Einen Überlegenheitskomplex haben: Das steckt dahinter

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Überlegenheit kann einsam machen – hier liest du, woran du erkennst, ob du betroffen bist, und wie du wieder zu dir stehen kannst, ganz so wie du bist.

Verärgerte Frau, lachender Mann
Nicht selten entwickeln Menschen mit angeknackstem Selbstwert ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis und laufen Gefahr, sich anderen überlegen zu fühlen. - Depositphotos

Der Kollege erklärt allen ungefragt, wie der Laden am besten läuft. Beim Elternabend wird eine Mutter nicht müde zu betonen, wie sie alles «viel effizienter» regelt.

Auch im Freundeskreis tritt immer jemand auf, der schneller, schlauer oder erfolgreicher ist als die anderen. Dahinter steckt oft ein sogenannter Überlegenheitskomplex.

Was bedeutet das?

Hinter dem ständigen Drang, anderen überlegen zu sein, finden sich oft ganz andere Motive als echtes Selbstbewusstsein. Psychologen sprechen von einem Überlegenheitskomplex, wenn Menschen sich ständig in den Vordergrund spielen, um innere Unsicherheit oder Selbstzweifel zu überspielen.

Frauen, Diskussion
Dein Gegenüber weiss alles besser, macht alles besser und gibt sich auch so? Möglich, dass es sich bei seinem Verhalten um einen Überlegenheitskomplex handelt. - Depositphotos

Praktisch kann sich so ein Verhalten in übertriebener Selbstdarstellung, Machtspielchen oder ständiger Kritik an anderen zeigen. Im Alltag sind das oft Menschen, die keinen Widerspruch dulden und jede Kleinigkeit zu ihrem Vorteil auslegen.

Typische Anzeichen für einen Überlegenheitskomplex

Immer das letzte Wort und wenig Toleranz für andere Meinungen gehören zu den typischsten Anzeichen. Personen mit Überlegenheitskomplex stellen zudem eigene Erfolge ständig heraus.

Und: Sie werten andere ab oder spielen sich selbst in der Gruppe als Alpha-Typ auf. Sie hören selten zu und lassen Kritik einfach abprallen.

Im Privatleben wie im Job entstehen so Spannungen – häufiger Streit und wenig echte Nähe sind das Resultat.

Auswirkungen im Alltag

Ein Überlegenheitskomplex kann nicht nur Beziehungen belasten, sondern auch die Stimmung am Arbeitsplatz vergiften. Wer sich ständig behaupten muss, verliert leicht den Kontakt zur Wirklichkeit.

Teams funktionieren schlechter, neue Ideen haben kaum Platz. Und Gespräche drehen sich immer um einen selber.

Auch Freundschaften leiden: Viele einst gute Freunde von Menschen mit Überlegenheitskomplex ziehen sich irgendwann zurück, weil sie sich nicht ernst genommen fühlen oder keinen Raum bekommen.

Was hilft Betroffenen?

Ein guter Anfang ist, sich selber zu beobachten: Wie reagiere ich auf Kritik? Gibt es Dinge, die mich unsicher machen – und überspiele ich das mit Sprüchen oder Rechtfertigungen?

Mann, nachdenklich
Du bist selbst betroffen? Notiere einmal täglich, welche Situationen dich nervös machen und wie du darauf reagierst. Das schärft das Bewusstsein für Verhaltensmuster. - Depositphotos

Vielleicht merkst du, dass du dich in heiklen Momenten verteidigst oder schnell zum Spott greifst, um souverän zu wirken. Vertraute Menschen dürfen dir gern ehrlich, aber respektvoll Rückmeldung geben – das tut manchmal weh, kann aber neue Perspektiven schaffen.

Selbstmitgefühl ist dabei zentral: Niemand ist immer stark oder fehlerfrei – gestehst du das ein, öffnet sich dir manchen Türen für mehr Verständnis und echten Zusammenhalt.

Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten

Bist du nicht selbst betroffen, hast aber mit solchen Persönlichkeiten zu tun, solltest du nicht jede Selbstdarstellung direkt persönlich nehmen. Überhebliches Verhalten darf dich nerven, aber du musst nicht darauf eingehen.

Ein kurzer Konter oder humorvoller Spruch kann die Situation oft entschärfen. Auch sich freundlich ab- oder anderen zuwenden ist immer eine Möglichkeit.

Wer sich weigert, jeden Machtkampf mitzuspielen, verschafft sich Respekt und überträgt im besten Fall seine entspannte Haltung auf sein Gegenüber.

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