Was du besser nicht sagst: 5 Klassiker, die soziale Angst verstärken

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Rund jede fünfte Person in der Schweiz erlebt laut Universitätsspital Zürich (USZ) irgendwann eine Angststörung – und gut gemeinte Worte helfen da selten.

Mutter tröstet weinende Tochter
Soziale Angst ist keine Schüchternheit, sondern eine Belastung, die oft übersehen oder unterschätzt wird. - Depositphotos

Händedruck, kurzer Small Talk, ein Lächeln in der Runde – für viele Alltag, für andere purer Stress. Wer unter sozialer Angst leidet, erlebt jede Begegnung als mögliche Prüfung.

Schon der Gedanke, beobachtet oder bewertet zu werden, löst manchmal Herzrasen und Schwindel aus. Der Körper reagiert, als drohe Gefahr, obwohl nur ein Gespräch bevorsteht.

Dahinter steckt keine Überempfindlichkeit, sondern eine anerkannte Angststörung, die Millionen betrifft. Umso wichtiger ist es, Betroffenen gegenüber die eigenen Worte mit Bedacht auszuwählen ‒ und auf folgende Sätze lieber zu verzichten.

1. Fehlendes Verständnis: «Komm, stell dich nicht so an!»

Dieser Satz entwertet echte Gefühle. Er klingt nach einer Aufmunterung, führt aber oft dazu, Vertrauen zu untergraben.

Einsamer Mann im Schlafzimmer
Rückzug, Isolation und Unsicherheiten sind für viele Alltag, wenn sie unter einer sozialen Angststörung leiden. - Depositphotos

Wer so spricht, lässt Betroffene allein mit Scham und Rückzug. Besser: offen bleiben, ernst nehmen, nicht bewerten. Verständnis wirkt stärker als jede Ermahnung.

2. Leichter gesagt als getan: «Entspann dich mal!»

Dieser Ratschlag übersieht, was Angst mit dem Körper macht. Wer angespannt ist, kann sich nicht einfach beruhigen.

Der Druck, jetzt «funktionieren» zu müssen, verschlimmert oft die Situation. Ruhe und Nähe helfen ‒ und manchmal genügt ein Blick, der sagt: «Es ist okay, wenn du dich unwohl fühlst.»

3. Ein Urteil, das Grenzen zieht: «Du bist halt schüchtern»

Dieser Satz soll beschwichtigen, doch er grenzt aus. Schüchternheit ist eine Eigenschaft, soziale Angst dagegen ein Zustand, der lähmend wirkt.

Wer Menschen so labelt, schafft falsche Tatsachen. Sag lieber: «Ich weiss, das kostet dich Überwindung» – das zeigt Respekt.

4. Ehrlich, aber unbedacht: «Ich verstehe das nicht»

Auch wenn du es ehrlich meinst, kann der Satz verletzen. Er signalisiert Unverständnis, wo Akzeptanz gefragt wäre.

Mann und Frau im Gespräch, Sofa
Wer fragt, zeigt Nähe. Wer urteilt, schafft Distanz. - Depositphotos

Niemand verlangt, dass du alles nachvollziehst. Wichtig ist, Mitgefühl zu zeigen: «Erklär mir, was dir hilft.» Damit öffnest du Raum für Vertrauen, ohne zu urteilen.

5. Freundlich, jedoch wenig hilfreich: «Sei einfach du selbst!»

Der Satz klingt unterstützend, kann aber massiv verunsichern. Menschen mit sozialer Angst kämpfen damit, überhaupt zu wissen, wie sie in Gesellschaft wirken.

Statt Freiheit spendet der Appell zusätzlichen Druck, «richtig» sein zu müssen. Besser ist ein Signal von Sicherheit – zum Beispiel: «Es reicht völlig, dass du da bist.»

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