Bulimie im Freundeskreis: So verhalten Sie sich richtig
Etwa 3,5 Prozent der Schweizer gleiten laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Laufe ihres Lebens in eine Essstörung. So helfen Sie bei einer Bulimie.

Bulimie ist eine heimtückische Erkrankung, die das Leben von Betroffenen und deren Umfeld stark beeinflusst. Viele Angehörige fühlen sich hilflos und wissen oft nicht, was jetzt das Richtige ist.
Sie kennen diese Situation? Wir geben Ihnen Tipps, wo Sie ansetzen können.
Fragen, nicht urteilen
Die erste Regel lautet: Seien Sie eine Unterstützung, ohne den Erkrankten zu überfordern oder zu bevormunden. In erster Linie gilt: Fragen Sie stets behutsam nach den Gefühlen der Person, ohne Druck auszuüben.

Besonders wichtig: Meiden Sie aufgeladene Gespräche über das Essverhalten oder das Aussehen, denn das verstärkt potenzielle Scham und begünstigt einen Rückzug.
Empathie und Verständnis beweisen
Menschen mit Bulimie kämpfen oft mit starken inneren Konflikten und Selbstzweifeln. Zeigen Sie Verständnis für die schwierige Situation und vermeiden Sie Schuldzuweisungen, denn diese helfen nicht weiter.
Drücken Sie Ihre Unterstützung aus, indem Sie zuhören; teilen Sie Ihre eigenen Gefühle woanders, werden Sie nicht zu einer zusätzlichen Last.
Und: Machen Sie sich bewusst, dass Essstörungen komplexe Erkrankungen sind, die professioneller Hilfe bedürfen. Als Freund, Familie oder anders nahestehender Mensch können Sie Betroffene unterstützen, aber nicht die Rolle eines Arztes oder eines Psychotherapeuten übernehmen.
Klare Grenzen setzen – ohne zu bevormunden
Als Angehöriger oder Freund ist es wichtig, klare Grenzen zu ziehen, um nicht unbewusst das krankhafte Verhalten zu unterstützen. Vermeiden Sie zum Beispiel, nach Essattacken aufzuräumen, da dies eine bestehende Essstörung noch verstärken kann.
Und: Sprechen Sie das Thema Bulimie offen an, statt es zu verschweigen, denn das verstärkt das Problem ebenfalls. Verdrängung hilft niemandem.

Gleichzeitig sollten Sie sich davor hüten, die Kontrolle übernehmen zu wollen. Es geht darum, die betroffene Person zu ermutigen, eigene Schritte zu gehen ‒ lassen Sie Raum für Eigeninitiative und Selbstverantwortung.
Professionelle Hilfe – der Weg aus der Bulimie
Eine Bulimie verschwindet selten von allein, professionelle Unterstützung ist fast immer unerlässlich. Die Behandlung umfasst meist eine Kombination aus Psychotherapie, Ernährungsberatung und medizinischer Betreuung.
Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie, weil sie Betroffenen dabei hilft, eigene Denkmuster und Auslöser für Essanfälle zu erkennen und zu verändern. Je nach Schweregrad kann die Therapie ambulant, tagesklinisch oder stationär erfolgen.
Ergänzend gibt es Angebote wie Kunst- oder Bewegungstherapie, die helfen, neue Wege im Umgang mit Stress und Gefühlen zu finden. Angehörige können die Therapie begleiten, etwa durch Familiengespräche oder den Austausch mit Beratungsstellen.