ADHS bei Erwachsenen: Können die Symptome einfach verschwinden?
ADHS-Symptome bleiben oft bis ins Erwachsenenalter bestehen. Sie bestimmen den Alltag – auch wenn ihre Ausprägung sich verändert.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird oft als Kinderkrankheit angesehen, die einige Kinder überwinden, sobald sie das Erwachsenenalter erreichen. Doch für viele Menschen bleibt ADHS auch im Erwachsenenalter ein ständiger Begleiter oder wird sogar erst in dieser Lebensphase diagnostiziert.
Rund sieben Prozent der erwachsenen Bevölkerung weltweit leiden unter symptomatischem ADHS. Früher nahm man an, dass etwa die Hälfte aller Personen mit kindlichem ADHS im Erwachsenenalter eine Remission erleben.
Allerdings zeigen neuere Untersuchungen und ärztliche Erfahrungen: Viele Betroffene erfahren weiterhin Einschränkungen durch ADHS, ihre Symptome kommen und gehen.
Zyklus von Remission und Rückfall
Erwachsene mit ADHS kämpfen häufig mit Impulsivität, Konzentrationsschwierigkeiten, Problemen bei Organisation oder Zeitmanagement sowie Stimmungsschwankungen. Die Behandlung zielt darauf ab, diese Symptome zu minimieren und ihren Einfluss auf den Alltag zu reduzieren.
Viele Betroffene erleben Phasen relativer Normalität. Zeiten, in denen funktionale Systeme greifen und der Alltag kaum beeinträchtigt ist, obwohl sie Medikamente nehmen oder Therapiemassnahmen umsetzen.
Wie oft tritt eine Remission bei Erwachsenen mit ADHS auf?
In diesen Phasen treten drei oder weniger Symptome auf und die klinische Definition von ADHS wird nicht mehr erfüllt. Was bedeutet eigentlich «Remission»?
Eine standardisierte Definition existiert noch nicht. Allgemein versteht man darunter das Auftreten von drei oder weniger Symptomen und somit das Nicht-Erfüllen der klinischen Definition von ADHS.
Zeitweise weniger Symptome
Bei einer partiellen Remission sind es vier bis fünf Symptome, die den Alltag immer noch beeinträchtigen können. Etwa ein Drittel aller Menschen mit ADHS erleben irgendwann in ihrem Leben eine solche Remission.
Einer der längsten Studien zu diesem Thema zeigte. Fast 30 Prozent der über einen Zeitraum von 16 Jahren beobachteten Personen erlebten mindestens einmal eine vollständige Remission.
Was führt zur Remission bei Erwachsenen-ADHS?
Mehr als 60 Prozent hatten Phasen von Remission und Rückfall während des Beobachtungszeitraums. Noch ist unklar, welche Faktoren genau zur Remissionsphase beitragen.
Kindheitsfaktoren wie die anfängliche Schwere des kindlichen ADHS sowie psychische Gesundheit der Eltern könnten Einfluss haben. Je nachdem setzen sich die Symptome bis ins Erwachsenenalter fort – oder eben nicht.
Theorien zur Remission
Erwachsene mit persistierendem (anhaltendem) ADHS neigen eher dazu, Angststörungen zu entwickeln, Verhaltensstörungen zu zeigen oder abhängig von Marihuana zu werden. Das macht es schwieriger, die Auswirkungen von ADHS von denen des Substanzmissbrauchs oder anderen psychischen Problemen zu unterscheiden.
Es gibt drei Theorien zur Remission: Erstens könnte das Gehirn sich normalisieren und beginnen, mehr wie das eines neurotypischen Menschen auszusehen.
Zweitens könnte das Gehirn kompensieren – einige Teile verändern sich möglicherweise, wodurch einige Symptome sich reduzieren. Drittens entwickeln Betroffene vielleicht selbst Kompensationen, indem sie ihre Umgebung kontrollieren und beispielsweise tägliche Routinen erstellen, um den Einfluss der Symptome auf ihr Leben zu verringern.