Warum du als Frau mehr Schlaf brauchst, als du denkst

Janine Karrasch
Janine Karrasch

Frauen schlafen anders als Männer und brauchen oft mehr Ruhe. Hormone, Stress und biologische Unterschiede erklären, warum sieben Stunden nicht immer reichen.

frau mit schlafmaske
Obwohl ihr Schlafbedarf höher ist, schlafen Frauen statistisch gesehen schlechter und berichten häufiger von schlechter Schlafqualität und Schlafproblemen als Männer. - Depositphotos

Du kennst das Gefühl: Der Wecker klingelt nach sieben Stunden Schlaf, aber du fühlst dich trotzdem wie ein Zombie. Während dein Partner scheinbar mühelos aus dem Bett springt, kämpfst du dich durch den Morgen.

Warum das so ist, lässt sich leichter erklären, als du vielleicht denkst – und sie hat nichts mit mangelnder Disziplin zu tun. Tatsächlich zeigt die Forschung, dass Frauen andere Schlafbedürfnisse haben als Männer, und das aus ganz konkreten biologischen und auch gesellschaftlichen Gründen.

Die Elf-Minuten-Regel: Warum Frauen länger schlafen und trotzdem müder sind

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Frauen durchschnittlich elf Minuten mehr Schlaf pro Nacht bekommen als Männer. Diese zusätzlichen Minuten sind jedoch kein Luxus, sondern eine biologische Notwendigkeit, um die schlechtere Schlafqualität zu kompensieren.

Leidest du an Schlafstörungen?

Der Grund liegt in den häufigeren Schlafunterbrechungen, die viele Frauen erleben. Während Männer oft tiefer und ungestörter schlafen, kämpfen Frauen mit fragmentiertem Schlaf und weniger erholsamen Tiefschlafphasen.

Dein zirkadianer Rhythmus – deine innere biologische Uhr – läuft tatsächlich etwas schneller als der von Männern. Das bedeutet, dass du natürlicherweise früher müde wirst und früher aufwachst.

Hormone spielen verrückt: Der weibliche Schlafzyklus im ewigen Chaos

Deine Hormone sind wie ein unsichtbarer Dirigent, der deinen Schlaf orchestriert – manchmal allerdings ziemlich chaotisch. Östrogen und Progesteron schwanken nicht nur während deines Menstruationszyklus, sondern beeinflussen auch deine Schlafarchitektur.

Während der prämenstruellen Phase sinkt der Progesteronspiegel drastisch, was zu unruhigem Schlaf und häufigem Aufwachen führt. Gleichzeitig kann der schwankende Östrogenspiegel deine Körpertemperatur beeinflussen und Hitzewallungen verursachen.

ehepaar im bett
Als ob Schlafstörungen in den Wechseljahren nicht genug wären, kommt dann auch oft noch ein schnarchender Partner dazu ... - Depositphotos

Besonders während der Menopause wird dieser hormonelle Tanz zum regelrechten Wirbelsturm. Der sinkende Östrogenspiegel kann zu chronischen Schlafproblemen führen.

Der Teufelskreis aus Stress, Sorgen und schlechtem Schlaf

Frauen berichten häufiger über höhere Stresslevel als Männer, und das hat direkte Auswirkungen auf den Schlaf. Stress aktiviert das Cortisol-System, das eigentlich dafür sorgen soll, dass du wach und aufmerksam bleibst – genau das Gegenteil von dem, was du abends brauchst.

Hinzu kommt, dass Frauen öfter die Rolle der Hauptbetreuerin in Familie und Haushalt übernehmen. Diese zusätzliche mentale Belastung hält das Gehirn auch nachts auf Trab.

Depressionen und Angststörungen, die bei Frauen häufiger diagnostiziert werden, verstärken diese Problematik zusätzlich. Sie schaffen einen Teufelskreis aus schlechtem Schlaf, erhöhtem Stress und verschlechterter psychischer Gesundheit.

Schlafstörungen haben ein Geschlecht: Die ungleiche Verteilung nächtlicher Probleme

Frauen haben ein 40 Prozent höheres Risiko für Schlaflosigkeit als Männer, was sich in Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen äussert. Das Restless-Legs-Syndrom, bei dem du einen Drang verspürst, deine Beine zu bewegen, tritt bei Frauen sogar doppelt so häufig auf.

schlafstörung
Das weibliche Gehirn ist komplexer vernetzt und arbeitet intensiver, vor allem wegen häufigen Multitaskings. - Depositphotos

Interessant ist, dass Männer doppelt so oft unter Schlafapnoe leiden, einer Störung, bei der die Atmung während des Schlafs aussetzt. Diese unterschiedliche Verteilung von Schlafstörungen zeigt, wie wichtig geschlechtsspezifische Ansätze in der Schlafmedizin sind.

Acht Stunden Schlaf sollten es schon sein

Aufgrund der häufigeren Unterbrechungen benötigen viele Frauen acht bis neun Stunden Schlaf, um sich wirklich erholt zu fühlen. Besonders nach dem 55. Lebensjahr berichten Frauen häufiger über Tagesmüdigkeit als Männer gleichen Alters.

Dies unterstreicht die Wichtigkeit, die eigenen Schlafbedürfnisse ernst zu nehmen und nicht an unrealistischen Standards festzuhalten.

Praktische Tipps für besseren Frauenschlaf: Deine Toolbox für erholsame Nächte

Die gute Nachricht ist, dass du deine Schlafqualität mit gezielten Massnahmen deutlich verbessern kannst. Eine konsequente Schlafhygiene ist dabei der Schlüssel zum Erfolg und kann bereits nach wenigen Wochen spürbare Verbesserungen bringen.

frau liest im bett
Statt vor dem Schlafen noch ein wenig auf Instagram und Co zu scrollen, kannst du dich mit einem Buch auf die Nacht vorbereiten. - Depositphotos

Schaffe dir ein entspannendes Abendritual, das deinem Gehirn signalisiert, dass es Zeit zum Runterfahren ist. Das kann ein warmes Bad, Lesen oder Meditation sein – wichtig ist die Regelmässigkeit, nicht die perfekte Ausführung.

Achte darauf, dass dein Schlafzimmer kühl (zwischen 16 und 19 Grad Celsius), dunkel und ruhig ist. Vermeide Bildschirme mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen, da das blaue Licht die Melatonin-Produktion stört und deine natürliche Müdigkeit unterdrückt.

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