Die unsichtbaren Narben: Wie Trauma unser Jetzt formt
Ein tief sitzendes Trauma beeinflusst das gesamte Leben. Umso wichtiger ist therapeutische Hilfe – eine Selbstheilung gibt es nämlich nicht.
«Trauma» ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend Eingang in unseren alltäglichen Sprachgebrauch gefunden hat. Er beeinflusst die Art und Weise, wie man über seine eigene Geschichte, die Beziehungen und sogar die Selbstwahrnehmung spricht.
Die gestiegene Aufmerksamkeit und das abnehmende Stigma sind zweifellos positive Entwicklungen. Doch mit dieser Popularität kommt auch die Gefahr einer Vereinfachung und der Verwechslung anderer mentaler Erkrankungen mit einem Trauma.
Was genau ist ein Trauma?
Ein Trauma definiert sich nicht durch vergangene Ereignisse allein, sondern vielmehr dadurch, wie diese Ereignisse weiterhin in einem Menschen leben.
Diese Perspektive ist besonders relevant im Kontext komplexer Traumata. Das gilt etwa für ein Trauma, das oft auf inkonsistente Kindheitserfahrungen zurückgeht, einschliesslich Vernachlässigung oder Missbrauch.
Im Kern geht es bei Traumata um Erlebnisse, welche die Fähigkeit überfordern, die eigenen Emotionen zu regulieren. Dies verändert auch das Verständnis von der Welt und der eigenen Rolle darin.
Das Trauma bleibt Teil des Lebens
Die Folge davon sind Dissoziationen und Dysregulationen. Diese Zustände verhindern, dass der traumatisierte Mensch das eigentliche Ich entdecken und ausleben kann.
Unabhängig vom therapeutischen Ansatz liegt der Schlüssel zur Bewältigung traumatischer Erfahrungen darin zu verstehen, dass das Trauma Teil des Lebens bleiben wird. Was eine Situation traumatisch macht, ist nicht unbedingt das Ereignis selbst; es sind viel mehr seine Auswirkungen.
Besonders wichtig für dieses Verständnis sind komplexe Entwicklungstraumata aus dem Kindesalter, wenn beispielsweise Emotionen unterdrückt oder bestraft wurden. Diese vergangenen Erlebnisse werden immer wieder neu inszeniert sowie erlebt und hindern Betroffene daran, sich sicher oder geliebt zu fühlen.
Wie therapeutische Beziehungen heilen können
Das Wesentlichste im Kampf gegen solche tiefgreifenden Wunden ist die Möglichkeit, eine heilsame Erfahrung innerhalb einer Therapiebeziehung zu nutzen. Es geht dabei weniger um spezielle Techniken als vielmehr um Authentizität seitens des Therapeuten.
Kann dieser etwa neugierig und offen auf seine Patienten eingehen? Erkennt er beispielsweise Depressionen als Ausdruck des Traumas?
Das sind jedoch nicht die einzigen Punkte, die beachtet werden sollten, wenn Sie auf der Suche nach einem Trauma-Therapeuten sind. Denn die gute Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu jeder erfolgreichen Therapie.
Was macht einen guten Trauma-Therapeuten aus?
Neben der Tatsache, dass ein Therapeut seinem Klienten gegenüber zugewandt sein muss, gibt es weitere Kriterien für eine Therapie. So darf man beispielsweise nie vergessen, dass es Menschen gibt, die man auf Anhieb unsympathisch findet.
In einem solchen Fall bringt es nur wenig, bei diesem Therapeuten zu bleiben, denn Sie werden sich nicht öffnen können. Hören Sie also auf Ihr Bauchgefühl.
Ebenfalls wichtig ist die Erkenntnis, dass ein Therapeut nur Hilfestellung zur Lösung von tiefsitzenden Problemen geben kann. Er ist somit ein Werkzeug zur Genesung – kein Wunderheiler.