Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des Universitätsklinikums Leipzig untersuchte den Serotonin-Transport im Gehirn. Vor der Menstruationsblutung erhöhe sich demzufolge die Serotonin-Transporter-Dichte im Gehirn, was zu einem Verlust des Botenstoffs führen kann.

Diese Veränderung im Serotoninspiegel kann Symptome wie Depressionen, Reizbarkeit, Schlafstörungen und Kontrollverlust auslösen.

Vor allem Frauen mit PMDS betroffen

Frauen mit prämenstruellem Syndrom (PMS) und der schwereren Form, der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) leiden besonders häufig auch unter Depressionen.

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Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) werden häufig zur Behandlung von PMS eingesetzt. Doch erhöhen sie auch das Risiko für Übelkeit, Antriebslosigkeit und den Wunsch nach mehr Schlaf. - Depositphotos

Die Konzentrationen der Sexualhormone Östrogen und Progesteron schwanken in der zweiten Hälfte des Zyklus stark. Diese Hormone beeinflussen den Serotoninspiegel, der sich wiederum direkt auf die Stimmung auswirkt.

Bei Frauen mit PMDS scheint die Reaktion des Gehirns auf diese zyklischen Veränderungen falsch reguliert zu sein.

Hilfe für den Serotoninhaushalt und gegen Depressionen

Patientinnen könnten in der kritischen Phase vor der Menstruation Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einnehmen, um den Serotoninspiegel zu regulieren.

Auch die Verwendung von Tageslichtlampen sowie eine Tryptophan-reiche Ernährung (Käse, Geflügel, Sojabohnen, Nüsse) wirken sich positiv auf den Serotoninhaushalt aus.

Ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig psychische Gesundheit mit Blick auf das Verständnis von Krankheitssymptomen im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus ist. Aktivitäten wie Bewegung, Yoga und Stressbewältigungstechniken können sowohl bei Depressionen als auch bei Regelschmerzen hilfreich sein.

Führen Sie über mehrere Monate ein Zyklustagebuch, das Hinweise auf das Vorliegen einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) gibt.

frau mit wärmeflasche im bett
Eine Wärmeflasche, ein warmes Bad oder spezielle Wärmepflaster tun ebenfalls gut bei Regelschmerzen. - Depositphotos

Für die Behandlung der Depressionen und Menstruationsprobleme gibt es zwei medikamentöse Ansätze: die Unterdrückung der Eierstocksfunktion oder die Beruhigung des Stimmungssystems mit Antidepressiva.

Leiden Sie unter starken Schmerzen, können Sie zu Paracetamol oder Ibuprofen greifen. Bevorzugen Sie natürliche Mittelchen, bieten Tees aus Schafgarbe oder Frauenmantel eine sanfte Alternative.

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