Diabetes & Co.: Darum sind die ersten Lebensjahre entscheidend

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 21.11.2024 - 11:05

Diabetes ist auch als Zuckerkrankheit bekannt. Und wie viel Zucker ein Kind bereits im Mutterbauch erhält, könnte mit deren Entstehung zusammenhängen.

Kind, Eiscreme, Süssigkeit
Ab und zu etwas Süsses: Natürlich ist das erlaubt. Regelmässiger Zuckerkonsum bei kleinen Kindern könnte aber das Risiko von Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 im späteren Leben erhöhen. - Depositphotos

Weisser Zucker ist für Babys und Kleinkinder ungesund – das wissen wir. Dennoch nehmen Babys häufig zu viel davon auf – sei es im Mutterleib oder später durch Babynahrung. Sogar die WHO warnt vor Zuckerzusatz in Lebensmitteln für Babys – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Neuesten Forschungsergebnissen zufolge könnte der Verzehr von Zucker in den ersten Lebensjahren schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben. Eine hohe Zuckeraufnahme der Mutter während der Schwangerschaft und insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren des Kindes scheint ein bedeutender Faktor für die Entwicklung von Diabetes und Bluthochdruck im späteren Leben zu sein.

Britische Zuckerrationierung als Datengrundlage

Eine Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Tadeja Gracner an der University of Southern California hat genauer untersucht, wie sich dieser frühe Zuckerkonsum auf die Gesundheit auswirkt.

Geeignete Daten für dieses Vorhaben zu finden, ist allerdings eine Herausforderung. Schliesslich variiert die Zuckeraufnahme in frühen Lebensjahren heutzutage meist von Person zu Person – je nachdem, welche Ernährungsgewohnheiten die Mutter und die Familie generell befolgen.

Kind, Junge, Bub, Kuchen, Süsses
Täglich Kuchen? Zur Zeit der Zuckerrationierung in Grossbritannien unvorstellbar. - Depositphotos

Für seine Studie nutzte das Team um Dr. Gracner daher eine besondere historische Situation: die Zeit der Zuckerrationierung in Grossbritannien im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Während dieser Phase waren Erwachsenen weniger als 40 Gramm pro Tag zugewiesen.

Für Kinder waren 15 Gramm täglich vorgesehen und Kleinkinder unter zwei Jahren erhielten Zucker nur in sehr begrenzten Mengen. Nach dem Ende der Rationierung im September 1953 verdoppelte sich der Zuckerkonsum dann fast sofort – dies lässt Rückschlüsse auf gesundheitliche Auswirkungen zu.

Diabetesrisiko noch Jahrzehnte später niedriger

Das Forschungsteam analysierte die Gesundheitsdaten von mehr als 60'000 Menschen, die zwischen Oktober 1951 und März 1956 geboren wurden. Die Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der letzten Befragung zwischen 51 und 66 Jahre alt.

Kind, Ärztin, Mädchen
Von einer begrenzten Zuckeraufnahme im Kleinkindalter könnten wir noch Jahrzehnte später profitieren. - Depositphotos

Sie fanden heraus, dass Personen, die zu Beginn der Zuckerrationierung geboren wurden und somit die ersten Kindheitsjahre nahezu zuckerfrei verlebten, ein um 35 Prozent niedrigeres Diabetesrisiko aufwiesen als Probanden, die nach dem Ende der Zuckerrationierung zur Welt kamen. Falls Erstere an Diabetes erkrankten, geschah dies im Durchschnitt zudem etwa vier Jahre später.

Damit legt die Studie nahe: Eine Begrenzung der Zuckeraufnahme während der Schwangerschaft und in den ersten zwei Lebensjahren könnte vor Typ-2-Diabetes und Hypertonie schützen.

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