Was steckt hinter der Hautkrankheit Morbus Grover?

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Hautkrankheiten gibt es wie Sand am Meer. Haben Sie etwa schon einmal von Morbus Grover gehört? Nein? Dann klären wir Sie hier darüber auf.

juckreiz arm
Morbus Grover kommt unter anderem mit starkem Juckreiz. - Depositphotos

Sie bemerken plötzlich einen intensiven Juckreiz auf Ihrer Brust oder Ihrem Rücken, der Sie nachts wachhält. Kleine rötliche Bläschen breiten sich aus und verwandeln sich in verkrustete Läsionen.

Was zunächst wie ein harmloser Hautausschlag aussieht, könnte die seltene Grover-Krankheit (auch Morbus Grover) sein: eine mysteriöse Hauterkrankung, die Mediziner noch immer vor Rätsel stellt.

Was ist die Grover-Krankheit?

Die Grover-Krankheit, medizinisch als transiente akantholytische Dermatose bezeichnet, ist eine aussergewöhnlich seltene Hauterkrankung. Sie betrifft lediglich 0,1 Prozent der Bevölkerung und manifestiert sich durch charakteristische Hautveränderungen.

Männer erkranken dreimal häufiger als Frauen, wobei das durchschnittliche Erkrankungsalter bei 61 Jahren liegt. Die meisten Betroffenen sind kaukasischer Abstammung, was auf mögliche genetische Faktoren hindeutet.

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Die Erkrankung wurde erstmals in den 1970er-Jahren beschrieben und trägt den Namen ihres Entdeckers. Ältere Männer sind besonders häufig betroffen. - Pixabay

Die Krankheit zeichnet sich durch ihren unvorhersagbaren Verlauf aus: Während manche Patienten nur wenige Wochen betroffen sind, leiden andere über Jahre hinweg. Diese Unberechenbarkeit macht sowohl die Diagnose als auch die Behandlung zu einer besonderen Herausforderung.

Symptome: Wenn die Haut Alarm schlägt

Das charakteristischste Merkmal der Grover-Krankheit ist ein intensiver, oft quälender Juckreiz. Dieser kann so stark werden, dass er den Schlaf und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.

Die sichtbaren Hautveränderungen beginnen meist als kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Sie erscheinen rot, rosa oder bräunlich und sind hauptsächlich auf Brust und Rücken lokalisiert, doch in manchen Fällen breiten sich die Läsionen auch auf Arme und Beine aus.

Mit der Zeit verkrusten die Bläschen und hinterlassen kleine Narben. Ihre rasche Entstehung unterscheidet die Grover-Krankheit von anderen chronischen Hauterkrankungen.

Hautkrankheit ist ein medizinisches Rätsel

Die genauen Ursachen der Grover-Krankheit sind bis heute nicht vollständig verstanden. Forscher haben jedoch verschiedene Auslöser identifiziert, die das Auftreten der Krankheit begünstigen können: übermässige Hitzeeinwirkung und starkes Schwitzen.

Intensive Sonneneinstrahlung wird ebenfalls als möglicher Trigger diskutiert. Viele Patienten berichten von einem Krankheitsausbruch nach längeren Aufenthalten in der Sonne oder nach Urlaubsreisen in warme Klimazonen.

Studien zeigen zudem eine auffällige Häufung bei Patienten mit Nierenversagen und Krebserkrankungen. 61 Prozent der Grover-Patienten hatten bereits eine Krebsdiagnose.

Diagnose: Der Weg zur Gewissheit

Hausärzte oder Dermatologen beginnen mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung und einer detaillierten Anamnese. Dabei ist besonders wichtig, wann die ersten Symptome aufgetreten sind.

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Ein Dermatologe nimmt die betroffenen Hautstellen zunächst unter die Lupe und entnimmt dann eine Probe. - Karl-Josef Hildenbrand/dpa-tmn/dpa

Bei einer Hautbiopsie wird eine kleine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop auf sogenannte Akantholyse untersucht. Die Akantholyse beschreibt den Verlust der Verbindungen zwischen den Hautzellen.

Diese Zellveränderung ist das Markenzeichen der Grover-Krankheit und bestätigt die Diagnose. Ohne diese mikroskopische Untersuchung wäre eine eindeutige Identifizierung der Erkrankung nicht möglich.

Behandlung: Symptomlinderung im Fokus

Da es keine spezifisch zugelassenen Medikamente für die Grover-Krankheit gibt, konzentriert sich die Therapie auf die Linderung der Symptome. Topische Kortikosteroide, direkt auf der Haut aufgetragen, sind oft die erste Wahl zur Reduktion der Entzündung.

Antihistaminika, die oral eingenommen werden, können den quälenden Juckreiz deutlich reduzieren. Sie blockieren die Histaminwirkung im Körper und verschaffen vielen Patienten spürbare Erleichterung.

Bei schweren oder therapieresistenten Fällen kommen stärkere Medikamente zum Einsatz. Retinoide, die von Vitamin A abgeleitet sind, fördern die Zellerneuerung und können das Hautbild verbessern. In extremen Fällen wird sogar eine Lichttherapie mit UV-Strahlen erwogen.

Vorbeugen ist möglich

Der wichtigste Präventionsansatz lautet für Betroffene: Vermeiden Sie bekannte Auslöser. Übermässige Hitze- und Sonnenexposition sollten Sie nach Möglichkeit meiden werden, besonders in den Sommermonaten.

Regelmässige Anwendung von Sonnenschutzmitteln ist essenziell für gefährdete Personen. Ein hoher Lichtschutzfaktor schützt nicht nur vor Sonnenbrand, sondern kann auch das Risiko für die Grover-Krankheit verringern.

sonnenschutzmittel
Die Haut sollte stets mit Sonnenschutzmittel eingecremt werden. Nachcremen nicht vergessen! - Depositphotos

Weil starkes Schwitzen auch im Schatten vorkommen kann, gilt hier präventiv: luftige Kleidung, klimatisierte Räume und bitte massvolle körperliche Anstrengung bei Hitze.

Die Prognose ist gut

Die Grover-Krankheit hat trotz ihrer Unberechenbarkeit oft eine günstige Prognose. Viele Fälle heilen spontan innerhalb von sechs bis zwölf Monaten ab, ohne dass eine intensive Behandlung erforderlich ist.

Allerdings kann die Krankheitsdauer stark variieren: Während manche Patienten bereits nach wenigen Wochen beschwerdefrei sind, leiden andere über Jahre hinweg. Diese Unvorhersagbarkeit erfordert eine individuelle Betreuung und regelmässige ärztliche Kontrollen.

Der intensive Juckreiz führt oft zu Schlafstörungen und psychischem Stress. Mit der richtigen Behandlung lassen sich diese Beschwerden jedoch meist gut kontrollieren, sodass Betroffene ein weitgehend normales Leben führen können.

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