Hochfunktionale Angststörung bei Kindern erkennen und helfen

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Kinder mit einer hochfunktionalen Angststörung gelten als stark, doch innerlich kämpfen sie jeden Tag. Was Eltern unbedingt wissen sollten.

Nachdenklicher Junge sitzt auf einer Treppe
Etwa jedes zehnte Schulkind entwickelt laut Experten eine behandlungsbedürftige Angststörung. - Depositphotos

Ein Kind, das freundlich, fleissig und verlässlich wirkt, ist selten Grund zur Sorge. Doch der Schein täuscht: Gerade die Unauffälligen leiden häufig still und unbemerkt.

Fachleute sprechen in solchen Fällen von einer hochfunktionalen Angststörung.

Ängste gehören im Allgemeinen zu den häufigsten psychischen Belastungen im Schulalter. Häufig sind sie Ergebnis eines perfektionistischen Drucks, kombiniert mit der Sorge, dass man versagt oder andere enttäuscht.

Indizien, die leicht übersehen werden

Kinder mit hochfunktionaler Angststörung fallen selten durch Panikattacken auf. Stattdessen zeigen sie körperliche Beschwerden – Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafprobleme.

Schulmädchen im Klassenraum
Anhaltender Perfektionismus ist kein Ehrgeiz, sondern oft ein Versuch, Unsicherheit und Angst zu überspielen. - Depositphotos

Manche Kinder entwickeln Rituale, andere überkompensieren mit Disziplin und Ordnung, wirken nervös, sind übermässig besorgt. Viele suchen ständig Bestätigung, dass alles richtig ist.

Lehrpersonen und Eltern deuten, was Erschöpfung in einer Art Tarnmodus ist, fälschlicherweise oft als Reife oder Ehrgeiz.​ Was die Sache nicht leichter macht: Die Symptome bleiben oft unspezifisch oder sind gar nicht erst als solche sichtbar.

Was passiert, wenn sie Angst unerkannt bleibt?

Unbehandelter Dauerstress hinterlässt Spuren. Betroffene Kinder ziehen sich zurück, blockieren bei kleinsten Fehlern und verlieren das Gefühl, einfach so richtig und genug zu sein.

Auch hier denken Eltern noch oft, ihr Kind sei nur sensibel oder besonders gewissenhaft. Doch die Angst, die im Alltag mitläuft, raubt Energie und Leichtigkeit.

Und nicht zuletzt gesundes Selbstbewusstsein, dass das Leben und seine Ziele erst spannend und lebenswert macht.

Alltag entlasten – Sicherheit schaffen

Kinder brauchen Platz zum Atmen, kein Leben unter Druck. Feste Routinen, ausreichend Schlaf und regelmässige Bewegung helfen, Spannungen zu regulieren.

Eltern können ihren Nachwuchs stärken, indem sie Fehler normalisieren und kleine Erfolgsmomente betonen. Auch Entspannungsübungen oder kreative Hobbys wie Zeichnen oder Musik mindern das innere Dauerfeuer.

Mädchen zeigt Eltern ihr Kunstwerk, Bild, malen, Farben
Beim Malen können Kinder Gefühle ausdrücken, für die sie keine Worte finden. Gestalterisches Arbeiten aktiviert im Gehirn zudem dieselben Regionen wie Entspannungsübungen. - Depositphotos

Was dabei nicht vergessen werden sollte: Wichtig ist, dem Kind erstmal zuzuhören, statt es sofort zu korrigieren – und ihm zu zeigen, dass es keinesfalls perfekt sein muss.

Wann Hilfe nötig wird

Wenn Ängste den Alltag bestimmen oder körperliche Beschwerden zunehmen, ist professionelle Hilfe wichtig. Kinderpsychotherapeuten oder Schulpsychologen können die Ursachen erkennen und passende Wege aufzeigen.

Manchmal genügt schon eine kurze Beratung, um die Situation zu klären. In anderen Fällen hilft eine Verhaltenstherapie, Ängste gezielt abzubauen.

Entscheidend ist, dass das Kind seine Sorgen benennen kann und sich verstanden fühlt, damit Schritt für Schritt Vertrauen und Sicherheit entstehen.

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