Krebsmedikament gegen Alzheimer? Neue Studie gibt Hoffnung

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 03.09.2024 - 11:58

Ein Mittel, das zur Immuntherapie bei Krebs eingesetzt wird, könnte möglicherweise auch beim Kampf gegen Demenz zum Einsatz kommen. Das sagt die Wissenschaft.

Alzheimer, Parkinson, Symbolbild
Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein Mittel zur Immuntherapie bei Krebs auch bei neurodegenerativen Krankheiten helfen könnte. - Depositphotos

Ein innovativer Ansatz könnte die Behandlung von Alzheimer ein Stück weiter bringen. So wollen Forscher jetzt herausgefunden haben, dass ein Medikament, das ursprünglich zur Krebstherapie entwickelt wurde, auch bei Alzheimer in den frühen Stadien hilfreich sein könnte.

Zuckerstoffwechsel im Gehirn als Schlüssel?

Eine bekannte Begleiterscheinung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson ist die gestörte Glukoseverwertung im Gehirn. Nun hat ein internationales Forscherteam ein Enzym entdeckt, das im Gehirn Betroffener speziell die Veränderungen des Zuckerstoffwechsels reguliert.

Damit könnte sich nach Ansicht von Experten ein neuer Weg zur Bekämpfung der neurodegenerativen Krankheiten eröffnen. Faszinierend ist dabei die Entdeckung, dass das Rad nicht erst neu erfunden werden muss, sondern schon ein bekanntes Krebsmedikament diese Enzymaktivität blockieren kann.

Demenz, Medikamente, Frau
Bei dementen Menschen ist in aller Regel auch der Zuckerstoffwechsel im Gehirn beeinträchtigt. - Depositphotos

In einem Versuch mit Mäusen konnte die Funktion des Hippocampus, zentral für das Lernen und Gedächtnis, wiederhergestellt werden.

Aufregender Fund mit grossem Potenzial

Bei dem betreffenden Enzym handelt es sich um Indolamin-2,3-Dioxygenase 1 (IDO1). Es spielt eine Rolle beim Umbau der Aminosäure Tryptophan zu Kynurenin – einem Molekül, das an Alterungsprozessen im Gehirn beteiligt ist.

Die Forscher entdeckten, dass das Blockieren des IDO1-Enzyms bei Mäusen dazu beitrug, Gedächtnis und kognitive Fähigkeiten in den frühen Stadien der Alzheimer-Krankheit zu bewahren.

Medikamente zur Hemmung von IDO1 kommen aktuell bei der Behandlung verschiedener Krebsarten zum Einsatz. Jetzt scheint es denkbar, dass IDO1-Hemmer bald auch im Rahmen von Therapien neurodegenerativer Krankheiten genutzt werden könnten.

Ein neuer Ansatzpunkt: Astrozyten im Fokus

Interessanterweise fanden die Wissenschaftler heraus, dass IDO1 vor allem in den sogenannten Astrozyten aktiv ist. Das sind Zellen im Gehirn, die die Neuronen unterstützen und schützen.

Weitere Experimente zeigten: Das Blockieren der IDO1-Aktivität durch das Immuntherapeutikum PF068 erhöht den Zuckerstoffwechsel in den Astrozyten signifikant.

Das könnte erklären, warum die Mäuse nach einer Behandlung mit diesem Medikament bessere Leistungen in einem Labyrinthtest zeigten. Denn: Das Gedächtnis der kleinen Nager hatte sich verbessert!

Tests mit menschlichem Gewebe nähren erste Hoffnung

Untersuchungen an menschlichen Hirngewebeproben bestätigen diese Ergebnisse. Bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz fanden die Forscher zahlreiche Hinweise, dass Störungen in der Regulation dieses Stoffwechselwegs tatsächlich zur Alzheimer-Erkrankung beitragen.

Maus, Labor
Nicht immer bestätigen sich Ergebnisse aus Tierversuchen beim Menschen, doch die Zuversicht ist gross. - Depositphotos

Entsprechend gross ist die Zuversicht, dass die Entdeckungen den Weg für neue therapeutische Ansätze bei Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen ebnen könnten.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: Die nächsten Schritte sind klinische Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit dieser neuen Behandlungsmethode beim Menschen zu testen.

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