Alk statt Essen: Das droht bei Drunkorexie
Nichts essen, um Kalorien für den Alkohol aufzuheben? Die sogenannte «Drunkorexie» ist besonders bei jungen Menschen verbreitet. Ein gefährliches Phänomen.

Immer mehr junge Menschen greifen zu einer riskanten Methode, um ihre Figur zu halten: «Drunkorexie». Ein Begriff, der sich aus dem englisch Wort für «Trunkenheit» («drunk») und dem Fachbegriff für Magersucht («Anorexie») zusammensetzt.
Als Begriff beschreibt «Drunkorexie» das Verhalten von Personen, die ihren Kalorienverbrauch durch Nahrung einschränken, um Platz für alkoholische Getränke zu schaffen. Die Hauptmotivation hinter dieser Praxis ist die Angst vor Gewichtszunahme.
Besonders verbreitet scheint dieses Konzept unter Studentinnen zu sein – doch auch Männer sind nicht davor gefeit.
Gesellschaftliche «Ideale» fördern Drunkorexie
Nicht nur auf dem Campus ist Drunkorexie ein Problem. Bei einer australischen Studie beispielsweise reduzierten 64 Prozent der weiblichen Teilnehmer ihre Nahrungsaufnahme, um das per Alkohol aufgenommene Mehr an Kalorien so wieder auszugleichen.

Soziale Medien und Schönheitsideale üben grossen Druck auf viele junge Menschen aus, schlank zu bleiben und gleichzeitig am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Drunkorexie wird häufig als «cleverer Trick» dargestellt, um beide Ziele zu erreichen.
Gruppenzwang und die Angst, etwas zu verpassen, verstärken das problematische Verhalten zusätzlich. Viele Betroffene erkennen nicht, dass sie sich und ihrer Gesundheit damit langfristig schaden.
Alk ohne Essen: Warum Drunkorexie so riskant ist
Wer Mahlzeiten auslässt, bevor er Alkohol trinkt, riskiert einen schnelleren und stärkeren Rausch. Ohne Nahrung im Magen steigt der Alkoholspiegel rasch an, und die Kontrolle über das eigene Verhalten schwindet schneller.
Ausserdem braucht unser Körper eine Mindestmenge an Nährstoffen, um den Alkohol zu verarbeiten. Fehlen diese, weil der Magen leer ist, schlägt sich das gleich in einem schlechteren Stoffwechsel nieder.

Langfristig kann Drunkorexie zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Mangelernährung, Leberschäden und ein erhöhtes Risiko für Unfälle. Und auch psychische Folgen wie Angststörungen oder Depressionen werden oft übersehen.
Ärztliche Beurteilung ist wichtig
Für Drunkorexie existieren keine einheitlichen diagnostischen Kriterien. Die Beurteilung erfolgt meist durch eine Kombination aus Anamnese, Verhaltensbeobachtung und Screening auf beide Störungsbilder.
Standardisierte Fragebögen zu Essstörungen und Alkoholmissbrauch werden adaptiv eingesetzt. Differenzialdiagnostisch müssen klassische Essstörungen (Anorexie, Bulimie) und eigenständige Alkoholabhängigkeit ausgeschlossen werden.

Laborparameter wie Leberwerte und Elektrolytstörungen durch Mangelernährung ergänzen die Diagnostik. Auch Psychiater werden häufig zur Diagnosestellung hinzugezogen.
Drunkorexia im Zaum halten
Vor allem für junge Menschen ist es leicht, dem Gruppendruck nachzugeben und ungesunde Gewohnheiten zu entwickeln. Wer Anzeichen von «Alkoholanorexie» bei sich oder anderen bemerkt, sollte frühzeitig handeln.
Mässiger Alkoholkonsum und eine ausgewogene Ernährung sind dann das A und O. Neben einer Ernährungsberatung kann auch eine psychotherapeutische Begleitung Betroffene dabei unterstützen, ihre Ess- und Trinkverhalten wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Offene Gespräche mit Freunden oder Familie sind ein wichtiger erster Schritt. Angebote wie ambulante Therapiegruppen oder Selbsthilfenetzwerke haben sich als hilfreich erwiesen, um Bewältigungsstrategien zu erlernen.
Alkohol geht auch mit wenig Kalorien
Wählen Sie kalorienarme Getränke wie trockenen Weiss- oder Rotwein (80 bis 90 Kalorien auf 100 Milliliter), leichte Biere (30 bis 50 Kalorien auf 100 ml) oder mit Wasser gespritzte Schorlen, um Ihre Kalorienaufnahme zu halbieren. Klare Spirituosen wie Wodka oder Gin mit kalorienarmen Mixern (zum Beispiel Soda) sind ebenfalls eine gute Wahl.

Trinken Sie zu jedem alkoholischen Getränk ein Glas Wasser: Es gleicht Ihre Flüssigkeitsbilanz aus und reduziert den Alkohol in Ihrem Blut. Damit beugen Sie auch typischen Durstgefühlen vor, die Sie sonst schnell wieder mit dem champusgefüllten Glas liebäugeln machen ...
Und: Lassen Sie zuckerhaltige Cocktails mit Sahne oder Sirup den anderen, ziehen Sie kleine Portionsgrössen in schmalen Gläsern den grossen Schwenkern vor. Das sieht nicht nur eleganter aus, sondern Sie haben die Mengen auch besser im Griff.